Hauptsächlich ältere Stammgäste statten den Händlern auf dem Wochenmarkt einen Besuch ab. Foto: Begemann

Landwirte trifft's auf Hechinger Wochenmarkt am schlimmsten. Trotz Stammkunden deutlich weniger Umsatz.

Hechingen - 16 Grad und Regen – so ein fast schon typischer Sommertag in diesem Jahr schlägt nicht nur zuhause gebliebenen Urlaubern aufs Gemüt. Die Händler auf dem Hechinger Wochenmarkt trifft es noch viel härter: Sie rechnen mit Umsatzeinbußen von bis zu 50 Prozent.

Für Obsthändler Thomas Flaiz war gestern kein guter Markttag. Jeden Mittwoch fährt er mit vier bis fünf Mitarbeitern nach Hechingen und baut auf dem Marktplatz seinen Stand auf. Er freut sich über jeden der hauptsächlich älteren Stammkunden, die im Regenmantel oder mit Schirm ausgerüstet dem Regenwetter trotzen. Trotzdem ist die Situation alles andere als zufriedenstellend. Er sagt: "Wir leben vom schönen Wetter. Der Juli war schlecht, im August ist es noch schlechter." Das macht sich bei vielen Händlern unmittelbar in der Kasse bemerkbar: "An Tagen wie diesen machen wir etwa ein Drittel weniger Umsatz", sagt Flaiz. An echten Sommertagen gebe es deutlich mehr Laufkundschaft.

Gleich neben dem Stand von Thomas Flaiz hat sein Bruder Lothar Flaiz einen Kartoffel- und Obst-Verkauf. Auch er hat deutlich weniger Kunden. Aber er sagt: "Unser Umsatz ist trotzdem gut. Denn viele Leute kaufen bei schlechtem Wetter auf Vorrat ein." Er vermisste am gestrigen Markttag vor allem junge Mütter, die sonst mit ihren Kindern auf den Markt kommen. "Die gehen bei diesem Wetter natürlich nicht raus", sagt er. Lothar Flaiz hofft, dass die kommenden Wochen weniger regnerisch werden, auch der Ernte wegen. "Die Beeren verfaulen bei so viel Feuchtigkeit. Auch Kartoffeln lassen sich auf dem matschigen Acker schlechter ernten." Generell beklagt er ein sich über die Jahrzehnte hinziehendes "rückgängiges Geschäft". Seit 1972 verkauft er schon auf dem Hechinger Wochenmarkt. "Dass es immer schlechter wird, liegt vor allem daran, dass in der Oberstadt immer mehr Geschäfte leer stehen", sagt er.

Auch kaum etwas los ist am Honigstand von Karl Gölz. Er vertreibt sich die Zeit damit, Sudoku-Rätsel zu lösen. 30 bis 40 Kunden hat er gewöhnlich an einem Tag. Seit 2007 ist er regelmäßig auf dem Hechinger Markt. "Es ist einfach nichts los hier", klagt er. "Die meisten Leute finden es bequemer, im Supermarkt einzukaufen. Dort gibt es Parkplätze. Hier muss man hingegen seine Sachen weit tragen, da nahegelegene Parkmöglichkeiten fehlen."

Am Schlimmsten trifft das Wetter aber Max Rist. Er ist Landwirt und fährt seit 45 Jahren jede Woche rund 100 Kilometer aus Ravensburg nach Hechingen, um dort Obst und Gemüse zu verkaufen. Dass die Ernte in diesem Jahr sehr reichlich war, nützt ihm nichts. "Da es so viel Obst gibt, sind die Preise sehr niedrig." Auch bei ihm lief der Verkauf gestern schleppend. "Ich habe extra wenig Ware mitgebracht, aber es wird trotzdem nicht weniger", sagt er mit Blick auf seine gefüllten Obstkisten. Für Rist bedeutet das einen Umsatzrückgang von mindestens einem Drittel. "Heute mache ich wahrscheinlich sogar nur die Hälfte an Umsatz", meint er.

Die wenigen Menschen, die sich dazu überwunden haben, im Regen auf den Markt zu gehen, lassen sich aber die Stimmung trotz allem nicht verderben. Vor dem Stand des Geflügelhofs Fecker unterhalten sich Kunden entspannt über den zurückliegenden Urlaub. Für Alexandra Maas, Verkäuferin am Fecker-Stand, sind die Hühner auf dem Geflügelhof an solch einem Tag durchaus beneidenswert: "Die haben es im Stall wenigstens kuschelig warm", scherzt sie.