Bei Neumayer Tekfor geht die Sanierung weiter, aber das Unternehmen hat Zeit gewonnen. Foto: Archiv Foto: Schwarzwälder-Bote

Schutzschirmverfahren bei Neumayer Tekfor wird durch Eigenverwaltung abgelöst / Sanierung geht aber weiter

Von Markus Adler Hausach. Vorsichtiger Optimismus bei Neumayer Tekfor: Der Automobilzulieferer kann nach einer Pressemitteilung die nach dem Start eines Schutzschirmverfahrens vor knapp drei Monaten begonnene Sanierung in Eigenregie fortsetzen. Diesem Antrag habe das Amtsgericht Offenburg bereits am 1. Dezember stattgegeben.Vorher hatte bereits der Gläubigerausschuss dem Sanierungskonzept zugestimmt. Damit kann die Gruppe ihren Geschäftsbetrieb, der bis Mitte 2013 durchfinanziert sei, an allen Standorten in vollem Umfang fortsetzen, heißt es laut Pressemitteilung. Das für die Eigenverwaltung zuständige neue Geschäftsführungsmitglied Joachim Exner und der vom Amtsgericht bestellte Sachwalter Jan Markus Plathner zeigten sich mit dem Verlauf dieser Phase zufrieden.

Frist muss nicht ausgeschöpft werden

Wie es die gesetzliche Grundlage vorsehe, habe Neumayer Tekfor das seit 14. September laufende Verfahren genutzt, um besagtes Zukunftskonzept zu erstellen. Drei Monate war dafür Zeit, doch musste diese Frist nicht ausgeschöpft werden.

"Die Zustimmung des Gerichts ist ein wichtiges Signal. Wir sind bei der Sanierung auf einem guten Weg und wollen diese fortsetzen, um die Zukunft der Neumayer-Tekfor-Gruppe dauerhaft zu sichern", werden dazu Ulrich Mehlmann, der Vorsitzende der Geschäftsführung, und Sachwalter Jan Markus Plathner in der Pressemitteilung zitiert. Der Sachwalter wurde von den Gläubigern vorgeschlagen und wird darüber wachen, dass deren Interessen gewahrt bleiben.

Die Produktion sei bei Neumayer Tekfor reibungslos gelaufen, an allen Standorten konnten darüber hinaus Fortschritte bei Produktivität und Profitabilität erzielt werden. Außerdem waren Kunden und Gläubiger bereit, dem Unternehmen entgegenzukommen: "Unsere Kunden haben im Vertrauen auf die Zukunftsfähigkeit von Neumayer Tekfor auch durch Vorfinanzierungen, schnellere Zahlungen und Bürgschaften gegenüber Lieferanten aktiv dazu beigetragen, unsere Finanzbasis für die Umsetzung der Sanierung zu stärken", betonte Mehlmann. So sei der Geschäftsbetrieb an allen deutschen Standorten bis weit nach 2013 hinein gesichert.

Mit dem Sanierungskonzept, das vom Gericht nun formell als Insolvenzplan gebilligt wurde, soll diese positive Entwicklung fortgesetzt werden, wobei die schwierige Lage der gesamten Automobilindustrie berücksichtigt wurde, so das Unternehmen. Allerdings muss sich dafür in Sachen Produktivität noch etwas tun: So sollen operativ durch geringere Rüstzeiten und höhere Durchlaufmengen zusätzliche Produktivitätssteigerungen erzielt werden. Weitere Potenziale könnten in der Produktionsplanung und Unternehmenssteuerung realisiert werden, heißt es. Bei den Produkten soll eine stärkere Fokussierung auf Bereiche mit konkreter, von Kundenseite bestätigter Auftragserwartung erfolgen. Strategisch wolle sich Neumayer Tekfor stärker auf Wachstumsmärkte ausrichten und die Versorgung der Kunden durch eigene Standorte vor Ort verbessern.

Das Sanierungskonzept geht nun in die Feinabstimmung mit den Gläubigern. Diese müssen noch von der Tragfähigkeit des Konzepts überzeugt werden. Wird der Plan dann von den Gläubigern angenommen und vom Gericht bestätigt, kann nach den Vorgaben des Gesetzes die Aufhebung des Planverfahrens erfolgen, heißt es weiter.

Für die Mitarbeiter der Holding in Offenburg, in den deutschen Werken in Hausach, Rotenburg an der Fulda und Schmölln in Thüringen sowie der Tochter Tekfor Services bringe die Eröffnung des Planverfahrens einen Vorteil mit sich: Sie erhalten ab 1. Dezember wieder die normalen Löhne.

Zudem bestehe die Hoffnung, dass die Sanierung nach jetzigem Stand voraussichtlich ohne größere Einschnitte im Personalbestand erfolgen kann. "Einige wachstumsorientierte Umsetzungen und vereinzelte Anpassungen in Teilbereichen" werde es geben müssen, kündigt Joachim Exner an, doch wolle das Unternehmen nach Möglichkeit alle Mitarbeiter halten.

Wenig Einschnitte sind beim Personal geplant

Zuversicht für die Zukunft schöpfen Geschäftsführung und Sachwalter auch aus dem bisherigen Verlauf der Investorensuche. "Das Interesse potenzieller Investoren, sich daran zu beteiligen, die Neumayer-Tekfor-Gruppe als Ganzes wieder in eine erfolgreiche Zukunft zu führen, ist sehr groß. Darunter sind sehr fokussierte, strategische Bieter", so Sachwalter Jan Markus Plathner. Das heißt übersetzt, dass Neumayer Tekfor weitere Zeit gewonnen hat, aber noch neues Kapital braucht, um endgültig über den Berg zu kommen.

Auch für den Standort Hausach zeigte sich ein Firmensprecher optimistisch: Die Produktivität sei sehr gut, der Standort habe die besten Voraussetzungen, dass die Sanierung gelingen könne.

Für die Eigenverwaltung ist ein neues Geschäftsführungsmitglied der Holding, Joachim Exner, zuständig. Als Sachwalter und Interessenvertreter der Gläubiger ist Rechtsanwalt Jan Markus Plathner von "Brinkmann & Partner" tätig. Exner unterstützte als Sanierer in der Automobilzulieferindustrie bereits während des Schutzschirmverfahrens die Geschäftsführung. Zudem wurde auch Michael Pies von Keppel Managementpartners in die Geschäftsführung berufen. Er begleitet das Unternehmen wie bisher beim Umsetzen der operativen Restrukturierung. Der Holding-Geschäftsführung gehören weiter mit unveränderten Kompetenzen Ulrich Mehlmann und Norbert Loers an.