Peter Beck auf dem Gerüst von Mariazell. Er wird 75 Jahre alt und freut sich, dass der Kirchturm nun endlich demontiert und saniert wird. Ein schönes Geburtstagsgeschenk, meint er. Fotos: Stopper Foto: Schwarzwälder-Bote

Peter Beck wird heute 75 Jahre alt / Turmsanierung von Mariazell als schönstes Geschenk

"Eines meiner schönsten Geburtstagsgeschenke", sagt Peter Beck und schaut oben vom Gerüst aus strahlend zu, wie derzeit der Kirchturm von Mariazell demontiert wird. Peter Beck wird heute 75 Jahre alt.

Hechingen-Boll. 25 Jahre davon war er Ortsvorsteher von Boll. Aber das Kapitel ist bereits abgeschlossen. Aktiv ist er aber noch immer für das Kirchlein Mariazell, dessen Förderverein er seit vielen Jahren leitet. Viele Sanierungsetappen hat er mitgeprägt. Erdbebenschäden beseitigen, Mauern abstützen, Innensanierung, Dachsanierung – und jetzt – hoffentlich – der vorerst letzte Schritt: Die Sanierung des Türmleins.

Aktuell ist das aber eher eine Demontage. Jeden Tag mindestens einmal ist Peter Beck vor Ort, spricht mit den Handwerkern, schaut, dass alles reibungslos läuft. 1785 wurde das Türmlein aufgerichtet, dann immer wieder umgebaut und geflickt. Der Glockenstuhl wurde hochgesetzt. Unter der Kupferblechverkleidung bildete sich Kondenswasser, Balken faulten, wurden ersetzt. Aber von innen ließ sich im engen Turmgerüst nicht viel ausrichten.

Turm wird zunächst in Rangendingen aufgebaut

Nicht zuletzt dank dem ständigen Nachhaken von Peter Beck geht man die Sache jetzt gründlich an. Daniel Dieringer aus Rangendinger, Zimmermeister und ausgewiesener Restaurierungsexperte, baut mit seinen Mitarbeitern derzeit den Turm Balken für Balken ab. Repariert wird das Turmgebälk in seiner Rangendinger Werkstatt, das alte Holz wird wiederverwertet, wenn es halbwegs heil ist. Dabei wird das Türmlein dann vor der Rangendinger Werkstatt aufgebaut. Und wenn es fertig ist, wird es erneut demontiert und dann auf der Kirche Mariazell endgültig wieder zusammengefügt. Ende September, vor dem Winter, soll alles fertig werden.

Neben der Burg ist Mariazell eines der Bauwerke in Hechingen, die weithin zu sehen sind und die Landschaft prägen. Beck führt regelmäßig Gruppen durch das Kirchlein, "ich erzähle denen was und erfahre im Gegenzug unglaublich interessante Geschichten ", sagt er. Paare, die hier vor 60 Jahren geheiratet haben, Menschen aus der Nähe und von weither, die private Geschichten erzählen, aus ihrer Heimat berichten.

Bauarbeiten mitplanen und betreuen, Besucher führen – das alles kostet viel Zeit. Aber Peter Beck versichert: "Ich fühle mich immer wieder beschenkt durch die vielen Begegnungen, die ich hier habe."

Vom Baugerüst des Kirchleins aus fällt sein Blick auf Boll. Hier wohnt er seit 39 Jahren, 25 Jahre davon war er hier Ortsvorsteher. Sehen kann er von hier oben nur die Dächer dieser schön in die Landschaft eingegetteten Ortschaft, vor seinem geistigen Auge aber sieht er zahllose Bezüge, persönliche Geschichten, in die er durch sein Engagement Einblick bekommen hat.

"Mit St. Nikolaus hat alles angefangen", zeigt er auf den Kirchturm des Dörfleins. Die Sanierung und Neugestaltung dieses Bauwerks stand am Anfang seiner Ortsvorsteherarbeit. Sanierungen, Neubaugebiete, Hochwasserschutz, Feste organisieren, die Hechinger Stadtverwaltung von Investitionen für Boll überzeugen. Auch viele private Geschichten. Viel Zeit hat das gekostet, aber Beck sagt auch hier: "Ich bin dankbar für die interessanten Begegnungen, die ich dadurch hatte."

Warum wird man Ortsvorsteher? Peter Beck war Bundeswehr-Soldat im Verwaltungsbereich. Für die letzten vier Jahre seiner Laufbahn wurde er zum Ausklang nach Stetten ins BW-Depot versetzt. "Wir waren lauter alte Männer, und mir war langweilig", erzählt er. Das Angebot, Ortsvorsteher in Boll zu werden, nahm er dankbar an. Sein Chef stellte ihn frei. Beck konnte loslegen und ist seither ein engagierter Boller. Ein Kirchturm als Geburtstagsgeschenk ist da durchaus angemessen.