Auf das Konto des Angeklagten sollen mehrere Straftaten gehen. (Symbolfoto) Foto: Archiv

Zwölf Anklagepunkte: Unter anderem Ruhestörungen, Morddrohungen, Diebstahl und Hausfriedensbruch.

Burladingen/Hechingen - Die Anklagepunkte sind so viele, dass Richter Wührl dem Leitenden Oberstaatsanwalt Michael Pfohl anbot, sich bei der Verlesung zu setzen. Der stand die Dreiviertelstunde aber mit gebotener Amtswürde durch. Seit gestern steht ein stadtbekannter Querulant aus Burladingen wegen zahlreicher Straftaten vor Gericht.

"Da kommt eine Menge Holz zusammen", wie Ernst Wührl es salopp formulierte. Beleidigungen per Telefon und SMS, vulgäre Schreiben an weibliche Bekannte, unzählige Ruhestörungen wegen zu lauter Musik, Morddrohungen, Diebstahl, Hausfriedensbruch, versuchte Erpressung und Rangeleien mit Polizisten summierten sich in den vergangenen zwei Jahren auf 70 Strafanzeigen und zwölf Anklagepunkte. Einer der Polizisten, die als Zeugen vernommen wurden, berichtete davon, dass der Angeklagte in mehreren öffentlichen Gebäuden, Gaststätten und Läden Burladingens mittlerweile Hausverbot habe.

Im Kindergarten Jahnstraße habe er angetrunken herumgepöbelt, ins Rathaus dürfe er nur noch mit entsprechender Voranmeldung. In Burladingen sei er stadtbekannt, mit der Polizei habe er regelmäßig zu tun, seine Stereoanlagen wurden mehrfach beschlagnahmt. »Mir ist kein vergleichbarer Fall bekannt«, räumte der Ordnungshüter ein.Bei den Streitereien mit Nachbarn und ehemaligen Freunden drehte es sich oft um Geld. Gelegentlich bat der 57-Jährige  andere darum, etwas für ihn einzukaufen, denn einen Führerschein hat er nicht mehr.

Angeklagter streitet ab, Jugendliche zu Drogen verführt zu haben

Danach meinte er, dass das Rausgeld nicht stimme, erhob Forderungen, wurde grob und beleidigend. Mal wollte er jemanden die "Russenmafia" schicken, dann wieder "fünf Body-Guards mit Nahkampferfahrung" oder er drohte, seine eigene Sieben-Millimeter-Pistole zu benutzen und den Gegner umzubringen. Nachdem er in einem Geschäft beim Ladendiebstahl erwischt wurde, bekam er dort Hausverbot, ein Mountainbike soll er aus der Garage eines Bekannten gestohlen haben, ebenso einen Zuchthasen der Rasse Weißer Riese, den die Polizei dann in seiner Wohnung fand und dem Besitzer zurückbrachte.

Einer Nachbarin schrieb er einen Brief mit sexuellen Anzüglichkeiten, die diese vor Gericht nicht wiederholen wollte. Der Brief wurde, nachdem die Zeugin entlassen war, verlesen. Als er in einer Nacht mehrfach den Notruf anrief, weil er sich von »maskierten Schlägertypen« vor seinem Haus bedroht fühlte, rückte die Polizei an, wieder ab, wieder an und versteckte sich am Haus um festzustellen, dass alles nur erfunden war.

Der Angeklagte, der für eine Entgiftung die vergangenen drei Wochen in einer Klinik in Rottenmünster zugebracht hat, räumte einen Großteil der Vorwürfe ein, auch, dass er oftmals viel zu viel getrunken habe. Er entschuldigte sich bei jenen Betroffenen, die zu den Taten gestern aussagten. Dass er Jugendliche zum Gebrauch von Drogen ermuntert habe, stritt er allerdings ab.

Die Kräutermischung "Indian Dream", die er per Internet unter dem Stichwort "Duftteufel" bei einem Balinger Unternehmer bestellte und für die er 30 Euro pro 3,6 Gramm bezahlte, habe er lediglich als Duftnote für seine Räumlichkeiten benutzt. Ein forensischer Psychiater ist bei der Verhandlung dabei und soll gegen Ende des Amtsgerichts-Prozesses etwas über den Geisteszustand und die Zurechnungsfähigkeit des Angeklagten sagen.  Die Verhandlung wird am 19. März fortgesetzt.