Fotos: Dick Foto: Schwarzwälder-Bote

Die Lebenshilfe spricht mit Einwohnern über das geplante Gemeindepsychiatrische Zentrum in der Martinstraße

Die Lebenshilfe Zollernalb ist bereit: "So schnell wie möglich" soll in der Martinstraße ein Gemeindepsychiatrisches Zentrum entstehen. Denn: Der Bedarf ist groß. In der Stadthalle Museum hat Vorstand Holger Klein Anrainern das Konzept vorgestellt und sich ihrer Ängste angenommen.

Hechingen. Die Hälfte der Plätze im Konstantinsaal blieb leer. Eine vertane Chance, sich über die Idee der Stiftung und die Möglichkeiten, die sie psychisch Kranken oder seelisch behinderten Menschen bietet, zu informieren. Laut Vorstandsvorsitzendem Holger Klein nämlich hat jeder Dritte im Laufe seines Leben mit einer psychischen Erkrankung zu kämpfen. In den vergangenen elf Jahren habe sich die Zahl der Erkrankten fast verdoppelt. Die Dringlichkeit – neben den Standorten Albstadt und Balingen – auch in Hechingen aktiv zu werden, sei daher sehr groß.

Entstehen soll in der Martinstraße (großes Bild) – zwischen Campingplatz und Kindergarten – eine Einrichtung, die den sozialpsychiatrischen Dienst integriert (der wird dann vom Obertorplatz umziehen), und die eine Tagesstätte sowie eine psychiatrische Institutsambulanz bietet. Und die zudem 40 Arbeitsplätze für Erkrankte schafft. 20 Betreuer arbeiten dann dort. Ebenfalls dringend benötigt werden die etwa zehn Ein-Zimmer-Appartements, die hier geplant sind. Sie werden ein betreutes Wohnen ermöglichen. Mit Blick auf die Entwicklung der Mieten sagte Klein an der Stelle: "Qualifizierter Wohnraum fehlt im Zollernalbkreis, nicht nur für Menschen mit Behinderung." Die allerdings hätten es aufgrund ihrer Handicaps bei der Wohnungssuche noch viel schwerer als Gesunde.

Hoffen auf gute Nachbarschaft

Klein stellte den Zuhörern dann den Bebauungsplan vor, der derzeit noch bei der Stadtverwaltung liegt – und eröffnete danach die Diskussion.

Eine Anwohnerin äußerte, sie habe "Bauschmerzen", weil sie fürchte, dass die Gebäude der Anlage zu viel Schatten auf die Häuser der Anrainer werfen könnten. Klein beruhigte: Die Anregungen der Anwohner werde man in den Bebauungsplan aufnehmen. Denn: "Wir wollen das Projekt mit den Hechingern bauen. Denn es ist ja für die Hechinger."

Ein weiterer Punkt, der einer Zuhörerin Unbehagen erzeugte, war die Angst vor einem erhöhten Verkehrsaufkommen, vor allem an den Wochenenden. Klein sagte dazu: "Also in Albstadt ist es erfahrungsgemäß ruhig bis still in der Anlage." Er bot der Frau an, dort mit ihm einen Kaffee trinken zu gehen, damit sie sich selbst davon überzeugen könne.

Eine andere Zuhörerin befürwortete das Projekt ohne Wenn und Aber: "Das Projekt ist ein wichtiges und gutes Projekt", sagte sie. Klein pflichtete ihr bei und sprach noch einmal eindringlich: "Es kann jeden treffen. Egal wie klug man ist. Egal welche Herkunft man hat." Er hoffe nun auf eine gute Nachbarschaft in der Martinstraße.

Klein hatte einst zehn Jahre mit seiner Familie auf dem Gelände einer betreuten Werkstatt gewohnt: "Das war eine tolle Zeit", verriet er.