Direktor Gustav Rivinius (kleines Bild) brachte das Werk in Hausach (großes Bild, historische Ansicht) nach Ende des Zweiten Weltkriegs wieder auf Vordermann. Repros: Reinhard (Archiv Selter) Foto: Schwarzwälder-Bote

275 Jahre Ucon Containersystem: Welche Personen das Hausacher Walzwerk zu dem machten, was es heute ist

Von Charlotte Reinhard

Hausach. 275 Jahre alt wird die Firma Ucon Containersysteme in diesem Jahr. Vor drei Monaten feierte sie diesen runden Geburtstag (wir berichteten). Grund genug, einen Blick auf die Personen zu werfen, die das Werk zu dem machten, was es heute ist.

Ein Name, der im Zusammenhang mit Ucon nicht unerwähnt bleiben darf, ist der der Familie Rosenthal. Heinrich Rosenthal war ab 1894 Direktor des damaligen Walzwerks in Hausach, das heute unter dem Namen Ucon bekannt ist. Er starb jedoch bereits zwei Jahre später, und sein 21-jähriger Sohn Franz übernahm das Ruder – bis zu seinem Tod im Jahr 1933. Franz Rosenthal prägte das Werk und die Entwicklung Hausachs entscheidend. Es war der mit Abstand größte Betrieb der Stadt, und bedingt durch die Nutzung der Bahn profitierte auch diese von der rasanten Entwicklung. In der Folge davon entstanden in Hausach die Bahnhäuser an der Eichenstraße. Viel Geld wurde in das Walzwerk investiert, neues Gelände gekauft und erschlossen, und weitere Hallen gebaut. Außerdem wurde der Gleisanschluss weiter ausgebaut – und das in einer Zeit, in der Arbeitslosigkeit das beherrschende Thema war. Auf Franz Rosenthal folgte dessen Sohn Alfred, der bis 1945 Direktor des Walzwerks blieb.

Im Jahr 1900 ging das Werk in den Besitz des Konzerns Wolf Netter und Jakobi über, dem bereits ein Werk in Finnentropp gehörte und zu dem enge Beziehungen bestanden. Sie blieben bis ins Jahr 1938 Besitzer. Bis dahin florierte das Werk, an Aufträgen mangelte es nicht, doch die damalige Politik machte auch vor dem Hausacher Walzwerk nicht Halt: Die Firmeneigner konnten keine "arische" Abstammung nachweisen. Bis 1938 wurden sie zu ihrem Glück weitestgehend in Ruhe gelassen, doch die Lage wurde für sie immer schwieriger. Um einer Enteignung zu entgehen, knüpften sie 1937 heimlich Kontakte zu Generaldirektor Wilhelm Zangen von den Mannesmann-Röhrenwerken bezüglich eines Verkaufs des Unternehmens. Ausgehandelt wurden der Preis, einmalige Sonderzahlungen und monatliche Zahlungen an Ludwig Netter und Julius Seligsohn-Netter, die zwei Jahre lang in England beschäftigt wurden.

Wilhelm Zangen konnte verhindern, dass die geheim geführten Verhandlungen vorzeitig bekannt wurden. Der "Völkische Beobachter" hatte zwar von diesen Verhandlungen Wind bekommen und wollte sie veröffentlichen, der Mannesmann-Generaldirektor unterband dies aber.

1938 war der Vertrag unterschriftsreif, am 29. März stimmten die Kommandit-Aktionäre der Übernahme zu. Die Mannesmann-Führung beabsichtigte, das Hausacher Werk zu verkaufen; davon wurde jedoch wegen der hohen Rüstungsaufträge und der damit verbundenen Auslastung letztlich abgesehen. Das Walzwerk wurde stillgelegt. Die Mitarbeiter wurden umgeschult, denn das Werk verarbeitete ab sofort Blech weiter. Im Werk der Firma Mannesmann wurden zwar keine kriegswichtigen Geräte hergesellt, aber an die Wehrmacht wurden Luftschutztüren und Blechspinde geliefert.

Nach Kriegsende waren die Hallen verödet, die Einrichtung wurde demontiert, das Werk selbst stand unter der Verwaltung Frankreichs. Die Mitarbeiter, die noch beschäftigt waren, sorgten mit Tricks unter persönlichem Risiko dafür, dass manche Maschinen nicht brauchbar waren und so der Demontage entgingen.

1947 übernahm Gustav Rivinius die Leitung des Hausacher Werks. Er war vertraut mit den Problemen der Metallindustrie, hatte als gebürtiger Saarländer gute Kontakte nach Frankreich und verstand es, sich in die Mentalität der Schwarzwälder hineinzudenken. Er hatte ein Ziel: Das Werk wieder auf Vordermann bringen. Und das gelang ihm:

Innerhalb kurzer Zeit kehrte in die fensterlosen Hallen wieder Leben ein. Arbeitsplätze wurden geschaffen. Die ehemaligen deutschen Gefangenen und Heimatvertriebene fanden Arbeit. Viel Gelände wurde in dieser Zeit erworben. Unter Rivinius wurde das Werk zur Containerfabrik. Er blieb bis zum Jahr 1964 Direktor des Werks. In den 70er-Jahren wurde er zum Ehrenbürger der Stadt Hausach ernannt.

Auf Rivinius folgten Werner Marquard (1964-1973), Wilhelm Schuster (1973-1985), Hans-Jürgen Sokol und Friedrich-Karl Simon (1985-1999). 1990 übernahm die Thielmann AG das Werk, das ab diesem Zeitpunkt unter Ucon firmierte. Seit 2014 ist Alejandro Gálvez Vorstand der Hausacher Ucon.