Schulbegleiter nehmen an einer Fortbildung des DRK in Hausach teil / "Ausgleichshilfe" für das Kind

Tanja Sonntag und Tanja Mantel begleiten ein Kind im Schulalltag, das ohne sie wahrscheinlich nicht am allgemeinen Unterricht teilnehmen könnte. Im September haben beide einen Kurs des DRK in Hausach besucht, bei dem sie viel hilfreiches Wissen vermittelt bekamen.

Hausach . Die beiden Diplom-Pädagoginnen Simone Drechsler (DRK Kreisverband Wolfach) und Claudia Schmitt-Neumann (Bruderhaus Diakonie Loßburg) hatten nun Schulbegleiter verschiedener Träger zu der Fortbildung eingeladen. Die 20 Teilnehmerplätze waren schnell vergeben, das Interesse war groß. Während der drei Tage vertieften die Schulbegleiter Kernkompetenzen ihrer Arbeit, beispielsweise rechtliche- und entwicklungspsychologische Grundlagen, Gesprächsführung, Handlungsstrategien bei sozial auffälligem Verhalten, sowie Kenntnisse über verschiedene Beeinträchtigungen der zu begleitenden Kinder und Jugendlichen im Rahmen des Inklusionsgedankens. Die Teilnehmer arbeiteten in Gruppen, Rollenspielen und Diskussionen engagiert mit.

Fallbesprechungen zu verschiedenen Themen

"Ich würde diese Schulung jedem empfehlen, möglichst zu Anfang einer Tätigkeit als Schulbegleiter", sagt Tanja Sonntag. Sie hat vieles, was ihr den Schulalltag erleichtert, gelernt, beispielsweise den Umgang mit Datenschutz. "Man wird sensibilisiert dafür, wie eng der Rahmen gesteckt ist, etwa wenn Eltern der Mitschüler Dinge über das von mir betreute Kind wissen möchten", sagt sie.

Wichtig waren die Fallbesprechungen im Kurs. "Wir haben Problemfälle besprochen, zum Beispiel mit dem Thema Arbeitsverweigerung", sagt Sonntag.

Thema seien auch die verschiedenen körperlichen oder seelischen Beeinträchtigungen der Kinder gewesen und auch das eigene Stressmanagement. "Man verbringt viel Zeit mit dem Kind, baut eine persönliche Bindung auf und trägt viel mit nach Hause", betont sie.

Sonntag ist pädagogische Fachkraft und hat bisher schon insgesamt sechs "Inklusionskinder" im Kindergarten begleitet. Als das jetzt von ihr betreute Kind in die Schule kam war klar, dass mehr Stunden und damit eine zweite Kraft erforderlich waren und jetzt teilt sie sich die Aufgabe mit Mantel.

Keine Inklusion ohne Schulbegleiter

Beide sind sich einig, dass Inklusion ohne Schulbegleiter nicht funktioniert. Der Lehrermangel verschärfe das noch. Beide wünschen sich eine Anerkennung der Tätigkeit des Schulbegleiter als Beruf, verbunden mit einer adäquaten Bezahlung.

Die Aufgaben der Schulbegleiter sind je nach betreutem Kind unterschiedlich. Einige Kinder brauchen Begleitung nur auf dem Schulweg, in den Pausen, beim Sport oder bei Ausflügen. Andere Kinder wiederum haben Diskalkulie und brauchen nur im Mathematikunterricht Unterstützung. "Wir sind eine ›Ausgleichshilfe‹ für das Kind, das heißt, wir versuchen, den Nachteil, den das Kind hat, auszugleichen. Wir sind Sprachrohr und Vermittler, aber wir sind nicht der Lehrer", betont Sonntag. Schulbegleiter verdeutlichen Arbeitsanweisungen, reduzieren oder erweitern Lernangebote und helfen beispielsweise bei der Handführung. Wichtig ist eine gute Verknüpfung mit den Eltern und Lehrern, sagen Mantel und Sonntag. Dazu gibt es regelmäßige Treffen mit Lehrern, Sonderpädagogen und den Eltern. Die Häufigkeit hängt vom Kind ab.

INFO

Der Kurs für Schulbegleiter

Die von der Baden-Württemberg-Stiftung initiierte und geförderte Forschungsgruppe der Uniklinik für Kinder- und Jugendpsychatrie in Ulm entwickelte ein Lehrprogramm für die Schulbegleitung. Das Programm wurde auf einer Multplikatorenschulung in Ulm vorgestellt. Langfristiges Ziel ist es, flächendeckend eine Qualitätsstandard für den Bereich Schulbegleitung zu entwickeln. Zwei der Multiplikatorinnen, die an der Schulung in Ulm teilgenommen haben, sind Simone Drechsler und Claudia Schmitt-Neumann. Sie haben den Kurs in Hausach geleitet.