Auf Schmuck und Bares soll es eine 25-Jährige bei Einbrüchen abgesehen haben. Jetzt steht sie vor Gericht. Foto: © megakunstfoto/Fotolia.com Foto: Schwarzwälder-Bote

Prozess: 25-Jährige aus einer Kreisgemeinde steht wegen gewerbsmäßigen Betrugs und Diebstahls vor Gericht

Von Gert Ungureanu

Geklaut? Ja, das habe sie, räumt die 25-Jährige vor dem Balinger Amtsgericht ein. Aber nicht in dem Umfang, in dem es ihr der Staatsanwalt vorhält. Angeklagt ist sie wegen fünf rechtlich selbstständigen Handlungen – Einbruch, Diebstahl und Betrug.

Balingen. Im August 2015 soll die 25-Jährige aus einer Schlichemtalgemeinde in einem Wohnhaus einen Wandtresor entwendet haben und dabei mit brachialer Gewalt vorgegangen sein. Bereits im März jenes Jahres soll die Frau, die keine Arbeit und keine Ausbildung hat, durch den Wintergarten und das Badezimmerfenster in eine Wohnung eingestiegen sein und dort unter anderem Bargeld, ein iPad, Schmuck und eine stattliche Menge US-Dollars mitgenommen haben.

In der Tat habe sie bei einem Kumpel aus der Clique, mit der sie jeden Abend unterwegs gewesen sei, eine Goldkette mit Anhänger mitgenommen. Mit der Clique sei man praktisch täglich zusammen gewesen: Mal habe man gegrillt, mal sei man in die Schweiz gefahren, einmal auch nach Bad Dürrheim, weil man gehört habe, dass es dort eine alte, aufgelassene Psychiatrie gebe.

Nach einer Party habe sie bei dem besagten Kumpel auf dem Sofa geschlafen. Die Kette habe sie auf dem Tisch neben dem Sofa entdeckt und ins "Goldhaus" nach Balingen gebracht. Der Kumpel habe zu dem Zeitpunkt noch geschlafen. Am Nachmittag habe es dann Aufruhr gegeben, weil die Kette weg war.

Junge Frau hatte Geld für den Urlaub in Ungarn gebraucht

Wofür sie das Geld gebraucht habe?, erkundigt sich die Richterin. Sie sei in Geldnot gewesen, erklärt die Angeklagte. Ihre Eltern hätten ihr nichts geben wollen. Eine Woche später habe sie ihr Auto verkauft, um an Geld zu kommen, weil sie mit ihren Kumpels in Urlaub fahren wollte nach, wie heißt es nur? Ach ja, Ungarn.

Wieso die Plastiktüte mit den Sparschweinen, die bei dem Einbruch im August verschwunden waren, eine Woche nach dem Einbruch unter ihrem Bett lag? Ganz einfach: Ihre Freundin, mit der sie mittlerweile nicht mehr befreundet sei, habe sie ihr gegeben mit der Bitte, sie wegzuschmeißen. Was in der Tüte war? Keine Ahnung, "Müll halt." Warum sie so lange nicht hineingeguckt habe? Sie sei praktisch nie in ihrem Zimmer, erklärt die junge Frau. Weshalb die Freundin ihr eigenes Sparschwein hätte klauen sollen? Es sei gar nicht ihres gewesen. Eins habe ihrer Mutter gehört, die Holzschatulle dem Vater. Die Freundin habe Geld gebraucht, weil sie auswandern wollte; ihre Eltern hätten sie rausgeschmissen und geglaubt, dass ihre Tochter sie bestohlen habe.

Und woher die Goldmünzen stammten, die sie im "Goldhaus" verkauft hat? Und die 500-Euro-Scheine, die sie bei der Bank in kleinere tauschen wollte – insgesamt etwa 6000 Euro? Etwa aus dem Tresor des Kumpels mit der Goldkette? Übrigens: Jenen Tresor hat man später im Wald, nicht weit vom Elternhaus der Beschuldigten, entdeckt.

Nix da: Die Goldmünzen seien aus Starnberg. Dort habe ihr Papa für jemanden einen Haushalt aufgelöst; was in dem Haus war, habe er behalten dürfen. Auch die Goldmünzen aus dem Tresor und die Modelleisenbahn. Die Abfallcontainer seien ja teuer genug gewesen. Was das Geld betrifft: Das habe sie an ihrem Geburtstag von ihrem Papa erhalten, insgesamt 25 000 Euro, ihren Vorab-Anteil am Erbe. Die großen Scheine habe sie umgetauscht, weil sie in Urlaub nach Kroatien fahren wollte und man dort kleinere Scheine brauche. Sie habe keine Ahnung, wie der aufgebrochene Tresor in den Wald gekommen sei.

"Ich wollte einfach nicht glauben, dass es jemand aus unserer Clique war"

Die 20-jährige Nicht-mehr-Freundin, die am Einbruchsabend bei der Angeklagten eingeschlafen war, sagte vor Gericht, sie habe nicht glauben wollen, "dass es jemand aus der Clique war". Ob sie der Freundin eine Plastiktüte mit "Müll" gegeben habe? "Da weiß ich nichts davon", beteuerte die Zeugin. Dass eine Freundin und die Schwester der Angeklagten behaupten, die Übergabe gesehen zu haben, glaubt sie nicht: "Ganz sicher nicht." Die Freundschaft habe sie gekündigt, weil die Freundin ihr den Geldbeutel geklaut habe. "Aber das ist eine andere Geschichte."

Der Polizeibeamte, der den Fall bearbeitet hatte, sprach von Schwierigkeiten bei der Spurensicherung: Die Oma der 20-Jährigen, bei der in Abwesenheit der Eltern eine Party gefeiert und danach eingebrochen worden war, habe aufgeräumt und geputzt, weil sie dachte, dass das die Spuren der Party seien. Aber Objekte, die er bei der Hausdurchsuchung bei der 25-Jährigen fotografiert habe, seien von den Einbruchsopfern wiedererkannt worden.

23 Zeugen sollen Licht in die wirre Geschichte bringen. Die Verhandlung wird am Donnerstag, 14. April fortgesetzt. Das Urteil wird am Freitag, 15. April, verkündet.