Zahlreiche Kunstfreunde nahmen bei der Vernissage im Weißen Häusle die Installation des Künstlerpaares Ariane Faller und Mateusz Budasz (Zweite und Dritter von rechts) in Augenschein. Foto: Maute Foto: Schwarzwälder-Bote

Weißes Häusle erlebt durch Ausstellung Renaissance als Billardzimmer / Installation von Künstlerpaar

Von Andrea Maute

Hechingen. Glück im Spiel: Im ehemaligen Billardzimmer des Hohenzollernfürsten war es einst vonnöten, um erfolgreich die Kugeln einzulochen. Seit Sonntag erlebt "Pool" dort eine Renaissance. Eine Ausstellung erinnert an die ursprüngliche Bestimmung des Weißen Häusles.

Die Installation des in Furtwangen lebenden Künstlerpaares Ariane Faller und Mateusz Budasz, die seit Sonntag in der Galerie zu sehen ist, zeugt von einem Wechselspiel. Die kunstvoll verschachtelten Dachlatten und Klappbockkonstruktionen wecken Reminiszenzen an Queues – die hölzernen Spielstöcke mit denen die Bälle beim Billard auf ihren Weg geschickt werden.

Fast meint man das Geräusch "elfenbeinfarbener, klackernder Kugeln" zu vernehmen, wie es Kunstexperte Clemens Ottnad, der am Sonntag in die Ausstellung einführte, zum Ausdruck brachte. Doch der Ball selbst fehlt, "er ist zu schnell für unser Auge"; windet sich nur in den Gedanken des Betrachters durch das labyrinthische Gebilde, das Boden, Wände und Deckenfläche mit einbezieht.

Holzlatten werden ihrem Schicksal entrissen

Jenseits der Anklänge an das populäre Spiel hat das Werk des jungen Künstlerpaares jedoch eine Bedeutungsebene, die tiefer geht. Degradiert zu nutzlos gewordenen Gebrauchsgegenständen, werden die teils grün gestrichenen, teils naturbelassenen Holzlatten ihrem Schicksal entrissen; erhalten eine neue Bestimmung. Der Experte nennt es "Umwertung der verwendeten Werkstoffe". Die Holzklappböcke "wollen nicht mehr tragendes Material sein" und werden zu Akteuren in einem Spiel der Mehrdeutigkeiten, dessen Verlauf – so scheint es – unendlich viele Überraschungen birgt.

Zusammen mit anderen plastischen Objekten, die – als Barrieren – den Lauf der Kugel behindern könnten, formen die Latten, Bretter und Klappkonstruktionen eine Bahn, die Assoziationen an den menschlichen Lebensweg eröffnet. Auf und Ab, Oben und Unten gehören dabei ebenso selbstverständlich zum Programm wie hölzerne Bruchstücke; Wunden, die ein langer Weg unwillkürlich hinterlässt. Stets präsent ist die Gefahr, tief zu stürzen. Die Installation verdeutlicht dies schon allein durch ihren Aufbau. Es sind nur Splitter, die, in den Fensterangeln verankert, die Konstruktion tragen, ihr Stabilität verleihen. Ein kleiner Baustein, der alles zu Fall bringen, aber auch alles zusammenhalten kann. "Die Erfahrung des Scheiterns" – sie offenbart sich gleichzeitig als "Chance", sich wie die Kugel seinen Weg durch den "Pool" des Daseins zu bahnen.

u Die Ausstellung im Weißen Häusle im Hechinger Fürstengarten ist noch bis 26. Juli, jeweils samstags und sonntags von 14 bis 17 Uhr, zu sehen. Am Sonntag, 26. Juli, findet um 15 Uhr ein Künstlergespräch statt, bei dem sich Ariane Faller und Mateusz Budasz auf anregende Gespräche und Begegnungen mit den Besuchern freuen.