Hans-Jürgen Kleiner will die Stadt mit Musik und Kunst beleben. Sein Fest im Starzelpark würde er gerne wiederholen. Foto: Ziegler

Hans-Jürgen Kleiner will öffentlichen Raum beleben. "Wenn die Leute nicht zur Kunst kommen, muss die Kunst zu den Leuten kommen."

Raum erobern und mit Kunst und Musik besetzen, das ist das Konzept, das sich Künstler Hans-Jürgen Kleiner für Hechingen vorstellt. Mit seinem Fest im Starzelpark hat er den ersten Schritt gewagt – und gewonnen. Die Besucher waren angetan.

Hechingen. "Hechingen braucht mehr Kunst und mehr junge Leute, die sich dafür begeistern." Das zumindest findet Hans-Jürgen Kleiner, Bildhauer und Orthopäde aus Hechingen. "Wenn die Leute nicht zur Kunst gehen, dann muss die Kunst eben zu den Leuten kommen", sagt Kleiner – und genau dort setzt seine Idee an. Mit Musik und Kunst möchte er öffentlichen Raum erobern und füllen. Welcher Ort bietet sich derzeit besser an als der noch relativ unberührte neue Park am Ufer der Starzel?

Unter anderem als Auftaktveranstaltung des noch in der Gründung begriffenen Musik- und Kunstvereins "MuKu" war das von Kleiner veranstaltete Fest im Starzelpark am 1. Juli gedacht. Neben Kleiners in Stein gemeißelten Hand-Skulpturen unter dem Titel "Hands up!" gab es drei Konzerte zu erleben. Opernsänger Philipp Nicklaus, Songwriterin Jules und Ansa Sauermann und Band hatten hunderte Besucher in den Park gelockt und begeistert – und eben auch Lust gemacht auf mehr.

Ganz jenseits traditioneller Wege habe er die Veranstaltung geplant, erzählt Kleiner, "das sollte etwas ganz Neues sein". So fanden auch Leute den Operngesang von Philipp Nicklaus toll, die sich im normalen Leben niemals eine Eintrittskarte für die Stuttgarter Oper kaufen würden. Beim Konzert der Rockband von Ansa Sauermann aus Dresden tanzten junge Leute, alte Leute und Familien gemeinsam vor der Bühne. "Glück" sei es gewesen, dass man Ansa Sauermann und seine Band noch gebucht habe, bevor der mit der bekannten österreichischen Band Wanda auf Tour ging, "sonst wäre es sicher teurer geworden", so Kleiner. Unterstützt wurde er bei der Veranstaltung vom Stadtmarketingverein und der Stadt, den Rest bezahlte er aus eigener Tasche.

Keine Bürokratie und alles ganz ungezwungen

Bewusst ungezwungen sollte alles stattfinden. Deshalb habe es auch keine Biergarnituren und keine Bewirtung gegeben, was einen großen bürokratischen Aufwand mit sich gebracht hätte. "Wer etwas zu trinken oder aufs Klo wollte, ist dann eben kurz rüber ins Starke Café gegangen, das wir mit eingebunden hatten", erzählt Kleiner.

Raum erobern, das möchte Kleiner auch mit der Ausstellung seiner Handskulpturen. Das Anfassen der sieben Steinfiguren ist ausdrücklich erwünscht. Und so freut es ihn auch, wenn Leute amüsiert Selfies vor seiner Skulptur "Fuck you!" machen, einem in Travertin gemeißelten Stinkefinger.

Die gesamte Ausstellung müssen sich die Leute beim Spazieren "erarbeiten", denn die sieben Skulpturen stehen verstreut am Ufer der Starzel, der Fluss sei so "das verbindende Element", erklärt Kleiner. Und Bewegung sei ja sowieso gut, sagt der Orthopäde und lacht.

Auch von der Stadt Hechingen gibt es positive Rückmeldungen auf das erste Fest im neuen Starzelpark. Philipp Hahn, Erster Beigeordneter der Stadt Hechingen, ist selbst begeistert. "Das war eine klasse Veranstaltung, die – obwohl parallel eine Menge anderer Feste stattfanden – super besucht war." Er habe sich ein bisschen gefühlt wie auf der Neckarinsel in Tübingen, sagt Hahn, "so eine tolle Sache sollten wir uns bewahren."

Hahns Fazit also: "Das Starzelfest macht Lust auf eine Fortsetzung." In wie weit das durchsetzbar ist, soll im Herbst zusammen mit der Kulturbeauftragten Anke Gärtner besprochen werden.

Auch Hans-Jürgen Kleiner hofft auf eine Fortsetzung: "Toll wäre auch eine bleibende Bühne im Park, wie eine Art Amphitheater, wo auch mal an einem Sonntagmorgen einfach ein Konzert gespielt wird", und das alles, während an der Starzel Kinder spielen und die Füße ins Wasser hängen können. "Der Park muss lebendig werden", findet Kleiner, "das ist eine tolle Chance für Hechingen."

Weitere Informationen: Hans-Jürgen Kleiners Hand-Skulpturen sind noch bis zum 1. Oktober am Ufer der Starzel ausgestellt. www.mukuonline.com