Einer, der anscheinend die Quantenphysik inhaliert hat: Markus Orths las aus seinem Roman "Alpha & Omega – Apokalypse für Anfänger", in dem auch eine sexbesessene Teilchenphysikerin vorkommt. Foto: Störr Foto: Schwarzwälder-Bote

Matinee des Literaturfestivals mit Markus Orths und Dagny Gioulami

Von Christine Störr

Hausach. Eine kleine Premiere hat die Matinee des Hausacher Leselenz gefeiert. Zum zehnten Mal begrüßte Bärbel Welzel zu diesem Veranstaltungsformat des Literaturfests in ihrem Korbgeschäft. Und mit Markus Orths und Dagny Gioulami traten zwei ausgezeichnete Autoren ans Mikrofon.

Dass ausgerechnet Leselenz-Organisator José F. A. Oliver ein ausgeliehenes Buch nicht zurückgegeben hat, sorgte für die ersten Lacher am Sonntagmorgen. Erinnert wurde er daran von Vincent Welzel, dem Sohn der Gastgeberin. Er feierte in diesem Jahr seinen 18. Geburtstag und wurde zusammen mit dem Literaturfest volljährig.

"Ich habe mich schon immer an den Schreibwerkstätten beteiligt und in diesem Jahr ist mein erstes Mini-Drama in Stuttgart aufgeführt worden", ließ er die Gäste an seinen persönlichen Leselenz-Erinnerungen teilhaben. Sein Dank gelte Oliver.

Der Leselenz-Kurator seinerseit versprach ihm prompt: "Ich weiß genau, wo das entliehene Buch steht. Den Autor versuche ich zum Leselenz zu bekommen – und dann darfst du ihn ansagen." Aufzuwachsen "mit der Selbstverständlichkeit der Literatur im Städtle" ergebe sich eine neue Dimension des Erlebens.

Orths Gottesteilchen

In eine neue Dimension entführte dann auch Markus Orths mit seinem Roman "Alpha & Omega – Apokalypse für Anfänger." Moderator Robert Renk stellte den Autor und seine neu erschaffene Welt vor, die einem "knallbunten schwarzen Loch" gleiche. "Man weiß bei Orths nie so genau, welche Orte echt sind, und welche erfunden wurden. Sicher ist nur, dass der die Quantenphysik inhaliert hat." Der heilige Ernst werde kritisiert und karikiert, der flache Kalauer gegenüber positioniert.

Der Autor stellte dann äußerst unterhaltsam die Protagonisten vor – die er eben nicht vorstellen werde – und beschränkte sich während der Lesung auf die sexbesessene Teilchenphysikerin Sabrina Steward. In einem wilden Ritt ging die Lesung durch den Teilchenbeschleuniger, die Entstehung eines kleinen schwarzen Loches und die daraus resultierenden Verwicklungen und Veränderungen.

"Aus dem ›god damm particular‹ wurde das Gottesteilchen", las Orths und hatte die Lacher ein weiteres Mal auf seiner Seite. Alles in allem ein wunderbar vergnügliches Durcheinander, das mit Wortwitz glänzte und am Ende sehr andauernden Beifall erhielt.

Warnung vor Gioulami

Vor der Lesung mit Dagny Gioulami gab es als Warnung von Moderator Michael Serrer: "Das Buch ist ansteckend und jeder der es liest, muss Geschichten erzählen." Beim Lesen des Romans "Alle Geschichten, die ich kenne" werde man merken, dass er einem bestimmten erzählerischen Verfahren folge: "Die Hauptfiguren haben keinen Namen und man erfährt nichts vom Innenleben der Protagonisten." Die Ich-Erzählerin werde auf ihrer Reise immer wieder gefragt und gebe Antworten, die nicht zufrieden stellen könnten.

Einen Teil dieser Reise erlebte das Publikum dann mit Dagny Giuolami, die ihre Texte las, teilweise sang und von Philipp Schaufelberger an der Gitarre begleitet wurde. "Die Geschichte ist deutsch geschrieben, aber einige Figuren sprechen nur griechisch und einige nur deutsch", schickte sie voraus. Und so nahmen die Gäste Anteil an der befremdlichen Kommunikation zwischen der Erzählerin und der Welt sowie zwischen den Hauptfiguren. Im Laufe der Lesung wurde ein Teil der Familiengeschichte, Mythen und Märchen erzählt, die am Ende mit viel Applaus belohnt wurden.