Fotos: Stopper Foto: Schwarzwälder-Bote

Schmitthenner im Hohenzollerischen Landesmuseum

Von Klaus Stopper

Das Hechinger Rathaus ist eigentlich eine Behörde. Seit vergangenem Jahr ist es auch ein Baudenkmal, das die Begabung und Bedeutung seines Architekten, Paul Schmitthenner, würdigt. Eine Ausstellung im Hohenzollerischen Landesmuseum ist nun Schmitthenner gewidmet.

Hechingen. Viele Gäste der offiziellen Eröffnungsveranstaltung gestern waren Architekten oder zumindest vom Baufach. Und ihnen sprach Laudator Franz Severin Gässler, selbst studierter Architekt, in seinem Vortrag sichtlich aus der Seele. Er schilderte Schmitthenner als einen Architekt mit großen Visionen, der zugleich zutiefst penibler Planer war, der jeden Treppenlauf, jede Fenstereinfassung oder Türeinfassung als elementaren Teil eines Ganzen sah und gestaltete. Gerade diese handwerkliche Akkuratesse habe viele Architekten in seiner Zeit zutiefst inspiriert. Sein Name habe in der Zunft einen hervorragenden Klang.

Die Pläne, die in der Ausstellung zu sehen sind, belegen diese Sicht. Zeichnungen von unglaublicher Feinheit, entworfen ohne Lineal, sind dort zu sehen. Belege dafür, wie gründlich Paul Schmitthenner seine Bauten durchdachte. Das Hechinger Rathaus folge zwar "keiner Stilform, aber es hat Stil", sagte der Architekt am 10. Mai 1958 selbstbewusst bei der Einweihung des Hauses.

Einen nicht ganz einfachen Auftritt meisterte am Eröffnungsabend Bürgermeisterin Dorothea Bachmann souverän. Bekanntlich hatte sie die Pläne für einen Teilumbau des Rathauses zum Geschäftshaus befürwortet. Der Zorn über das Denkmalamt, das vor einem Jahr diese Pläne durchkreuzte, scheint bei ihr verraucht zu sein. Ohne überhaupt die alten Querelen zu erwähnen, lobte sie in ihrer Begrüßungsrede das Rathaus als "modernen, lichten Ort", der sich in die beengten Verhältnisse des Marktplatzes hervorragend einfüge. Sie begrüßte auch warmherzig einen besonderen Gast des Abends: Der Sohn von Paul Schmitthenner war zur Ausstellungseröffnung gekommen. Er habe vor etwa 40 Jahren in dem Gebäude sogar geheiratet, antwortete er lachend auf die Frage der Bürgermeisterin, ob der das Hechinger Rathaus zuvor schon einmal gesehen habe.

Volker Trugenberger, Sigmaringer Abteilungsleiter im Landesarchiv Baden-Württemberg und damit eigentlich Auftraggeber der Ausstellung, zeigte sich in seiner Begrüßung der Gäste sehr stolz darauf, hier wieder eine eigene Ausstellung im Hohenzollerischen Landesmuseum zeigen zu können, und er freute sich, gemeinsam mit Franz Severin Gässler das gerade erst aus dem Druck gekommene Buch "Poesie der Schönheit - Paul Schmitthenner, Spätwerk", das die Ausstellung begleitet, präsentieren zu können.

An die Einführungsreden schloss sich ein Gang durch die Ausstellung an. Die Gliederung umfasst unter anderem die Biografie Schmitthenners, einen Vergleich der in Hohenzollern nach dem Zweiten Weltkrieg gebauten Rathäuser, Skizzen gelungener Bauten Schmitthenners in der Nachkriegszeit und vor allem eine Vielzahl von Entwürfen und Zeichnungen, die die schrittweise Entwicklung der endgültigen Form des Hechinger Rathauses zeigen.

Dass Schmitthenner nicht nur Visionär sondern auch handwerklich akkurater Baumeister war, zeigt die Ausstellung auch. Gezeichnete Anleitungen für die Anbringung von Bauteilen an Fassade und Dachkanten sind zu sehen. Wer die Ausstellung im Landesmuseum besucht, sollte anschließend noch durch das Original am Marktplatz schlendern. Er wird das Gebäude dann sicher mit anderen Augen sehen.