Foto: Huger

Grosselfinger Züchterpaar hat die Tiere quasi als Nachbarn. Zweimal täglich wird trainiert.

Grosselfingen - Die Zeiten, in denen Brieftauben Nachrichten überbracht haben, sind vorbei. Doch die Faszination an den Tieren ist geblieben. Heinz Eichert hat seinen Lieblingen sogar ein eigenes Haus gebaut.

Bei den Nachbarn von Heinz und Adelgunde Eichert aus Grosselfingen geht es zu wie im Taubenschlag. Kein Wunder, denn das Nachbarhaus bewohnen tatsächlich all die Brieftauben von Heinz Eichert. Er beherbergt über 200 Brieftauben. Ungefähr die Hälfte wohnt im besagten Haus, die andere Hälfte in zwei Gehegen im Garten, wobei Männchen und Weibchen getrennt sind.

Die Tiere erfüllen ihre ursprüngliche Bestimmung heute nicht mehr. Höchstens, wenn sich ein Taube mal in der Adresse geirrt hat. "Wenn eine fremde Taube da ist, schreibt man eine Nachricht und hängt den Zettel an", sagt Heinz Eichert. Danach schickt man sie wieder auf die Reise. Manchmal erlauben sich die Züchter auch einen Spaß. "Gott schütze mich vor Sturm und Wind und Tauben, die zu langsam sind", schreiben sie dann als Nachricht an den anderen. Zugeordnet werden die Tiere anhand eines Identifikationsringes am Fuß.

Doch genau das ist es, worum es heutzutage bei den Brieftauben geht: Schnelligkeit. "Berechnet werden die Flugmeter pro Minute", erklärt Eichert. Dabei legen die Tiere teilweise über 1000 Kilometer zurück. Der längste Flug einer von Eicherts Tauben ging von Barcelona nach Grosselfingen – stolze 935 Kilometer Luftlinie. "Sie müssen aber mehr fliegen, da sind die Pyrenäen dazwischen", sagt Heinz Eichert.

Tee, Mineralien und Elektrolyte

Um sich von so einem Flug zu erholen, brauchen die Tiere nicht einmal sehr lange. "Normalerweise ein paar Minuten", so der Brieftaubenexperte. Die seien topfit, denen mache das nichts aus. "Sie werden sehr gesund gehalten. Die sind wie Spitzensportler", sagt Eichert. Damit bezieht er sich auch auf die Ernährung. Die Tauben bekommen mitunter Traubenzucker und Tee sowie spezielles Futter mit Mineralien und Elektrolyten. "Es gibt so viele Sorten, das glauben sie gar nicht", so Eichert.

Das Gerücht, dass Brieftauben Krankheiten verbreiten, kann das Ehepaar Eichert klar zurückweisen. "Das ist mit viel Unwissenheit verbunden", sagt Adelgunde Eichert. Schließlich werden die Tiere einmal im Jahr gegen Krankheiten geimpft. Zudem werden regelmäßig Kotproben zur Untersuchung in eine Spezialklinik geschickt. Hinzu kommt noch ein ganz entscheidender Punkt: "Kranke Tauben fliegen nicht", erklärt Adelgunde Eichert.

Generell fliegen die Brieftauben aber jeden Tag. Einmal morgens und einmal abends trainieren sie. Ungefähr eine Stunde lang fliegen sie meist im Kreis um das Grundstück herum. Dann fliegen sie von ganz alleine wieder in ihren Schlag – die meisten jedenfalls. Ein paar Nachzügler folgen den Lauten der Trillerpfeife von Heinz Eichert. Doch wie kann man sicher sein, dass keine fremde Taube mithineinkommt?

"Fremde gehen nicht rein", so Eichert. Sie landen höchstens mit den anderen auf dem Dach. Doch der geschulte Blick des Züchters erkennt sofort, ob es sich um fremde Tiere handelt. Mit Stadttauben sind sie für Eichert ohnehin nicht zu verwechseln. "Die sind viel kleiner, haben eine andere Figur, einen spitzen Schnabel und kleine Augen", sagt der Experte.

Die Zuchttauben würden auf ihren Ausflügen aber auch nicht in andere Schläge einziehen. Das Gerücht, dass Stadttauben angeblich Brieftauben seien sollen, die sich verflogen haben, ist laut Eichert schlichtweg "Blödsinn".

Er sollte es wissen. Schließlich hat er sich seit seinem zehnten Lebensjahr den Brieftauben verschrieben. Damals habe ihn sein Vater immer mitgenommen, wenn er sich um die Tauben gekümmert hatte. Mit seinen Tieren hat Heinz Eichert schon so manchen Preis gewonnen. Doch das bedeutet ihm nicht viel. "Ich bin nicht scharf auf Pokale", sagt er. Das nehme zu viel Platz weg. Er habe sogar bereits einige Trophäen verschenkt.

Das Schönste sei der Moment, wenn die Brieftauben wieder nach Hause kommen. Adelgunde Eichert formuliert das wie folgt: "Wer Taubenzüchter für öde hält, der soll sich einmal einlassen auf den Moment, wenn aus einem Punkt am Horizont langsam eine Taube wird, wenn sie den Taubenschlag umsegelt und dann schnell zur Landung ansetzt und man merkt, dass sie sich freut, wieder zu Hause zu sein." Da gehe jedem Züchter das Herz auf.

Weitere Informationen: Wem eine Brieftaube zufliegen sollte, der kann sich beim Zuflieger-Beauftragten Olaf Renaux unter der Nummer 07433/4493 melden.

Schon Ägypter und Römer setzten 5400 v. Chr. Brieftauben ein, um Nachrichten zu übermitteln. Bis zur Erfindung des Telegrafen waren die Brieftauben auf diesem Gebiet unschlagbar. Sogar die Nachrichtenagentur Reuters hat ihre Nachrichten mit der Brieftaubenpost verschickt. Die beiden Weltkriege waren schließlich das letzte große Einsatzgebiet der Brieftauben. Im Ersten Weltkrieg wurden schätzungsweise 100 000 Brieftauben zur Nachrichtenübermittlung eingesetzt. Ihre Erfolgsrate bei der Überbringung der Nachrichten lag bei 95 Prozent. Mit Hilfe der Brieftauben konnte die Verbindung zur Front aufrecht erhalten werden. Durch die Hilfe der Tiere konnten wohl tausende Soldaten gerettet werden. Die Brieftauben wurden dabei in fahrenden Taubenschlägen untergebracht.

Raubvögel

Im Winter können die Tauben nicht herausgelassen werden. Denn dann lauern draußen die Greifvögel, die auf Nahrungssuche sind. Aber auch bei Wettflügen fehlen hinterher oft einige Tauben, meist die Spitzentiere. Manche Tauben kommen auch erst am nächsten Morgen zurück und haben größere Verletzungen von Raubvögeln davongetragen. Meist sind diese dann nicht mehr zu retten. Zu den größten Feinden der Brieftauben gehören der Habicht, der Wanderfalke und der Sperber. In der Regel sind die Tauben aber Schwarmflieger, was ihnen eine gewisse Sicherheit bietet.

Schon Ägypter und Römer setzten 5400 v. Chr. Brieftauben ein, um Nachrichten zu übermitteln. Bis zur Erfindung des Telegrafen waren die Brieftauben auf diesem Gebiet unschlagbar. Sogar die Nachrichtenagentur Reuters hat ihre Nachrichten mit der Brieftaubenpost verschickt. Die beiden Weltkriege waren schließlich das letzte große Einsatzgebiet der Brieftauben. Im Ersten Weltkrieg wurden schätzungsweise 100 000 Brieftauben zur Nachrichtenübermittlung eingesetzt. Ihre Erfolgsrate bei der Überbringung der Nachrichten lag bei 95 Prozent. Mit Hilfe der Brieftauben konnte die Verbindung zur Front aufrecht erhalten werden. Durch die Hilfe der Tiere konnten wohl tausende Soldaten gerettet werden. Die Brieftauben wurden dabei in fahrenden Taubenschlägen untergebracht.

Raubvögel

Im Winter können die Tauben nicht herausgelassen werden. Denn dann lauern draußen die Greifvögel, die auf Nahrungssuche sind. Aber auch bei Wettflügen fehlen hinterher oft einige Tauben, meist die Spitzentiere. Manche Tauben kommen auch erst am nächsten Morgen zurück und haben größere Verletzungen von Raubvögeln davongetragen. Meist sind diese dann nicht mehr zu retten. Zu den größten Feinden der Brieftauben gehören der Habicht, der Wanderfalke und der Sperber. In der Regel sind die Tauben aber Schwarmflieger, was ihnen eine gewisse Sicherheit bietet.