Prominenter Gast beim Ohrenkino: Lindenhof-Präsident Uwe Zellmer liest. Foto: Maute Foto: Schwarzwälder-Bote

Ohrenkino: Neuauflage in der Villa Eugenia in Hechingen gelingt / Vorleser ist Uwe Zellmer

"Vorlesen ist die Mutter des Lesens", sagte einst Goethe. Ein prominenter Vorleser war in der Villa Eugenia zu Gast: Mit Lindenhof-Präsident Uwe Zellmer erlebte das Ohrenkino eine gelungene Neuauflage.

Hechingen. Die gemütliche Atmosphäre und die Möglichkeit, das Gehörte in guten Gesprächen zu reflektieren – genau das schätzt Anita Maultzsch am Ohrenkino. Umso mehr ein Grund, dem Förderverein vorzuschlagen, die Veranstaltung nach längerer Pause wiederzubeleben.

Einen Gast, der in die Rolle des Vorlesers schlüpften könnte, hatte Anita Maultzsch ebenfalls schon im Kopf. "Ich habe da an einen charmanten, bekannten, intelligenten und humorvollen Mann gedacht", ließ sie das Publikum am Mittwoch wissen. Und dieser Mann sagte zur Freude aller ganz spontan zu. Es war der Präsident und Mitbegründer des Theater Lindenhofs in Melchingen, Uwe Zellmer, der der ehemaligen Fürstenresidenz einen Besuch abstattete.

Den ihm nach dem Vorbild von Udo Jürgens angebotenen weißen Bademantel, ein Obstkorb oder gar eine Massage – all das habe es gar nicht gebraucht, um Zellmer zu verpflichten, plauderte Anita Maultzsch aus dem Nähkästchen. Ganz bescheiden sei er, und er habe sich gegen ein Glas Rotwein (als Kenner natürlich ein Württemberger) dazu bereit erklärt, in die Villa Eugenia zu kommen – und das mit interessanten Büchern im Gepäck, darunter etwa "’s Melchinger Brevier."

"Jetzt bekommen Sie ordentlich was auf die Ohren, damit in Ihrem Kopf viele schöne Bilder entstehen", spannte Anita Maultzsch den Bogen zum Ohrenkino. Und sie sollte recht behalten. Im gemütlichen Ambiente des von flackernden Kerzen erhellten Trauzimmers gab es Geschichten und Gedichte zu hören, die hauptsächlich um die Themen Winter und Weihnacht kreisten.

Zum Auftakt las Zellmer allerdings einen Ausschnitt aus seinem Buch "Himmelsberg, Engelswies" vor, in dem er die Geschichte des Theaters Lindenhof erzählt und die besondere Verbindung zur Melchinger Bevölkerung beschreibt. "Ma hot no nia nit Polizei braucht", erklärte etwa ein Dorfbewohner durchaus wohlwollend und ein Nachbar grüßte stets mit den Worten "So, goht ma ge dichta?" Das Dichten – eine poetische Tätigkeit. Mit bisweilen philosophischen Erkenntnissen. "Wenn alles so weiß ist, weiß man alles viel besser", beschreibt etwa Robert Walser den Übergang vom Herbst zum Winter.

Aus Uwe Zellmers und Bernhard Hurms "Hausbüchle" mit ausgewählten Texten rund um die "Schwäbische Weihnacht" wurde etwa der Klassiker von Sebastian Blau – "s’ Weggetaler Kripple" – vorgetragen.

Als Dank für wurde Zellmer am Ende zum "Ersten fürstlichen Vorleser" ernannt. Und weitere Leser folgen. Jeden ersten Mittwoch im Monat soll es in der Villa Eugenia ein Ohrenkino geben.