Der Hechinger Kunstmaler Konrad Ruff im Schützengraben – thematisiert in einem Aufsatz über den ersten Weltkrieg in Hohenzollern. Foto: Zeitschrift für Hohenzollerische Geschichte Foto: Schwarzwälder-Bote

Heimat: In der neuen Ausgabe der Zeitschrift für Hohenzollerische Geschichte ist auch Hechingen vertreten

Was lange währt, wird endlich gut: Der Hohenzollerische Geschichtsverein veröffentlicht den neuen Band seiner Zeitschrift für Hohenzollerische Geschichte (ZHG).

Hechingen/Sigmaringen. Gute anderthalb Jahre hat der Verein gebraucht, um den nächsten Band seiner wissenschaftlichen Zeitschrift vorzulegen. Er liegt jetzt vor als Doppelband für die Jahre 2015 und 2016.

Von der Romanik bis in die Nachkriegszeit

Allerdings hat sich da Warten gelohnt, verspricht der Verein. Das 459 Seiten starke Buch ist erstmals mit festem Einband erschienen. Wie in den Vorjahren ist der Band reichhaltig illustriert. Zu finden sind in der ZHG elf wissenschaftliche Aufsätze und mehr als 50 Seiten Rezensionen, die Einblick in die einschlägige Forschung anderswo geben. Der Lesestoff ermöglicht eine anregende und bisweilen faszinierende Reise durch die hohenzollerische Geschichte von der fernen Romanik bis in die jüngste Nachkriegszeit.

Mehrere Beiträge beschäftigen sich auch mit der Zollernstadt oder wurden von Hechinger Wissenschaftlern verfasst. Die Tübinger Kunsthistorikerin Yvonne Arras führt ihre Leser in die Klausur des Klosters Stetten im Gnadental und weiterer Dominikanerinnen-Konvente in der Region Neckar-Alb. In ihrem Aufsatz, der gleichzeitig (Teil-)Edition der Augsburger Dominikanerinnen-Chronik von 1810 ist, stellt sie die – von ihr bereits in Hechingen in einem Vortrag thematisierte – Observanz-Reform von 1502 in Stetten vor und macht mit den Biografien von Schwestern und Beichtvätern vertraut.

Sie lebten selbst in Not und sollten ein ganzes Volk erziehen: Wolfgang Ludwig Hermann, Leiter der Hohenzollerischen Heimatbücherei in Hechingen und früher Reallehrer, nimmt seinen eigenen Berufsstand unter die Lupe. "Schulbildung und Lehrerstand auf dem Lande" ist der Titel seines Beitrags, in dem er das staatliche hohenzollerische Schulsystem im 19. Jahrhundert eingehend analysiert. Der erste Teil führt von den Anfängen um 1800 bis zur liberalen Revolution 1848, in der auch die Lehrer rebellierten.

In " Hungerjahre und Kriegsgewinne" – so der Titel des Beitrags – beschreibt Rolf Vogt Hohenzollern im Ersten Weltkrieg. Der Hechinger Historiker hat das Thema im Gedenkjahr 2014 in einem Vortrag erklärt und schiebt jetzt eine ausführliche Studie nach. Er sieht die Menschen im "Kaiserstammland" anfangs kriegsbegeistert und bis zum Ende monarchisch treu. Die Revolution im November 1918 kam in Hechingen und Sigmaringen überraschend.

Die Vertriebenen von Bisingen

Und auch zu einer Hechinger Nachbarstadt gibt es einen Beitrag. Nach einer Zeitungsschlagzeile – "Aufenthaltsrecht auch für Zigeuner?" – benennt Paul Münch, emeritierter Geschichtsprofessor aus Wessingen, seinen Beitrag über die "Modernisierungsverlierer", die 1938 aus Bisingen vertrieben wurden. Münch fragt in einer umfassenden Einführung zuerst, woher die Fahrenden kamen und wie sie in Deutschland in Verruf geraten konnten. In seiner detaillierten Lokalstudie untersucht er danach exemplarisch einen Einzelfall: Das Schicksal des Gastwirts Julius Klink und seiner Mieter, die Steinhofen nicht länger haben wollte.

Weitere Informationen: Erhältlich ist der neue Band beim Hohenzollerischen Geschichtsverein, Karlstraße 3, 72488 Sigmaringen, Telefon 07571/101 559, E-Mail: anfrage@hohenzollerischer-geschichtsverein.de.