Im Hechinger Fürstengarten fühlt Bundestagskandidat Chris Kühn sich wohl: Der 34-Jährige startet für Bündnis 90/Die Grünen von Listenplatz sechs aus in den Wahlkampf. Foto: Brenner Foto: Schwarzwälder-Bote

Kandidaten zur Bundestagswahl (2): Chris Kühn (Grüne) will Wähler stärker an Infrastrukturprojekten beteiligen

Von Julia Brenner Hechingen. Die Energiewende und die bessere Vernetzung der Region stehen ganz oben auf dem Aufgabenzettel von Chris Kühn. Der 34-Jährige tritt für Bündnis 90/Die Grünen im Wahlkreis Tübingen/Hechingen als Direktkandidat zu Bundestagswahl an. Chris Kühn, 34 Jahre alt, startet bei der Bundestagswahl am 22. September von Platz sechs auf der Grünen-Landesliste. Der Sitz im Bundestag ist dem Tübinger damit schon so gut wie sicher. "Dass ich von diesem Platz aus in den Wahlkampf starten darf, ist ein Zeichen der Wertschätzung meiner Partei", freut sich der Grüne. Den Grund dafür sieht er darin "dass ich innerhalb der Partei sehr viel Organisationsarbeit leiste".

Kühn hat in Tübingen Politikwissenschaft und Soziologie studiert. Seit 2009 ist er der Landesvorsitzende der Grünen. Kurzzeitig zog er damals nach Stuttgart, doch inzwischen hat ihn die Neckarstadt Tübingen wieder. "Da bin ich einfach klebengeblieben", meint der 34-Jährige. Was viele nicht wissen: Die ersten fünf Jahre seines Lebens hat Chris Kühn im Zollernalbkreis verbracht, in Albstadt-Tailfingen. Danach wuchs er in Göppingen auf. Hechingen kennt der Bundestagskandidat durch das Kulturfestival "Use your summer", an dem er diesen Sommer teilgenommen hat.

Seinen Wahlkreis Tübingen-Hechingen schätzt der Grünen-Kandidat als "spannende Region mit großen Unterschieden" – einerseits geprägt durch die Unistadt Tübingen, andererseits durch eine wertvolle und immer noch bäuerlich geprägte Kulturlandschaft. "Die Agrarpolitik muss deshalb für die Region einfach passen", meint Kühn.

Eines der Hauptthemen, das den Wahlkampf von Chris Kühn entscheidend prägt, ist die Verkehrs- und Energiewende. Er ist sich sicher, dass man investieren muss, um neue, umweltfreundliche Mobilitätskonzepte für die Region auf den Weg zu bringen. "Wir brauchen ein besseres Netz an Bussen und Bahnen, immerhin 30 Prozent unserer Emissionen kommen allein aus dem Verkehr", meint der Politikwissenschaftler. Das Konzept Regiobahn sieht Kühn dabei als "die große Zukunftsaufgabe" im Wahlkreis, "dafür brauchen wir eine sichere und langfristige Finanzierung auf Bundesebene", so Kühn. Zudem müsse man den Straßenbau im Land ideologiefreier angehen. "Es darf nicht so sein, dass wer am lautesten schreit, am schnellsten bauen darf", meint er.

Ein zweites großes Thema für Kühn ist die soziale Gerechtigkeit. "Die Schere zwischen Arm und Reich ist zu groß", meint er. Dagegen will er mit einer Kindergrundsicherung, mit einer Garantie-rente und gesetzlichem Mindestlohn ankämpfen.

Ein dritter wichtiger Punkt auf Kühns Wahlkampfagenda ist die moderne Gesellschaftspolitik. Darunter fällt für ihn auch die Bürgerbeteiligung bei großen Infrastrukturprojekten, wie Stuttgart 21. "Die Bürger haben ein großes Know-how, es wird Zeit, dass sie auch angehört werden", findet Kühn. Unter das Thema Gesellschaftspolitik gehören für Kühn auch die Aspekte der doppelten Staatsbürgerschaft und die Gleichstellung von Lesben und Schwulen.

"An diesen Themen entscheidet sich meiner Meinung nach der Wahlkampf", so der Tübinger. Viele Wähler seien im Moment noch unentschieden, glaubt Kühn. "Wir müssen jetzt ordentlich zulegen, damit die Energiewende nicht an die Wand gefahren wird."