Leidenschaft, Eleganz, Beherrschung – die Profitänzer Carolina und ihren Mann Andrés Bravo begeisterten beim Open-Air-Konzert im Schützenhaus. Foto: Beyer Foto: Schwarzwälder-Bote

Trio mit Raul Jaurena aus Uruguay schafft im Hechinger Schützenhaus südamerikanische Atmosphäre

Von Willy Beyer

Hechingen.Der Maestro ist wieder da. Ein Jahr nach seinem Hechinger Debüt in der Alten Synagoge gaben Raul Jaurena und seine Freunde nun ein Open-Air-Konzert am Schützenhaus. Dieser warme Sommerabend begeisterte restlos.

Wieder war der Hechinger Kunstverein Veranstalter, und wieder hatte der Maestro aus Montevideo seine Tochter Carolina und ihren Mann Andrés Bravo dabei. Beide sind professionelle Tänzer, und ihr Spiel aus Leidenschaft und Kontrolle faszinierte. Nach jedem Auftritt wurde die Garderobe gewechselt, denn Transpiration passt nicht zum eleganten Tango. Das Tanzpaar, das mitten zwischen den Zuschauern auftrat, war ein Erlebnis für sich.

Der Vater der Tänzerin wurde von zwei alten Bekannten im Schützenhaus unterstützt. Veith Hübner am Bass und Bobby Fischer am E-Piano, beide ebenfalls bestens bekannt von Kunstvereins-Konzertabenden. Jaurena stand in seiner Jugend gemeinsam mit Astor Piazzola, dem legendären Begründer des Tango Nuevo, auf der Bühne. Mittlerweile hat er seinen eigenen Stil gefunden. Piazzolas Neuerungen wurden im Tango-Heimland Argentinien anfangs abgelehnt. Just aus dieser Zeit, 1945, stammte das erste Werk des Abends. Desde l’alma, La Yumba, Tacarapa oder Tanguero hießen Stücke, die gespielt wurden. Oft wechselte in ihnen der Rhythmus zwischen Rumba, Milonga, Salsa oder Walzer. Komplexe Kompositionen waren hier zu hören. Das Tanzpaar schien mit der Musik zu verschmelzen. Andrés im perfekten Anzug, Carolina elfengleich und durchtrainiert in atemberaubenden Kleidern. Ein Dialog der Bewegungen, obwohl im Tango der Mann geradezu kompromisslos führt. Carolina schien jede Bewegung vorherzuahnen. Schwerelos in Hebungen, dennoch akrobatisch und zugleich elegant, Drehungen, teils schroff teils fließend – für die Besucher war es eine Augenweide. Entsprechend eifrig wurde vom Publikum gefilmt und fotografiert. Die Atmosphäre dieser Sommernacht aber lässt sich mit Apparaten nur schwer einfangen.

Diese heiße Nacht des Tangos vermittelte eine Ahnung der "Noches en Buenos Aires", wenn in den Tangoschuppen der Stadt die Nächte zum Tag werden. Auch im Viertel La Boca, wo der Tango entwickelt wurde. Über Paris eroberte er die Welt. Und am Mittwochabend Hechingen.