Bürgermeister Siegfried Eckert (Gutach, von links) Bürgermeister Manfred Wöhrle (Hausach), Bürgermeister Gottfried Moser (Wolfach) diskutierten mit Anne Sliwka, Stefan Zechmeister, Simone Giesler, Alexander Lehrmann (Schulamt OG) sowie Barbara Bundschuh (Schulrätin) und Politikerin Sandra Boser über die Hausacher Gemeinschaftsschule. Foto: Jehle

Informationsabend in Hausach über geplantes Schulsystem. Viele Zuhörer sind noch skeptisch.

Hausach - Mit der Einführung der Gemeinschaftsschule als weitere Schulart im oberen Kinzigtal wollen die Kommunen Hausach-Wolfach-Gutach der Region einen Standort anbieten, der alle Schularten bereitstellt. Darum ging es jetzt auch bei einem Infoabend.

Was denkt die Bevölkerung über die Gesamtschule? Warum soll gerade die Graf-Heinrich-Schule in Hausach eine werden? Fragen wie diese sind beim Informationsabend am Montag in der Hausacher Stadthalle diskutiert worden.

Komprimierte Begriffsbestimmungen und Erläuterungen über drei Stunden forderte der Zuhörerschaft einiges an Aufmerksamkeit ab. "Noch sind in den Gemeinderäten Wolfach und Gutach keine Beschlüsse gefasst worden, doch für Hausach steht außer Frage, dass wir das obere Kinzigtal in Sachen Bildung zukunftsfähig erhalten möchten", schickte Hausachs Bürgermeister Manfred Wöhrle in seiner Begrüßung voraus.

Wolfachs Bürgermeister Gottfried Moser bezog ebenfalls Stellung und sagte, dass die Kommunen politisch auf die gesellschaftlichen Veränderungen reagieren müssen. "Wir sehen einen Standortvorteil für die Region, jedoch nicht unter der Prämisse vorhandene Schularten aufzugeben", so Moser. Die Entscheidung werde von den Eltern getroffen.

Anne Sliwka, Professorin für Erziehungswissenschaft mit dem Schwerpunkt Schulpädagogik der Universität Heidelberg führte aus, dass nicht nur Leistung zähle, sondern auch das Wohlbefinden der Kinder in der Schule. Dies sei eng verbunden mit der Motivation zu lernen.

Stundenplan sieht an drei Tagen insgesamt acht Stunden vor

Alexander Lehrmann vom Offenburger Schulamt präsentierte das Konzept der Gemeinschaftsschule in Baden-Württemberg sowie unter anderem Lehr- und Lernorganisation als auch Beispiele der Leistungsmessung. GHS-Schulleiterin Simone Giesler und Konrektor Stefan Zechmeister stellten die Graf-Heinrich-Schule und das konkrete pädagogische Konzept für eine Gemeinschaftsschule vor. Der mögliche Stundenplan zeigte acht Stunden an mindestens drei Tagen in der Woche.

Ein Lerntagebuch für jedes Fach mit Rückmeldungen an Lehrer und Eltern schaffe Transparenz der Leistungen und Verständnis für den eigenen Lernprozess.

Aufschlussreich waren die Berichte aus der bisherigen Erprobungsphase mit vier Klassen aus Wolfach und Hausach, in denen die zu Wort kamen, um die es geht: die Kinder. Zentrales Element für die Schüler war die Zuwendung des Lehrers im Gespräch, die Einteilung in Niveaugruppen gefiel ihnen gut. Sogenannte Lernlandschaften in allen Fächern sahen sie dagegen kritisch.

Skepsis war in der sich anschließenden Fragerunde der Grundtenor. Eine Zuhörerin meinte, im späteren Berufsleben müssten sich die Kinder auch Bewertungen und Vergleichen mit anderen stellen. Das sehe sie in dem Konzept nicht gegeben. Sliwkas Stellungnahme war dahingehend, dass kein Kind die Gemeinschaftsschule ohne Erreichen basaler Bildungsstandards verlasse. Im traditionellen System werde der Lehrplan im gleichen Tempo für alle abgearbeitet, wer beispielsweise den Dreisatz da nicht versteht, hat Pech. Durch individuelles Lernen werde die Möglichkeit gegeben, frühzeitig zu erkennen, wo es hakt.

Auch die zu ändernde Raumstruktur der Graf-Heinrich-Schule wurde angesprochen. Wöhrle sagte, dass mit Vertretern des Schulamtes bereits die Räume inspiziert wurden. Veränderungen seien angezeigt, jedoch keine grundlegenden baulichen Maßnahmen.