Bezahlbaren und komfortablen Wohnraum schaffen, das ist das Ziel der Kreisbau. Fotos: Stopper Foto: Schwarzwälder-Bote

Wohnungsbau: Der neue Kreisbau-Geschäftsführer Wilhelm Stiefet schaut in die Zukunft

Günstige Wohnungen bereitstellen, damit auch nicht so betuchte Einwohner im Altkreis Hechingen nicht in Bruchbuden hausen müssen, darin sieht Wilhelm Stiefet als neuer Kreisbau-Geschäftsführer seine Aufgabe.

Von Klaus Stopper

Hechingen. Was ist die Kreisbau überhaupt? Wie wichtig ist sie für die Region? Solche Frage traten in den vergangenen Monaten sehr in den Hintergrund. Die Auseinandersetzungen um den entlassenen früheren Geschäftsführer Jens Kirschner bestimmten die Schlagzeilen.

Vergessen wurde dabei manchmal, dass die Hechinger Kreisbau keinesfalls eine in die Landkreis- oder die Kommunalverwaltungen eingegliederte Einrichtung ist, sondern eine ganz normale Genossenschaft, die hauptsächlich davon lebt, dass sie Wohnungen vermietet.

Kreisbau hat keinen Privateigentümer

Ist die Kreisbau eine ganz normale, gewinnorientierte Immobilienfirma? Wilhelm Siefet wiegt den Kopf hin und her. Einerseits nein. "Wir haben schon eine soziale Verpflichtung", stellt er klar. Die Kreisbau habe keinen Privateigentümer, der möglichst hohe Gewinne einstreichen will, "wir haben Mitglieder". Derzeit sind das etwa 750. Die meisten sind Mieter der der etwa 720 Wohnungen, die der Genossenschaft in einem Gebiet gehören, das hauptsächlich Hechingen, Haigerloch, Rangendingen, Bisingen, Burladingen umfasst.

Und diese Mieter haben zwei sich eigentlich wiedersprechende Interessen: Möglichst günstige Mieten, gleichzeitig aber auch Wohnungen in einer möglichst hohen Qualität. Das betrifft Wärmedämmung und damit geringe Nebenkosten, Pflege der Außenanlagen, Innenrenovierung. Das verursacht dann wieder hohe Kosten, die ausschließlich über die Mieten finanziert werden müssen.

Deshalb ist die Kreisbau dann eben doch auch wieder eine ganz normale Firma. Und keine kleine Firma. Etwa 34 Millionen Euro umfasste die Bilanz im Jahr 2013. "Wir müssen betriebswirtschaftlich rechnen", erklärt Wilhelm Stiefet. Einfach Wohnraum bauen, billig vermieten und damit dann rote Zahlen schreiben, das könne sich die Genossenschaft nicht erlauben.

Mit günstigem Wohnraum Geld verdienen, sei aber gar nicht so einfach, meint Stiefet. Die Baukosten steigen durch die ständig höher werdenden Auflagen. In den Ballungsräumen wird das über hohe Mieten ausgeglichen, der Hechinger Raum mit seiner durchschnittlichen Kaltmiete von 5,40 Euro pro Quadratmeter ist das nicht so einfach.

In den vergangenen Jahren war die Kreisbau bei Neubauprojekten sehr zurückhaltend. Das grob geplante Projekt auf dem Gelände der ehemaligen Kreisklinik wurde fallen gelassen. Vielleicht auch das eine Folge der Kirschner-Auseinandersetzungen?

Wilhelm Stiefet sagt dazu gar nichts. Er blickt in die Zukunft, und da sei für ihn schon ein wichtiges Ziel, künftig auch wieder im Neubaubereich tätig zu werden. Durchaus möglich, dass da nächstes Jahr schon Projekte angepackt werden. Konkret ist natürlich noch nichts. Er ist ja auch erst zwei Wochen im Amt.

Dass die Kreisbau im Neubaubereich tätig sein will, hängt woch auch mit einem weiteren Unterschied im Vergleich zu Privat-Immobilienfirmen zusammen: Die Genossenschaft hat einen Aufsichtsrat, in dem Bürgermeister ein gewichtiges Wörtchen mitreden. Hechingen zwar nicht. Die Brüskierung von Dorothea Bachmann bei den jüngsten Wahlen hat ja weite Wellen geschlagen. Aber Rangendingen, Burladingen, Jungingen haben dort Vertreter.

Auf Fremdverwaltung ist ein Aufgabenfeld

Und die haben natürlich den Wunsch, für ihre Einwohner auch Wohnungen in einem Preissegment anbieten zu können, die normale Immobilienfirmen eher nicht bauen würden. Das betrifft beispielsweise auch große Wohnungen mit vier und mehr Zimmern, wie sie Familien mit Kindern benötigen. Eine gewisse Querfinanzierung sei hier sicher anzustreben, meint Stiefet. Dreizimmerwohnungen, wie sie bei doppelverdienenden Paaren ohne Kinder beliebt sind, könnten etwas teurer sein, dafür die großen Familienwohnungen billiger. Überreizen könne man das aber nicht, stellt er klar.

Ein Geschäftsfeld der Kreisbau ist zudem die Fremdverwaltung für 41 Wohnanlagen, drei Gewerbeobjekte, eine Wohnanlage mit zehn Einheiten und einem Geschäftsversorgungsvertrag sowie eine Stiftung mit neun Einheiten.

Wilhelm Stiefet wird es also nicht langweilig werden. Aber er kennt das Geschäft, denn zuvor hat er in einer Wohnungsgenossenschaft in Radolfzell ebenfalls an leitender Stelle gearbeitet. Fehlt ihm in Hechingen nicht der Bodensee? "Ach wissen Sie, die haben da unten gerade Dauernebel, und im Winter, wenn die Touristen weg sind, ist es da völlig tot", erklärt er. Als geborener Ulmer wisse er die Reize der Alb durchaus zu schätzen.

Höchste Zeit, dass bei der Kreisbau wieder die Leute im Mittelpunkt stehen, die wirklich wichtig sind: Die Einwohner der Region mit normalen oder niedrigen Einkommen, für die bezahlbarer Wohnraum mit hoher Lebensqualität geschaffen und erhalten werden muss. Hier darf nicht alles dem freien Markt überlassen werden. Im vergangenen Jahr standen bei der Kreisbau zu sehr die Kündigung von Geschäftsführer Jens Kirschner und die Kandidatur von Joachim Krüger um seine Nachfolge im Vordergrund. Hier wird wohl das Gericht über berechtigte Ansprüche entscheiden. Eigentlich Privatangelegenheiten. Um die Ansprüche der Wohnungsmieter aber wird sich mit Wilhelm Stiefet nun wieder ein Betriebswirtschaft-Profi kümmern. Und nur die Ergebnisse, die er dabei erzielt, die Projekte, die dafür angepackt werden, sind wirklich von öffentlichem Interesse.