Frank und Brigitte Härer freuen sich: Die Sanierung der über 100 Jahre alten und aufwendig verzierten Villa am St. Luzenweg ist fast abgeschlossen, demnächst kann das Hotel-Garni dort den Betrieb aufnehmen. Foto: Stopper

Familie Härer verliebt sich in Gebäude in Hechinger Unterstadt. Haus wird aufwendig saniert.

Hechingen - Wenn es ihn geben würde, hätten sie den Hechinger Stadtbild-Verschönerungspreis verdient: Brigitte und Frank Härer. Sie haben eines der markantesten und schönsten Gebäude in der Unterstadt vor dem Verfall gerettet. Es wird nun ein Hotel Garni.

"Es ist so wunderschön", das habe sie, wie wohl viele andere Hechinger auch, immer schon gedacht, wenn sie an dem reich verzierten Haus am St. Luzenweg vorbeigekommen sei, erzählt Brigitte Härer. Die 48-jährige gelernte Restaurantfachfrau, die mit ihrem zwei Jahre älteren Mann Frank in Boll ein Bauelementegeschäft aufgebaut hat, war schon länger auf der Suche nach einer schönen Immobilie für ein Gästehaus. "Baustellenarbeit ist mir langsam zu hart", erklärt die zierliche Frau. Über Jahre hinweg wurden Häuser besichtigt, nichts passte richtig, "aber als wir hier drin waren, war das eine Spontanliebe", erzählt Frank Härer. "Das nehmen wir", sei sein Gedanke gewesen, "ohne Rücksicht auf Verluste".

Als Bauexperte war ihm natürlich klar, dass hier einiges reparaturbedürftig sein würde. Dass er als gelernter Schreinermeister und erfahrener Bautechniker mit all seinen Fähigkeiten hier an die Grenze geführt würde, war ihm aber nicht ganz klar. Das Paar hatte von Anfang an den Vorsatz gefasst, "das hier möglichst originalgetreu wieder herzurichten".

Keine einfache Aufgabe. Einige Balken an dem aufwendig verzierten Überhang-Dachgebälk wiesen so große durchgefaulte Löcher auf, "dass da schon Vogelnester drin waren". Jetzt sieht die Fassade wieder aus wie gerade erst neu gebaut. "Da sind tatsächlich auch viele Balken ersetzt worden", erklärt Frank Härer.

Wasser- und Strominstallationen, Wasseranschlüsse, Stuckverzierungen an den Decken, eine originalgetreue Treppe, die aus krummem Holz geschaffen wurde, und deren Geländer nun verändert werden muss, damit sie modernen Sicherheitsvorschriften entspricht, "viel, viel Arbeit", sagen die beiden. Manches wurde modernisiert. Fußbodenheizung, schalldichte Fenster – aber mit Sprossenelementen wie die Originale – Bäder in jedem Zimmer.

Dass die Schindelfassade schön restauriert wurde – eh klar. Und im Außenbereich wird derzeit noch aus einer Wildnis ein schöner Garten mit Terrasse angelegt.

Was von außen schon toll aussieht, setzt sich innen mit einem Wow-Effekt fort. Drei Doppelzimmer im Erdgeschoss, 3,70 Meter hoch, vermitteln ein Schloß-Gefühl. Im Oberschoss gibt es ein weiteres Doppelzimmer. Dazu kommen drei geschmackvollst eingerichtete Ferienwohnungen. Viele mit Burgblick, alle mit Pfiff und Stil eingerichtet. Preislich orientiere man sich am "normalen Hechinger Hotelniveau", verspricht Brigitte Härer. Allerding wird den Gästen hier nur ein Frühstück serviert, "denn es gibt hier ja gleich mehrere hervorragende Restaurants in der direkten Nachbarschaft", erklärt die gelernte Hotelfachfrau.

Am Sonntag, 7. Dezember, können Besucher nachmittags das Gebäude besichtigen. Der Besuch lohnt sich.