Dieses alte Sickinger Gebäude wird demnächst abgerissen, um den Dorfplatz aufzuwerten. Foto: Henzler Foto: Schwarzwälder-Bote

Gebäude in Achalmstraße Sickingen wird abgerissen / Einst Versammlungsort

Von Gerhard Henzler

Hechingen-Sickingen. Es ist eines der ältesten Bauernhäuser Sickingens. Trotzdem wird das Gebäude in der Achalmstraße 15 in den nächsten Tagen abgerissen.

Es muss einer Gartenanlage weichen, die das Dorfzentrum neben einem neu gestalteten Platz weiter aufwerten soll. Das zum Abriss bestimmte Haus, das noch vor wenigen Jahren ein neues Scheunentor erhielt, gehörte vor zwei Generationen Albert Kleinmann, der von 1864 bis 1957 lebte und als der reichste Bauer im Ort galt. Neben seiner 14 Hektar großen Landwirtschaft betrieb er mit seiner Frau Katharina eine Kohlehandlung und ein Kolonialwarengeschäft. Kleinmann war außerdem zwei Perioden lang Bürgermeister von Sickingen, wo damals 300 Einwohner lebten.

Albert Kleinmann hatte das Haus von seinem Vater Simon geerbt. Hilde Reiber erinnert sich noch an den gut aussehenden attraktiven Albert, der im Ort als großer Erneuerer galt. Auf seine Initiative hin wurde der erste zehn Meter hohe Wasserturm errichtet und eine Wasserleitung ins Dorf gelegt, die die Brunnen vor den Häusern überflüssig machte. Als Bürgermeister holte er den elektrischen Strom ins Dorf. Er selbst leistete sich als erster eine dampfbetriebene Dreschmaschine. Auch war er der erste, der sein Pferd "Hansi" durch einen Traktor ersetzte. In den Nebengebäuden gab es genügend Platz für die landwirtschaftlichen Maschinen und sogar für ein Karussell, denn die Sickinger hatten sich im vorigen Jahrhundert den Beinamen "die Purzler" erworben, weil einige von ihnen als Musikanten und Zirkusleute von Ort zu Ort zogen, um ihren Lebensunterhalt zu bestreiten.

Die heutige Besitzerin des Hauses, die Tochter von Wilhelm Bogenschütz des Anton und seiner Frau Edeltraut, möchte an dieser Stelle direkt an der Dorfdurchgangsstraße nicht wohnen. Sie will nach dem Abriss dort einen Garten anlegen und diesen mit dem großen Garten ihres Urgroßvaters Simon Kleinmann hinter ihrem Elternhaus verbinden. Anlieger und Besucher erinnern sich bis heute an die Blumen- und Pflanzenpracht das ganze Jahr hindurch, an Pfauen, Fasane und Perlhühner, an Tauben, Singvögel und eine Eule, die "der Schwarze Willi" und seine Edeltraut wie kleine Dorfadelige hielten. Auf dem Platz vor dem alten Bauernhaus stand ein Brunnen, den die Dorfkinder häufig für Ball- und Reigenspiele nutzten. Durch die zentrale Lage des Platzes, das Ladengeschäft dahinter und die Amtsstube des Bürgermeisters gleich daneben, war diese Stelle lange Zeit der Dorfmittelpunkt. Noch bei den letzten Sickinger Dorffesten wurde dort das Musikvereinszelt errichtet.

So wurde die Neugestaltung dieses historischen Dorfplatzes in der Sickinger Bevölkerung sehr begrüßt. Und dass durch die erneuerte Kanalisation bei starken Regenfällen das Oberflächenwasser nicht mehr in die umliegenden Keller fließt, wurde ebenfalls gelobt. Heute steht in der Mitte des Platzes eine Linde, in deren Baumscheibe ein LED – Bodenstrahler eingelassen ist.