Die Gruppe An Erminig brachte am Samstag bretonisches Flair in die Villa Eugenia. Foto: Maute Foto: Schwarzwälder-Bote

Konzert: Stürmischer Applaus für die Musiker von "An Erminig" in der Villa Eugenia

Hechingen (am). Die Bretagne – das ist der Duft nach Salz und Meer. Das sind Lieder, die eigenwillig und kraftvoll, lebendig und traurig sind und von einem ganz besonderen Menschenschlag erzählen. An Erminig brachte sie am Samstag in die Villa Eugenia.

"Musique Celtique de Bretagne": Schon allein dieser Titel klingt wie Musik in den Ohren. Und spätestens dann, wenn Barbara Gerdes, Andreas Derow und Hans Martin Derow loslegen und ihren Instrumenten Töne entlocken, die sich zu jenen markanten, charakteristischen Melodien formen, fühlt man sich in Gedanken auf die größte Halbinsel Frankreichs versetzt.

Schließt man die Augen, hat man sie geradezu bildhaft vor sich – die typische Küstenlandschaft, die raue See und Bretonen, die das Tanzbein schwingen. Zu einer Musik, die mit ihren keltischen Wurzeln ein wesentliches Element der Identität der Bretagne darstellt.

Dieses Flair wollten sich am Samstag zahlreiche Gäste, die das Konzert der Gruppe An Erminig in der Villa Eugenia besuchten, nicht entgehen lassen. Die große Resonanz bescherte dem Kulturverein Hechingen ein ausverkauftes Haus – und den Besuchern einen Abend, der wie dazu gemacht schien, um die Anwesenden noch lange in Erinnerungen schwelgen zu lassen.

Biografien mit bretonischer Verwurzelung

Mit ihrem neuen Programm "Plomadeg" richten die Musiker ihren Blick auf Menschen, die, wie Hans Martin Derow erklärte, mit, vom und am Atlantik leben. Einige Biografien sind real, andere virtuell, eines jedoch ist allen gemeinsam: Sie sind tief in der Kultur und Tradition der Bretagne verwurzelt. Ihre Geschichten erzählen die Lieder, die beim Konzert in der ehemaligen Fürstenresidenz zum Vortrag kamen.

Der bretonische Tanzgesang lebt vom "Kan ha diskan" (Wechselgesang). Durch unterschiedliche Instrumente wie etwa die keltische Harfe, die Bombarde (bretonisches Blasinstrument) oder die Binioù (bretonischer Dudelsack) gelingt es, der ganzen Bandbreite an Emotionen Ausdruck zu verleihen und die Stimmungen in Töne zu kleiden. Da ist etwa die Frau, die sich beschwert, dass sie schlecht verheiratet worden ist. Die ihren Mann in der Kneipe findet, ihr Schicksal bitter beklagt und gar an Selbstmord denkt. "La triste vie", sein farbloses Leben, beschreibt auch ein junger Mann, der beruflich nur zwischen zwei Alternativen wählen kann: entweder die Landwirtschaft oder die See. Er entscheidet sich für letztere und hofft, dass seinem kleinen Bruder dieser Weg einst erspart bleiben möge.

Tristesse, Trauer, ein schweres Schicksal? Auch wenn dies oft Themen sind, die die Lieder prägen, so soll gesagt sein: es geht auch fröhlich. Bretonische Tänze voller Lebensfreude lassen die Füße wippen und verleiten dazu, aufzuspringen und ganz spontan mitzutanzen. Auch wenn der Platz für eine separate Tanzbühne in der Villa Eugenia nicht ausreichte, bot sich am Schluss doch noch die Gelegenheit, ein Tänzchen zu wagen.

Geradezu stürmisch war am Ende der Applaus, mit dem die Akteure bedacht wurden. Diese verabschiedeten sich, nicht ohne die Zuschauer noch in den Genuss einiger Zugaben kommen zu lassen, mit einem "Au revoir" von der Zollernstadt.

Und nicht wenige Zuhörer werden sich gewünscht haben, dass dies die beiden folgenden Worte mit einschließt: À bientôt – bis bald.