Das "TNT theatre Britain" führte auf der Burg Hohenzollern Shakespeares Stück "Der Kaufmann von Venedig" auf. Foto: Maute Foto: Schwarzwälder-Bote

"TNT theatre Britain" spielt Shakespeares "Kaufmann von Venedig" auf der Burg Hohenzollern

Von Andrea Maute

Burg Hohenzollern. "Es ist nicht alles Gold, was glänzt" – längst ist das berühmte Zitat aus Shakespeares "Kaufmann von Venedig" zum geflügelten Wort geworden. Geld und Kredit, Besitz und Schuld – das ist eine Seite des Theaterstücks, das auf der Burg Hohenzollern aufgeführt wurde – Liebe, Läuterung und Schicksal eine andere.

Kein düsteres Drama, sondern eine Komödie: Fast scheint es, als hätte das "TNT theatre Britain" geahnt, dass der Himmel über der Burg am Dienstag sein freundliches Gesicht zeigen würde. Statt Gewitterwolken allenfalls Schönwetterwölkchen, dazu sommerliche Temperaturen. Eine Kulisse, geradezu gemacht für ein englischsprachig inszeniertes Stück, das mit heiteren Elementen aufwartet, nicht jedoch an Tiefgründigkeit entbehrt.

Zu Beginn begegnet der Zuschauer Antonio, der von einer scheinbar grundlosen Trauer erfüllt ist. Der venezianische Kaufmann ist ein Mensch der leisen Töne. Die subtile Melancholie, die sein Wesen prägt, wird sich durch die gesamte Handlung ziehen, auch wenn die Geschichte – so viel sei an dieser Stelle vorweggenommen – gut für ihn ausgeht. Sehr viel extrovertierter ist hingegen Bassanio, der sich zu diesem Zeitpunkt allerdings ebenfalls mit Sorgen trägt. Um die reiche Portia werben zu können, muss er über die notwendigen finanziellen Mittel verfügen. Und so bittet der auf Freiersfüßen Wandelnde seinen Freund Antonio um einen Gefallen: Mit seinem Geld soll der wohlhabende Kaufmann Bassanios Wunsch Wirklichkeit werden lassen. Obwohl gerade nicht flüssig, schlägt dieser sein Anliegen nicht ab.

Mit den 3000 Dukaten, die er sich von Shylock, einem jüdischen Kreditgeber, leiht, sollen sich zumindest Bassanios Sorgen in Wohlgefallen auflösen. In Wahrheit mündet jedoch gerade dieses Darlehen in eine Spirale, die tief unter der Oberfläche Brodelndes zu Tage fördert.

Deutlich wird die Verbitterung Shylocks offenbar, der von den Christen verachtet wird, wie er sie seinerseits verachtet. Ausgerechnet dessen Tochter Jessica gedenkt den Christen Lorenzo zu ehelichen und flieht aus ihrem Elternhaus. Ihre Liebe ist stärker als alles andere. Antonios drohendes Schicksal schwebt hingegen wie ein Damoklesschwert über seinem Haupt: Sollte er seine Schulden am Fälligkeitstag nicht begleichen können, will Shylock auf seinem Recht bestehen, ein Stück Fleisch seiner Wahl dem Leib des Kaufmanns zu schneiden. Fortuna scheint zunächst nur Bassanio hold zu sein, der sich in einer heiteren Kästchenwahl gegen zwei Konkurrenten durchsetzen muss. Denn nur wer am Ende die richtige Entscheidung trifft, hat nach dem Willen ihres verstorbenen Vaters das Anrecht auf Portias Herz.

Bei der als muntere Slapstick-Szene inszenierten Suche nach dem persönlichen Glück, dominiert Bassanio sowohl über einen als marokkanischer Playboy auftretenden Charmeur als auch über den begriffsstutzigen Don Quijote Aragon und kann Portia in seine Arme schließen. Und Antonio? Dessen eigenes Herz wird am Ende verschont, Shylock muss seine Niederlage eingestehen.