Wer im Kinzigtal eine Bleibe sucht, hat es schwer. Diese Erfahrung machen auch die zukünftigen Bürgermeister Wolfgang Hermann und Helga Wössner. Foto: Symbolfoto: Reinhard

Desiginierte Amtsträger von schwieriger Wohnungslage überrascht. Phänomen symptomatisch fürs Kinzigtal.

Hausach/Mühlenbach/Haslach - Dass die Wohnungsmarktlage im Kinzigtal nicht gerade rosig ist, ist bekannt. Dass aber selbst die zukünftigen Bürgermeister von Mühlenbach und Hausach Probleme haben, ein Domizil zu finden, erstaunt doch. Beide haben bisher noch nichts gefunden.

Bereits Haslachs neuer Bürgermeister Philipp Saar hatte Schwierigkeiten, eine Wohnung zu finden. "Insgesamt haben wir vier Monate gesucht", berichtet er dem Schwabo. Erst vorgestern konnte er sein neues Zuhause beziehen und muss nicht mehr von Emmendingen nach Haslach pendeln.

Er ist froh, dass das nun vorbei ist, wusste aber im Voraus, dass es angesichts der angespannten Wohnungsmarktlage nicht einfach werden würde, in Haslach etwas zu finden. "Ich wurde vorgewarnt, ja, aber man geht doch davon aus, dass es nicht ganz so schlimm wird, wie alle sagen. Ich wurde eines Besseren belehrt". Es habe ihn überrascht, dass sogar ein Bürgermeister, dessen Beruf mit Seriosität verbunden sei, solche Schwierigkeiten hat.

"Andererseits hat es ein Bürgermeister auch besonders schwer, da er ja normalerweise versucht, in seiner Gemeinde etwas zu finden." Zumindest habe ihm die Erfahrung gezeigt, wie dringend das Thema Wohnungsmarkt für das Kinzigtal ist.

Ähnlich, aber nicht ganz so dramatisch, sieht es bei Wolfgang Hermann aus, der am 15. Oktober zum Bürgermeister Hausachs gewählt wurde und momentan an seinem baldigen Wirkungsort eine Bleibe sucht. "Man hat mir momentan zwei, drei Objekte angeboten, aber wir haben noch nichts Festes", berichtet er. Einfach sei es jedenfalls nicht, für seine Familie mit bald zwei Kindern und zwei großen Hunden etwas Passendes zu finden. "Ein Gärtchen sollte da dann schon dabei sein, eine kleine Wohnung in einem Mehrfamilienhaus mit Balkon reicht halt nicht", sagt er. Bisher habe die Familie in einem allein stehenden Haus mit einer Fläche von 160 Quadratmetern gewohnt.

Dass der Wohnungsmarkt in Hausach nicht viel hergibt, das hätten ihm viele gesagt und es stimme. "Aber ich habe diese Woche vielversprechende Gespräche geführt. Ich bin guter Hoffnung, dass wir zwar nicht direkt zum Dienstantritt etwas haben werden, aber zum Anfang des Jahres", so Hermann. Zwar habe er auch Angebote außerhalb Hausachs bekommen, "aber das kommt für einen Bürgermeister nicht in Frage. Es gehört sich so, dass man in diesem Amt auch in dem Ort wohnt", findet der 52-Jährige. Natürlich fließe die Erfahrung, die er mit seiner Haussuche gemacht habe, in seine Arbeit ein, auch wenn ihm schon vorher klar gewesen sei, wie dringlich das Problem im Kinzigtal ist.

Auch Helga Wössner, frisch ins Amt der Mühlenbacher Bürgermeisterin gewählt, ist noch auf der Suche nach einem Domizil – bisher ohne Erfolg. Auch sie betont: "Für mich ist nur Mühlenbach interessant." Bisher habe sie nur Anzeigen im Internet und der Zeitung durchgesehen sowie auf Veranstaltungen herumgefragt, eine Suchanzeige habe sie noch nicht geschaltet.

Zwei Angebote gebe es bisher, die sie sich anschauen will, eines ist allerdings im Außenbereich, was wahrscheinlich nicht in Frage kommt. "Als Bürgermeisterin brauche ich auch zu Hause Internet", sagt Wössner. "Und im Außenbereich Mühlenbachs ist das meistens schwierig." Außerdem wisse sie von ihrem Hausbesuchen in der Wahlkampfzeit, dass man für die Häuser weiter draußen oft entsprechende Fahrzeuge benötigt. "Mein BMW hat kein Allrad", erklärt sie. Das andere Angebot befinde sich in der Dorfmitte. "Mein Traum ist es, nicht zu weit vom Ort entfernt zu wohnen, und ganz toll fände ich ein Leibgedinghaus – wenn ich schon auf dem Land wohne", sagt Wössner. Schön wäre natürlich auch, wenn es groß genug wäre, dass es genug Raum für den Besuch ihrer erwachsenen Kinder biete.

Sie sei vorgewarnt worden, dass es problematisch werden könnte, eine Wohnung zu finden. "Das haben Einige zu mir gesagt, dass es schwierig werden wird", erzählt sie. "Aber ich hatte doch gedacht, dass es ein wenig einfacher wird." Die Wohnungsmarktlage sei auch schon vor dieser Erfahrung für sie als Bürgermeisterin wichtig gewesen. "Ich denke, es ist immer wichtig, dass genügend Wohnraum vorhanden ist", so Wössner.

Sie will demnächst eine Suchanzeige schalten, zur Not auch eine Übergangslösung annehmen. Ihr Mann sei auch häufig beruflich unterwegs. "Es ist erst mal wichtig, überhaupt etwas zu haben, für mich."

INFO

Amtsantritt und Verpflichtung

Der Amtsantritt von Wolfgang Hermann ist für den 5. Dezember geplant, der letzte offizielle Arbeitstag seines Vorgängers Manfred Wöhrle ist der 4. Dezember. Der Termin für Hermanns Verpflichtung als Hausacher Bürgermeister im Rahmen einer öffentlichen Gemeinderatssitzung steht noch nicht endgültig fest.

Helga Wössner tritt ihr Amt als Mühlenbacher Bürgermeisterin am 8. Dezember an. Einen Tag vorher hat ihr Vorgänger Karl Burger seinen letzten Arbeitstag. Die Verpflichtung Wössners ist für den 15. Dezember, ab 19.30 Uhr bei einer Gemeinderatssitzung im katholischen Pfarrheim geplant. Es ist der einzige Tagesordnungspunkt.