Heute Finissage des Sommerateliers im Weißen Häusle / Künstler Dito und Simoes stammen aus Mosambik

Von Andrea Maute

Hechingen. Das Sommeratelier im Weißen Häusle ist geöffnet. Unter dem dichten Blätterdach der mächtigen Platanen des Fürstengartens ist Dito in seine Tuschezeichnung vertieft, ein paar Meter weiter bearbeitet Simoes den Stamm eines Essigbaums.

Im Hintergrund läuft afrikanische Musik. Immer wieder erregt die Szene Aufmerksamkeit. Passanten, die zufällig vorbeikommen, unterbrechen ihren Spaziergang und treten neugierig näher. Viele sind zunächst unsicher. Darf man den Künstlern Fragen stellen? Fühlen sie sich dadurch nicht gestört? Energisch schüttelt Dito den Kopf. Ganz im Gegenteil. "Wir freuen uns, mit den Menschen ins Gespräch zu kommen", erklärt er und legt seine Zeichnung beiseite.

Sein Kollege, der Bildhauer Simoes, entledigt sich seiner Schutzmaske und stellt die Motorsäge ab. Und dann nehmen die beiden ihre Gäste mit auf eine kreative Reise. Mit der ihnen eigenen afrikanischen Herzlichkeit stellen sie ihre Arbeiten vor. Bei einer kleinen Führung erfahren die Besucher jedoch nicht nur viel über den künstlerischen Schaffensprozess, den Weg von der Idee bis zum fertigen Werk. Auch der Mensch dahinter, sein Leben, seine Heimat und der Kulturkreis, der ihn geprägt hat, spielen im Gefüge des großen Ganzen eine wichtige Rolle. Man muss all das wissen, um zu verstehen. Pedro Jeremias "Dito" Tembe und Carlos "Simoes" Fereira leben beide in Maputo in Mosambik. Für Dito ist es nicht der erste Aufenthalt in Deutschland. "Ich bin schon zum vierten Mal hier", lässt er seine Gäste wissen. Sein Deutsch ist sehr gut, auch wenn er ganz bescheiden von "ein bisschen Deutsch" spricht.

Dito Tembe ist Maler. Die meisten der in Öl-Technik gemalten Bilder, die im Weißen Häusle zu sehen sind, sind in Hechingen entstanden. Die feinen Tuschezeichnungen hingegen hat der Künstler zum Großteil in seiner Heimat Mosambik gefertigt. Der Staat in Südostafrika, seine Bewohner, die Kultur – immer wieder spielen sie in seinen Werken eine Rolle. "Mosambik ist ein armes Land", berichtet Dito und deutet auf ein Bild, auf dem Frauen zu sehen sind, die ihre Waren auf der Straße feilbieten. Auch kritische Töne schlägt der Künstler an, etwa wenn er unter dem Titel "Sprechverbot" eine Frau auf Leinwand bannt, deren Schleier den Mund bedeckt.

Überhaupt – was er im Gespräch oder über die Medien erfährt, hält nicht selten Einzug in sein Werk. Oftmals sind es gesellschaftliche Themen, die auch einen Bezug zu Deutschland haben. Einige Bilder entscheiden sich schon in puncto Farbe von den hellen, in gleißendes Licht getauchten Afrika-Motiven. In kühlem Blau offenbaren sich die Umrisse von Menschen. "Es sind Flüchtlinge im Boot auf dem Meer", sagt Dito nachdenklich. Der leise Anflug von Traurigkeit in seiner Stimme verfliegt jedoch rasch, als ihm der sechsjährige Joel, der jüngste Kunstschüler an diesem Tag, strahlend ein selbstgemaltes Bild überreicht. Die Arbeit mit Kindern – dieses Thema zaubert nicht nur Dito, sondern auch seinem Kollegen Simoes ein Lächeln aufs Gesicht. Denn Kinder berücksichtigen instinktiv das, was auch der Grundsatz der beiden Künstler ist: Aus dem Herzen auf die Leinwand, beziehungsweise bei Simoes in die Skulptur. Er ist zum ersten Mal in Deutschland und fertigt aus verschiedenen Hölzern wie Sandelholz, Ebenholz oder Mirabelle, die er zum Teil mit Metallelementen kombiniert, ausdrucksstarke, menschliche Gestalten. "Die Herstellung kleiner Skulpturen ist schwieriger", erklärt Simoes. Jede Zacke, jede noch so winzige Falte wird von Hand in das Holz geritzt, so dass er nicht selten einen Monat lang daran arbeitet.

Insgesamt sind Dito und Simoes, deren Kontakt zum Kunstverein durch Wolfgang Schmidt vom Jugendzentrum zustande kam, für drei Monate in Deutschland, wo sie Workshops veranstalten und auf viele Begegnungen hoffen.

u Geöffnet ist das Sommeratelier noch heute, 4. August, von 14 bis 19 Uhr. Heute Abend ist um 20 Uhr die Finissage.