Irgendwas fehlt hier. So wird es vom Marktplatz her aussehen, wenn die großen Rotbuchen auf dem Obertorplatz gefällt sind. Bis zum Baubeginn im Winter soll es nach derzeitiger Planung so weit sein. Foto: Fotomontage: Stopper

Bäume müssen noch vor Baubeginn für Tiefgarage weichen. Arbeiten sollen im Januar beginnen.

Hechingen - Die rot-schwarzen Blätter verlieren nun langsam ihre Farbe. Bald werden sie welk zu Boden sinken. Wahrscheinlich gibt es für die großen Blutbuchen am Obertorplatz keinen Frühling mehr. Möglicherweise aber doch.

Fest steht, dass die prachtvollen Bäume auf jeden Fall vor Beginn der Bauarbeiten für die Obertorplatz-Tiefgarage gefällt werden müssen. Welcher Anblick sich dann vom Marktplatz aus auf den Obertorplatz bietet? Unsere Fotomontage vermittelt einen ersten Eindruck.

Die Bauarbeiten sollen im Januar beginnen, falls nicht doch noch juristische Fallstricke den ganzen Prozess ins Stocken bringen. Ein Anlieger und Geschäftsmann am Obertorplatz hat jedenfalls bereits angekündigt, dass er gegen den Bau Widerspruch einlegen werde, falls in der aktuellen Planung nicht auf seine Wünsche eingegangen wird. Ein Anwalt, den er eingeschaltet hat, sehe gute Aussichten dafür, dass sich damit der Baubeginn aufschieben lasse.

Ob es so weit kommt, steht noch nicht fest. Angeblich suchen die Planer nach einer Lösung. Dann stünde dem Baubeginn wohl nichts mehr im Weg. Und wann würden dann die Männer mit den Kettensägen anrücken? In den nächsten Wochen wohl noch nicht, erklärte Thomas Jauch als städtischer Pressesprecher auf Nachfrage unserer Zeitung. Es würden demnächst auf dem Obertorplatz zwar Absperrungen vorgenommen und Baufahrzeuge anrücken. "Aber dabei geht es nur um Kanalarbeiten." Die seien zwar auch auf das Tiefgaragen-Projekt abgestimmt, hätten aber ohnehin erfolgen müssen. Wann die Bäume gefällt werden, könne die Stadt derzeit nicht beantworten.

Das heißt, es gibt auf jeden Fall noch etwas Aufschub für die Bäume. Aber wie wird der Platz ohne sie einmal aussehen? Wie werden sich die Anlieger fühlen? "Unvorstellbar ist das", sagt eine Geschäftsfrau, die derzeit noch täglich durch ihr Schaufenster die Baumriesen im Blick hat. Seit sie denken könne, stünden diese Bäume dort. Und was meinen ihre Kunden zum baldigen Baumtod? "Das ist eigentlich kein großes Thema hier", berichtet sie, "die machen sich eher Sorgen, wo sie parken können, wenn die Bauarbeiten begonnen haben."

Eine Kollegin von der anderen Platzseite ist hellauf entsetzt über die Pläne. "Schlimm" werde es dann auf dem Platz aussehen. Und zum Gutachten, in dem festgestellt wird, dass ein Baumpilz den Bäumen ohnehin bald den Garaus machen würde, meint sie nur: "Wir fühlen uns verkackeiert." Das sei ein Gefälligkeitsgutachten, das dies festgestellt habe, was politisch gewollt gewesen sei. "So etwas kann man doch drehen, wie man es möchte", ist sie überzeugt.

"Das Thema ist derzeit eigentlich kein Riesending bei unseren Kunden", berichtet eine weitere Verkäuferin am Obertorplatz. Nur wenige würden das Thema ansprechen, "aber wenn darüber gesprochen wird, dann nur mit Bedauern." Ob die Bäume für das Bauprojekt gefällt werden müssten, könne ein Laie wohl schwer beurteilen, "aber wem das nicht leid tut, wenn so schöne Bäume fallen, der hat einfach kein Herz", stellt sie fest.

Es würden ja auch neue gepflanzt. Sie ist sich allerdings sicher: "Dass die mal richtig groß werden, erlebe ich wohl nicht mehr."