Vier Betriebe stellen WCs gratis zur Verfügung. Foto: Schwarzwälder-Bote

Vier Betriebe stellen WCs gratis zur Verfügung. Projekt ist nicht nur für Touristen.

Hechingen - Schon vor Jahren sprach Stadtführerin Ursula Stobitzer ein Problem an: In Hechingen gibt es zu wenig oder aber schlecht erreichbare öffentliche WCs. Dem wurde nun mit der Initiative "Nette Toilette" Abhilfe geschaffen.

Ursula Stobitzer ist bereits seit 15 Jahren mit Touristengruppen in Hechingen unterwegs. Die 73-Jährige ist in Göppingen geboren, lebt aber bereits seit 1965 in der Stadt. Ihre Motivation erklärt die ehemalige Grund- und Hauptschullehrerin ganz pragmatisch: "Irgendwas muss man ja tun ihm Ruhestand." Eines stört die Stadtführerin allerdings seit Längerem. Wenn die Gäste am Obertorplatz ankommen, sei die erste Frage meist "Wo können wir aufs Klo?". Die Gäste müssten dann entweder in einer Schlange bei der öffentlichen Toilette am Kirchplatz anstehen, oder eben bei den Lokalen nachfragen. Beides hält Stobitzer für problematisch. Vor allem die Hemmschwelle, in einem Lokal nach der Benutzung der Toilette zu fragen, sei groß. So sei die 73-Jährige immer in einer Bredouille, wo sie die Gäste hinschicke. Für die ehemalige Lehrerin steht deshalb fest: "Man kann ohne Toiletten kein Tourismus machen."

Nun fand das Anliegen bei der Stadt Gehör: Anke Gärtner, Leiterin des Bereichs Tourismus und Kultur, nahm sich dem Thema an. Durch ihre Initiative hat sich die Stadt einem Projekt angeschlossen, das da heißt: "Nette Toilette".

Bei dieser Initiative bieten Gastronomiebetriebe einen zusätzlichen Service an und stellen ihre Toiletten der Öffentlichkeit gratis zur Verfügung. In Deutschland machen hierbei bereits über 200 Städte und Gemeinden mit. Von der Stadt erhalten die beteiligten Betriebe dann im Gegenzug eine monatliche Aufwandsentschädigung – in Hechingen sind das 30 Euro pro Monat.

Ab sofort gib es in der Zollernstadt vier "nette Toiletten", sie sind mit einem Aufkleber im Eingangsbereich gekennzeichnet: Das Eiscafé La Palma in der Haigerlocherstraße 2, und die Buchhandlung Teresa Welte am Marktplatz 4. Außerdem machen der Sternenbäck im Herrenacker 1 und die Bäckerei Gulde in der Bahnhofstraße 6 mit. "Die Partner waren schnell gefunden", sagt Anke Gärtner. Man habe die Betriebe nach ihrer Lage ausgewählt und sie dann angesprochen.

Gärtner freut sich, dass es mit dem Vernetzen geklappt hat, schließlich profitiert die Stadt auch von der Sache. So ist das Projekt eine Win-Win-Situation: Die Stadt spart Geld für den Bau von teuren öffentlichen Toiletten und die Gastronomen gewinnen neue Gäste sowie einen Attraktivitätsfaktor hinzu.

Projekt ist nicht nur für Touristen

Da bleibt eigentlich nur noch eine Frage offen: Warum ist die Toilette eigentlich "nett"? "Das ›Nette‹ ist, dass man die Toilette einfach nutzen darf, dass man also willkommen ist", erklärt Teresa Welte, die mit ihrer Buchhandlung beim Projekt dabei ist. Für Welte sei es klar gewesen, mitzumachen. Sie findet es einfach schön, wenn Leute in das Geschäft kommen. Dazu ist Welte der Überzeugung: "Alles was den Touristen entgegenkommt, ist für Hechingen wichtig."

Freilich sind die "netten Toiletten" nicht nur für Touristen da: Jeder darf sie benutzen und das ist ja eigentlich nichts Neues. Bület Yenisu vom Eiscafé La Palma weiß: "Bei mir kommen die Toiletten-Besucher auch so schon rein." Der einzige Unterschied: "Neu ist das Signal, das nach außen dringt", erklärt Anke Gärtner.