Experten für ein faszinierendes Getränk: Anke Wolfermann, Ulrich Büttner und Gerhard Stehle (von links) luden zu einem "Blind Tasting der besonderen Art". Foto: Maute Foto: Schwarzwälder-Bote

Im Bildungshaus St. Luzen werden die Gläser geschwenkt / "Blind Tasting der besonderen Art"

Von Andrea Maute

Hechingen. Es ist ein langer Weg zum Whisky-Experten – und eine schöne Zeit dahin, besagt eine schottische Weisheit. Das erste Stück dieses Wegs beschritten Interessierte bei einem Whisky-Seminar im Bildungshaus St. Luzen in Hechingen.

Lebenswasser, flüssiges Sonnenlicht, Gold: Die Bezeichnungen für die traditionsreiche Spirituose sind vielfältig. So manche bekannte Persönlichkeit hat ihr auf geradezu poetische Weise ein Denkmal gesetzt. Wie auch immer Genießer ihn jedoch beschreiben und welche Eigenschaften sie ihm zuordnen: Whisky ist auf jeden Fall ein spannendes Getränk – für Whisky-Sammler Ulrich Büttner und die Whisky-Liebhaber Gerhard Stehle und Anke Wolfermann sogar eines der faszinierendsten der Welt. In Kooperation mit der Erwachsenenbildung Zollernalb und dem Bildungshaus St. Luzen luden sie am Freitag zu einem "Blind Tasting der besonderen Art" – einer sowohl kulinarisch als auch faktisch höchst interessanten Reise durch die Welt des Whiskys.

Das Besondere daran: Die Teilnehmer ahnten im Vorfeld nicht, welcher Whisky ihnen zur Verkostung gereicht wurde. Nur auf diese Art, wissen die Experten, ist es möglich, sich vorurteilsfrei und mit allen Sinnen auf das Getränk einzulassen und sich seine Meinung zu bilden. Denn Whisky, so betonten Gerhard Stehle und Ulrich Büttner, sei "keine exakte Wissenschaft", sondern vielmehr etwas sehr Individuelles. Und doch ist es für den optimalen Trinkgenuss wichtig, das Einmaleins dieses Traditionsgetränks zu beherrschen. Dabei stellt sich zunächst die Frage nach den Grundvoraussetzungen. Wie Gerhard Stehle erklärte, spielen diesbezüglich die Wahl des richtigen Glases, die Trinkstärke und die Temperatur eine wichtige Rolle.

Als Trinkgefäß rät der Experte zu einem so genannten "Nosing Glas" in Tulpenform, in dem sich das Aroma ausbreiten und konzentriert der Nase zugeführt werden kann. Die optimale Temperatur liegt zwischen 16 bis 20 Grad. Beim Seminar erfuhren die Teilnehmer zudem, dass zur Kühlung des Getränks nach der Zubereitungsart "on the rocks" früher kalte Flusskiesel verwendet wurden und dass es sich, "um dem eigenen Geschmack etwas Gutes zu tun", empfiehlt, Whisky mit über 50 Volumenprozent zu verdünnen. Vor dem Gaumen sind Auge und Nase gefordert. So gibt die Farbe Aufschluss über Reifezeit und Art der Lagerung, beim Riechen werden intensive Gerüche von feinen getrennt.

Beim Whisky-Konsum selbst lautet der Tipp, "keinen so großen Schluck" zu nehmen und den "Lebenssaft" intensiv zu genießen. Die Aromen, die sich dabei entfalten, sind ebenfalls sehr individuell. Ob Zimt, Apfel, Vanille oder – wie eine Frau unlängst konstatierte – Lippenstift: Whisky ist "eine Weltanschauung" und laut Ulrich Büttner stimmungsabhängig.

Nach der mit Anekdoten garnierten Theorie wurde die Praxisphase eingeläutet. Mit einem kräftigen "Cheers" schwenkten die vorwiegend männlichen Teilnehmer die Gläser. Welche der fünf kredenzten Sorten aus Schottland und Irland am Ende auch den eigenen Geschmack trafen – eines ist sicher: "Noch immer haben die Whiskys ihre Liebhaber gefunden", sagte Ulrich Büttner.