Die Nabu-Aktivisten Gert Rominger (rechts) und Hans-Martin Weisshap wünschen sich, dass Bäumen im öffentlichen Raum mehr Bedeutung haben sollten. Pflanzpotenzial sehen sie auf Wiesen an der Haigerlocher Straße oder in einem zubetonierten Baumloch am Kirchplatz. Fotos: Stopper/Nabu Foto: Schwarzwälder-Bote

Gert Rominger und Hans-Martin Weisshap wünschen sich mehr Wertschätzung für Naturräume

Von Klaus Stopper

Hechingen. Dass die das Stadtbild prägenden Blutbuchen auf dem Obertorplatz abgesägt werden müssen, wenn die Tiefgarage gebaut wird, hat in Hechingen kaum Diskussionen ausgelöst. Gert Rominger und Hans-Martin Weisshap vom Hechinger Nabu finden, dass das symptomatisch ist.

Um dies vorauszuschicken: Der Nabu bezieht nicht Stellung gegen oder für die Tiefgarage. Zu dem Thema gibt es auch in der Naturschutzgruppe unterschiedliche Meinungen. Die Blutbuchen waren aber trotzdem Auslöser für Weisshap und Rominger, unserer Redaktion einen Besuch abstatteten, um mal grundsätzlich das Thema Stadt und Naturschutz zu sprechen.

Denn in einem Punkt sind sich wohl alle Nabu-Mitglieder einig: "Dass Bäumen, dem öffentlichen Grün ganz generell, auch in Hechingen immer nur eine nachgeordnete Bedeutung zugemessen wird", beklagt Rominger. Für ihn sei "jedenfalls nach Außen hin nicht erkennbar geworden", dass die Stadt überhaupt abgewogen habe, wie groß die Bedeutung der Blutbuchen für die Stadt überhaupt sei. "Pflanzen dürfen da sein, wo halt nichts anderes geplant ist", ergänzt Weisshap. Geschockt hat ihn beispielsweise ein Bericht aus dem Burladinger Ortsteil Ringingen, wo Trauerweiden auf dem Friedhof gefällt werden sollen, weil die Blätter Gräber verschmutzen. "Wenn Zweige und Blätter als Dreck gelten, wird es problematisch", findet Rominger.

Dass manche Gartenbesitzer auf ihrer Parzelle ökologisch wertvolle Bäume fällen, schmerzt die beiden. Außer informieren könne man hier aber wohl nicht viel tun, meinen sie. Die Kommunen aber müssten auf jeden Fall eine Vorbildfunktion übernehmen. "Wenn eine Gemeinde schon leichtfertig Bäume absägt, dann macht das Schule", befürchtet Weisshap.

Viel Platz für Bäume

Beide kennen auch postive Beispiele. Das Hechinger Kaufland beispielsweise habe seinen Parkplatz sehr schön begrünt, auch Aldi gegenüber vom Schwarzwälder Boten erhält gute Noten für die Parkplatz-Ahornbäume, die hier stehen.

Allerdings: Für eine große Linde wäre auf einem ziemlich großen Platz zum Europakreise hin schon noch Platz gewesen, eine entsprechende Wegeplanung vorausgesetzt. "Genau an solchen Dingen fehlt es", meint Weisshap. Wenn er vom Europakreisel in Richtung Haigerlocher Straße rausfährt, fallen ihm noch einige mehr geeignete Plätze ein. Linden seien während ihrer Blütezeit für Insekten enorm wichtige Nahrungsquellen, betont er.

Viel Platz für Bäume sehen die beiden auch auf dem Nasswasen. Nicht nur dort stünden Fabrikgebäude "teilweise völlig nackt in der Landschaft". Da könnte die Stadt doch Pflanzgebote erlassen oder selbst aktiv werden. Dann würde manche Industriefläche zumindest nicht mehr so störend ins Auge fallen. Das gelte beispielsweise auch für den kleinen Parkplatz an der Stillfriedstraße. Sechs Bäume standen da mal, jetzt noch zwei. "Niemand pflanzt da nach", wundern sie sich. Büsche würden die Autos dort zumindest verdecken.

Schattenspender und Staubfilter

Und weil sie auf solche Dinge achten, ist ihnen auch am Kirchplatz was aufgefallen. Vier Stellen gibt es da im Pflaster, wo offenbar Bäume stehen sollten. Nur in einem Metallkreis steht ein Baum, die anderen sind zubetoniert Dem Nabu geht es bei solchen Fragen nicht nur um die Optik. Gerade der heiße Sommer habe gezeigt, wie wichtig Bäume in der Stadt als Schattenspender und Staubfilter seien. Gebe es zu wenige, werde eine Stadt im Sommer zur Wüste.

Nun fühlt sich der Nabu keinesfalls komplett missverstanden und ignoriert von der Stadt. Mit dem Betriebshof sei die Kooperation sogar hervorragend, loben beide. Was ihnen aber fehlt, ist ein Naturbeauftragter für die Stadt, der bei allen städtischen Projekten Ansprechpartner für diese ökologischen Fragen sei. Sonst – siehe Obertorplatz – seien Bäume einfach nur weiche Hindernisse, die praktisch jedem Bauvorhaben weichen müssten, ohne dass zuvor nach Alternativen gesucht werde.

So ein Naturbeauftragter hätte ihrer Ansicht nach auch im Fürstengarten gut zu tun. Ob alte und brüchige Bäume dort an allen Stellen abgesägt oder zurechtgestutzt werden, ist immer wieder ein Streitpunkt zwischen Stadt und Fürstengartenfreunden. Auch hier sei die Kommunikation sicher verbesserungsfähig, mahnen Weisshap und Rominger.

Hoffnungslos sei ihr Kampf aber nicht, betonen beide. Rominger etwa erinnert daran, dass sich der Nabu einst dafür eingesetzt hat, dass nicht im Feilbachtal das Schloßberg-Wohngebiet mit der Fürstengarten-Siedlung zusammenwächst. "Heute sieht jeder, wie wichtig diese Freifläche ist", hält er fest.