Auch das Rathaus-Treppengeländer ist typisch für den Architekten Paul Schmitthenner, berichtete ein Experte des Denkmalamts gestern im Gemeinderat. Foto: Stopper

Denkmalamt erläutert im Gemeinderat Schutzwürdigkeit. Auch Häuser ums Rathaus stehen bald unter Denkmalschutz.

Hechingen - Auch die Häuser rund um das Hechinger Rathaus stehen bald unter besonderem Denkmalschutz. Diese Information schreckte am Donnerstag in der Gemeinderatssitzung manche auf. Ansonsten herrschte beim Vortrag des Denkmalamts Resignation. Die Frage nach der Nazi-Vergangenheit des Architekten stellte niemand.

Weshalb das Hechinger Rathaus unter besonderen Denkmalschutz gestellt werden soll, das erklärte Michael Ruhland, im Tübinger Regierungspräsidium offensichtlich für diese Entscheidung zuständig. In einem bebilderten Vortrag schilderte er die unbestreitbar schönen Baudetails des Gebäudes. Er zeigte auch auf, dass an diesem Platz schon drei Vorgängergebäude standen, die allesamt wieder abgerissen wurden. Damals gab es offenbar noch keine Denkmalschutzbehörde.

Warum nun gerade der vierte Bau unverändert erhalten werden soll, dazu gab Ruhland mehrere Antworten: An dieser Stelle sei immer ein Rathaus gestanden und es präge das Bild der Stadt. Bürgermeisterin Dorothea Bachmann sah sich im Anschluss zur Klarstellung genötigt, dass ein Abriss des Gebäudes nie geplant war. Als weiteres Argument brachte Ruhland vor, dass das Rathaus eine besonders "elegante architektonische Lösung für einen Rathausbau darstelle, und dass es den Bauzustand seit seinem Bau "dank guter Pflege" weitgehend unverändert überstanden habe.

Ein überzeugenderes Argument brachte er dann etwas später: Ein "Kreis von Sachverständigen und namhaften Architekturhistorikern" sei der Auffassung, dass dieses Gebäude schützenswert sei, denn es sei eines der wenigen gut erhaltenen Zeugnisse der Zeit der "Stuttgarter Schule", die Architekt Paul Schmitthenner unter anderem mit seinem Kollegen Paul Bonatz vertreten hat. Ein Hinweis darauf, dass vor allem Architekten gegen die Rathaus-Kaufhauspläne von Dorothea Bachmann Sturm gelaufen sind. Sie scheinen im Denkmalamt Gehör gefunden zu haben.

Kein Wort verlor der Denkmalexperte darüber, dass Paul Schmitthenner einst Adolf Hitlers Lieblingsarchitekt war, bald allerdings verdrängt von Albert Speer. SPD-Rat Jürgen Fischer hatte offenbar keine Lust, in dieser Sitzung diesen von ihm schon früher erhobenen Vorwurf zu wiederholen. Auch die anderen Räte interessierten sich nicht für dieses Thema.

Im Ratssaal schien die Überzeugung unter den Räten geradezu greifbar, dass gegen eine Entscheidung des Denkmalamts nichts auszurichten ist. So wurde auch eher über die Frage diskutiert, was die Denkmalwürde für das Rathaus für die Nachbargebäude bedeutet. Die stünden dann unter einem "Umgebungsschutz", erklärte ein Behördenvertreter. Auch hier müsse bei Umbauten das Denkmalamt gefragt werden.

Während Stadtrat Stefan Löffler diese Schutzwirkung gut fand, hakte CDU-Rat Günther Konstanzer zumindest hier kritisch nach. Er befürchte, dass die Behörde hier "eine Käseglocke" rund um das Rathaus errichte. Diese Auflagen seien eine Behinderung von Investitionen. Eine Entwicklung auf dem Marktplatz werde so noch schwieriger, befürchtet er. Der Denkmalschutz habe bislang noch keinen Immobilienbesitzer in den Ruin getrieben, erwiderte der Experte des Denkmalamts.

Gleich mehrere Räte lenkten mit ihren Wortbeiträgen die Aufmerksamkeit auf das alte Feuerwehrhaus am Obertorplatz, das denkmalgeschützt fröhlich vor sich hinverrottet. Gerade weil es unter Denkmalschutz stehe, sei kein Investor zu finden, der hier etwas unternehme. Gleich mehrere Räte merkten an, dass hier eine Entwicklung des Obertorplatzes einfach nur verhindert werde, "bis das Haus dann mal von selbst zusammenfällt". Das Denkmalamt wusste dazu nicht viel zu erwidern.