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Flaschnermeister Adolf Rudolph baute 1950 das Kreuz auf der Stiftskirche, das bis heute intakt ist

Es ist das Höchste, was die Hechinger Kernstadt zu bieten hat: Das Kreuz auf der Stiftskirche. Flaschnermeister Adolf Rudoph hat es 1950 so solide angefertigt, dass es immer noch stabil die Kirche krönt.

Hechingen. Adolf Rudolph war einer der Hechinger Handwerker "vom alten Schlag", wie man so sagt. Als Geselle hat er mal einen Kopfstand auf der Spitze des unteren Turms gemacht. Noch als 70-Jähriger balancierte er auf den höchsten Dächern der Zollerburg herum. "Bei dem Anblick haben mir die Hände gezittert", erzählt sein Enkel Adolf Rudolph, der heute den Familienbetrieb führt.

Aber der Opa war nicht nur immun gegen Höhenangst, er war auch ein hervorragender Handwerker, sonst hätte er den Auftrag wohl nicht erhalten, 1950 aus Anlass des "Heiligen Jahrs" ein neues Kreuz für die Stiftskirche zu bauen. Damals wurden Aufträge nicht ausgeschrieben, "mein Vater wurde von Stadtpfarrer Karl Baur gefragt, ob er das macht", erzählt Emil Rudolph, der Sohn, der später den Betrieb übernahm.

Natürlich wurde diese Arbeit angenommen. Solche Aufträge waren eine Ehre für Handwerker. "Dass man so etwas gebaut hat, das freut einen jedes Mal, wenn man den Turm anschaut", erzählt Emil Rudolph. Er hat als Elfjähriger zugeschaut, wie das Kreuz gebaut wurde. Eine Herausforderung war, dass das Kreuz konisch nach oben verläuft. Dazu braucht man Spezialmaschinen. Rudolphs haben in ihrer Werkstatt heute noch Maschinen "aus der Vorkriegszeit", die für spezielle Arbeiten noch verwendet werden. Und entlang des Kreuzes und am Ende der Balken sind Kugeln angebracht, die damals von Hand aus Blechen getrieben wurden. "Ich weiß noch, wie die abends in der Werkstatt gehockt sind und gehämmert haben", erzählt Emil Rudolph.

Was man von unten nicht sieht: Das Kreuz ist innen hohl, ebenso die Kugeln. Wie eine Goldkrone auf einem Zahnstumpf wurde das Stiftskirchenkreuz auf einen Balken gesetzt, der oben senkrecht aus dem Dachgebälk des Turms ragt. Wie das mit den damaligen Mitteln aufgesetzt wurde? Adolf Rudolph Junior zuckt die Schultern. Flaschenzüge, Holzbalken. "Nach heutigen Sicherheitsstandards ginge das nicht mehr so", meint er und schaut auf ein Foto. Es zeigt Arbeiter, die in luftiger Höhe auf das Kreuz geklettert sind, um noch einmal die Falze zu überprüfen.

Kupferarbeiten können unbegrenzt halten

Wenn man keine handwerklichen Fehler mache, "halten solche Kupferarbeiten im Prinzip ewig", erzählt Rudolph. Vor allem dürfe kein Wasser eindringen, sonst verfaule der Trägerbalken sehr schnell. Und die Handwerker, die den Schaden später reparieren, finden den Urheber sehr einfach heraus. Traditionell hinterlasse man in Hohlkörpern Zettel mit den Handwerkernamen und Gegenständen, wie etwa Münzen. Es sei ein schönes Gefühl, dass diese Zettel vielleicht erst Jahrzehnte später gelesen werden.

Im Zuge der aktuellen Sanierung werden am Kupferkreuz nur einige Nahtstellen gelötet. Viel ist da nicht zu machen. Ganz im Gegensatz zum steinernen Teil des Turms, der derzeit mit Millionenaufwand grundsaniert werden muss.

Weil das Kreuz bestens erhalten ist, hat Adolf Rudolph Junior keinen Auftrag für die Stiftskirche. Aber er will mal nachfragen, ob er trotzdem auf das Gerüst darf. Sein Wunsch: "Ich würde mir gern das Kreuz vom Opa mal aus der Nähe anschauen."