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Religion: Vortrag über die verschiedenen Aspekte der "Schechina" und die Gerichtsbarkeit

Von Willy Beyer

Meirav Meidan referierte in der Alten Synagoge über die femininen Eigenschaften Gottes. Das Thema war aber keineswegs nur für Frauen gedacht.

Hechingen. Der hebräische Begriff "Schechina" bezeichnet im Judentum allgemein die Heimstätte oder Bewohnung Gottes in Israel, was von den meisten Gläubigen als Inbegriff seiner Allgegenwärtigkeit verstanden wird. Dass Gott nach der "Schechina" eine weibliche Seite hat, darüber referierte in der Alten Synagoge die jüdische Religionsexpertin Meirav Meidan.

Es ist für den Unkundigen ein komplexes Thema, was die Referentin da am Sonntag behandelte. Die promovierte Wissenschaftlerin ist spezialisiert auf Glaubensfragen und –erfahrungen besonders von Frauen, wie es in einer Ankündigung vom Synagogenverein hieß. "Schechine: The Female Aspects of God", hieß das in englischer Sprache gehaltene Referat. Eine Einführung zum Thema, das bei den Lerntagen in dieser Woche noch ausführlicher behandelt wird.

Zum Vortrag kamen rund ein Dutzend Interessierter, insbesondere Frauen. Doch das Thema ist ganz und gar kein reines Frauenthema. Vielmehr bildet die weibliche Seite Gottes nur einen Teilaspekt von vielen in dem Begriff "Schechina", der von den Anhängern der Kabbala noch viel differenzierter gesehen wird als die bereits erwähnte Bedeutung der Bewohnung Gottes im Volk Israel.

Die Kabbala ist eine mystische Tradition im Judentum. Sie habe sich von Nordspanien über Frankreich im Mittelalter ausgebreitet. In Worms gab es bereits im 12. Jahrhundert sowas wie ein geistiges Zentrum der Kabbala-Anhänger, erklärte die Referentin, und fügte an, dass die Kabbala starken Einfluss auf den Chassidismus gehabt habe. Jenen Bewegungen der "Frommen" im Judentum, denen hohe moralische Ansprüche und die Empfindung der Gottesnähe mit oft mystischen Ausprägungen gemein ist. Deren Hauptschriftwerk ist der Zohar, woraus Meriv Meidan Textauszüge zur Verdeutlichung des Begriffs der "Schechina" aushändigte.

Ein Wort, dass in der hebräischen Bibel nicht vorkomme, obschon es dort durchaus (verschlüsselte) Hinweise auf die weiblichen Aspekte Gottes gebe, so Meidan. So wie in einem Textauszug angedeutet, verglich die Referentin mehrmals die männliche und weibliche Seite Gottes mit dem innigen Verhältnis in der Liebe von Mann und Frau – in der Art einer untrennbaren Einheit. Dieses Verhältnis müsse stimmen. Wenn es schlecht ist, hieße das vielleicht Zerstörung.

Mütterliche Fürsorge führt Volk Israel aus der Verbannung

Schließlich sei die "Schechina" auch die Gerichtsbarkeit Gottes und ist immer dort, wo Gott weibliche Gefühle zeige, hob Meidan einige Merkmale heraus. Diese mütterlich-fürsorgliche Seite sei es auch gewesen, die das Volk Israel aus der Verbannung führte und folglich die Mutter Israels ist, so die Referentin, die auch anführte, dass der "Mind", also der Geist, die Einstellung, Haltung oder die Auffassung des Volkes Gott selbst durchaus beeinflussen könne. Ebenso wie Dämonen auf die "Schechina" wirken könnten.

Zustandegekommen ist die Vortragsreihe mit Meirav Meidan durch Cornelia Maas vom Vorstand des Vereins Alte Synagoge. Sie lernte Meidan in Israel kennen, die dort hauptberuflich bei der Armee Thora-Unterricht erteilt, speziell für aus dem Ausland eingewanderte Juden.

Interessierte haben die Möglichkeit den Vertiefungsvortrag von Meirav Meidan in Englisch noch heute, Mittwoch, von 11 bis 17 Uhr in der Alten Synagoge in Hechingen zu besuchen.