Hechinger Unternehmer sehen auch Chancen im Online-Handel. Immer mehr Kunden kaufen per Mausclick.
Hechingen - Sei es bei Zalando, Otto oder Amazon – Immer mehr Kunden kaufen online. Verödet dadurch die Hechinger Innenstadt? Die Gefahr besteht, aber das Internet bietet Hechinger Geschäften auch neue Chancen.
Statt das Internet als Bedrohung zu sehen, profitieren sogar einige Hechinger Händler davon. Andere Geschäfte in Hechingen würde es ohne Internet gar nicht geben. Es gibt interessante Beispiele, wie sich der Hechinger Einzelhandel mit dem Internet arrangiert hat.
"Das Internet ist für den stationären Einzelhandel kritisch, aber nicht zu stoppen", meint Martin Keidel, Inhaber von "Foto Keidel" in Hechingen. "Dem Kunden ist egal, bei welchem Anbieter er kauft", erklärt er. Was zählt, seien Verfügbarkeit und Preis – und da habe man als kleiner Händler gegen die Großen kaum eine Chance. "Als reinen Kamerahändler würde es mich nicht mehr geben", vermutet er. Seine Arbeit als Fotograf sei ein wichtiges Standbein für seine Firma. Sein professionelles Studio und seine gestalterische Fähigkeit, das seien Angebote, die über das Internet nicht angeboten werden könnten.
Zudem sieht Keidel auch die vielen neuen Möglichkeiten, von denen er profitieren kann. In seinem Onlineshop können Fotobücher bestellt oder Bilder in hoher Qualität abgezogen werden. Das mache aber nur einen kleinen Anteil seines Umsatzes aus.
"Ziel ist es primär, durch den Internet–Auftritt Leute ins Geschäft zu locken", erklärt Keidel. Dort könne sein Team dann durch Qualität, Freundlichkeit und Fachkompetenz punkten.
Bücher:
"Ein Online–Shop ist unerlässlich, wenn man wettbewerbsfähig bleiben möchte", sagt Susanne Menholz, Inhaberin der Buchhandlung "Das Buch" in Hechingen. Für die Kundschaft sei es heute selbstverständlich, dass ein Geschäft auch online vertreten ist. Deshalb gibt es bei ihr die Möglichkeit, im Internet ein Buch auszusuchen, zu bestellen und sich entweder nach Hause oder in die Geschäftsstelle liefern zu lassen. "Vor allem die jüngere Generation nutzt das Angebot", berichtet Menholz. Trotzdem mache der Online–Shop nur einen geringen Anteil ihres Umsatzes aus. "Das Internet kann eine Buchhandlung nicht ersetzten", meint Menholz.
Das sieht auch Teresa Welte so, die die zweite Hechinger Buchhandlung betreibt. Auch bei ihr gibt es einen Online–Shop, aber sie setzt außerdem auf Dinge, die das Internet nicht bieten kann. In ihrem Geschäft hat sie ein kleines Café eingerichtet. Bücher und Genuss sollen hier zusammenfinden.
Schuh Weith:
"Schuh Weith" in Hechingen setzt viele Hoffnungen auf den Internethandel. Ein Drittel des Umsatzes mache er mittlerweile online, berichtet Inhaber Rainer Weith. Die Tendenz sei steigend. Das Geschäft in der Hechinger Unterstadt werde dadurch eher stabilisiert.
"In Zeiten, in denen der Online–Handel mit Schuhen und Mode jährlich im zweistelligen Prozent–Bereich wächst, kann immer und überall geshoppt werden", sagt er. Im Internet gehe es vor allem um Schnelligkeit. Für Emotion und Atmosphäre sei im Geschäft vor Ort gesorgt.
Direct&Friendly:
Anders als bei den anderen vorgestellten Händlern lief es bei "Direct&Friendly": Hier gab es zunächst nur einen Online–Shop, erst später eröffnete der Laden an der Staig in Hechingen. "Wir kombinieren die Vorteile der beiden Geschäftsmodelle", erklärt Gründerin Bettina Tzigiannis, die sich auf den Vertrieb von Ölen, Essigen und Gewürzen spezialisiert hat.
Durch den Online–Shop erschließe sie sich einen weiten Kundenkreis, und das stationäre Geschäft biete ihren Kunden die Möglichkeit, Produkte schon vor dem Kauf zu probieren. "Gutes Öl erkennt man nicht am Preis, sondern am Geschmack", sagt sie.
In Hechingen habe sie den perfekten Standort gefunden, erzählt Tzigiannis weiter. Die Mietpreise seien im Vergleich zu größeren Städten bezahlbar. Und interessierte Kunden kämen auch von weit her angereist, angezogen durch den Online–Shop.