Über Jahre hinweg hat Ausstellungsmacher Immo Opfermann die kleinen Kunstwerke gesammelt, die Häftlinge für ihre mitinhaftierten Leidensgenossen anfertigt haben. Die Dokumente sind jetzt in der Alten Synagoge Hechingen zu sehen. Foto: Maute Foto: Schwarzwälder-Bote

Ausstellung mit Porträts und Glückwunschkarten aus dem KZ Erzingen am Sonntag eröffnet

Von Andrea Maute Hechingen. Die Kunst, der Grausamkeit des Lebens die Stirn zu bieten: Auf den Porträts und Glückwunschkarten aus dem KZ Erzingen, die seit Sonntag in der Alten Synagoge in Hechingen zu sehen sind, ist sie auf Papier gebannt.

Sie sind ein Zeichen von Menschlichkeit in Zeiten der Entmenschlichung – Dokumente, die Licht in das Dunkel des Lagerlebens brachten. Über Jahre hat Ausstellungsmacher Immo Opfermann die kleinen Kunstwerke gesammelt, die Häftlinge für ihre mitinhaftierten Leidensgenossen anfertigt haben. Der Schömberger hat sich intensiv mit dem "Unternehmen Wüste" beschäftigt – den Arbeitslagern, in denen gegen Ende des Krieges versucht wurde, Öl aus Schiefer zu gewinnen.

Was Opfermann in einer Broschüre kommentiert hat, sind Zeitzeugnisse, die eine Antwort auf die Frage geben, wie es möglich war, angesichts der widrigen Verhältnisse nicht zu resignieren. Es ist die Zuversicht, dass diese schreckliche Zeit zu Ende gehen wird.

"Die Freiheit kommt zurück", heißt es etwa auf einer Karte, die der holländische Gefangene Bernard Hemmer von französischen Kameraden zum Geburtstag erhalten hat. Der Schrei nach Freiheit manifestiert sich darauf als Häftling in Lagerkleidung, der aus voller Kehle das Freiheitslied anstimmt.

"Die Inhalte spiegeln die KZ-Situation, die immer als bald vorübergehend bezeichnet wird", betonte Immo Opfermann in seiner Einführung. Ihrer Ohnmacht hatten die Häftlinge eine besondere Waffe entgegenzusetzen: den Humor. Er wurde zu einem Synonym des Überlebenswillens. Dass gerade im KZ Erzingen viele Kunstwerke entstanden sind, ist mehr oder minder Zufall.

Nach der Entdeckung von Alemannengräbern wurde der SS-Wehrgeologe Wilhelm Jordan nach Erzingen geholt, um die Fundstücke untersuchen und zu zeichnen. Letzteres war die Aufgabe der Gefangenen. Beschäftigt waren im Zeichenbüro der Genter Stadtarchitekt Julien Lievevrouw sowie Isaak Wirschup, ein Mathematiker aus Wilna und der einzige Jude des Lagers. Sie fertigten, wenn ihr Chef Jordan nicht anwesend war, Porträts und Karten für ihre Mithäftlinge.

Musikalisch umrahmt wurde die Vernissage am Sonntag von Volker Mall vom Verein KZ-Gedenkstätte Hailfingen-Tailfingen und seinen beiden Musikerkollegen Clemens Niederberger und Wolfgang Roos. Sie trugen Widerstands-Lieder wie die "Partisanen-Hymne" oder "Chant de Breendonk" vor.

u Zu sehen ist die Ausstellung noch bis zum 23. März, sonntags von 14.30 bis 17.30 Uhr, donnerstags von 18.30 bis 20 Uhr und nach vorheriger Vereinbarung.