Auszubildende Angelika Buchmiller überprüft die Lieferungen und dokumentiert alles in ihrem »Handheld«. Foto: de Kort

SchwaBo zeigt Berufe mit Azubimangel auf. Diesmal:  "Fachkraft für Lagerlogistik".

Hausach - In vielen Berufen sinkt die Zahl der Bewerber um einen Ausbildungsplatz, einer davon ist laut Agentur für Arbeit der Beruf der "Fachkraft für Lagerlogistik". Die Firma Streit Service & Solution bildet in diesem Beruf aus und gab dem SchwaBo einen Einblick in die momentane Situation und den Beruf.

"Die absolute Anzahl der Bewerber hat sich halbiert", berichtet Ausbildungsleiter Peter Navarro. Als Grund dafür sieht er die "allgemein rückläufigen Schülerzahlen und den ungebrochenen Trend zum Studium". Außerdem seien die Berufe mittlerweile so stark differenziert, dass viele einfach unbekannt blieben.

Die Firma Streit bildet momentan insgesamt fünf Fachkräfte für Lagerlogistik aus, in diesem Ausbildungsjahr sind es zwei neue Lehrlinge. Navarro erzählt, wie viel das Unternehmen für die Suche nach passenden Bewerbern tut: "Ich mache mir viele Gedanken, zum Beispiel, ›wo finde ich meine Kandidaten?‹ Wir müssen hin zum Persönlichen." Streit unternehme großen Aufwand, indem es verschiedene Berufsmessen und Schulen besuche, um dort um junge Leute zu werben.

"Fachkräfte für Lagerlogistik nehmen Güter an, kontrollieren sie und lagern sie sachgerecht. Sie stellen Lieferungen und Tourenpläne zusammen, verladen und versenden Güter. Außerdem wirken sie bei der Optimierung logistischer Prozesse mit", heißt es auf dem Info-Blatt der Firma Streit zum Arbeitsgebiet. "Der Beruf ist heute nicht mehr Kistenschleppen", sagt Navarro. Er macht deutlich, wie wichtig die Fachkräfte für Lagerlogistik sind, langfristig werde im logistischen Bereich der Bestand eines Betriebs gesichert. Die Logistik sei komplex und fordere mittlerweile wichtige IT-Kenntnisse.

"Alles funktioniert über Computer. Die Mitarbeiter in der Logistik tragen ein kleines Gerät mit sich, den ›Handheld‹." Angelika Buchmiller, die sich im zweiten Lehrjahr befindet, erklärt ihre momentane Aufgabe: "Ich packe die Waren aus und überprüfe die Lieferscheine. Danach werden sie auf den Wagen gelegt und verräumt."

Buchmiller ist das beste Beispiel für einen zweiten Berufsweg. "In meiner Jugend habe ich eine Ausbildung zur Modeschneiderin gemacht. In den vergangenen Jahren habe ich dann in verschiedenen Produktionen gearbeitet", erzählt die 42-Jährige, "ich habe nochmal Lust bekommen, etwas zu lernen, in ein Büro wollte ich aber nicht." Ihre Cousine gab ihr den Tipp, sich für diesen Beruf zu bewerben, ein Praktikum zeigte der jetzigen Auszubildenden, wie viel Spaß ihr der Beruf macht. Die Mischung aus Unterwegssein und Schreiben gefalle ihr sehr. "Ich habe keine Probleme damit, dass die anderen Azubis jünger sind als ich. In der Schulklasse bin ich mit der Lehrerin die einzige Frau", fügt die zweifache Mutter lachend hinzu.

Einer ihrer Kollegen aus dem ersten Ausbildungsjahr ist der 18-jährige Marc Plischke. "Bei meinem Praktikum hier hat mir das gute Arbeitsklima sofort gefallen", erzählt der Wolfacher. Den Beruf habe ihm ein Berufsberater vorgeschlagen, mit seiner Entscheidung sei er sehr zufrieden: "Ich war bis jetzt bei der Auslieferung bei den Kunden dabei, das hat sehr viel Spaß gemacht. Das habe ich mir vom Beruf vorgestellt, aber ich hätte niemals erwartet, dass ich das schon gleich am Anfang machen darf", freut sich Plischke.

Während im praktischen Teil der Ausbildung beispielsweise auch der Staplerschein erworben wird, folgt in der Berufsschule der Theorieunterricht. "Unsere Azubis werden schon zu Beginn gefordert. Sie sitzen nicht nur herum und schauen zu, sondern dürfen voll mitarbeiten und werden sehr geschätzt. Wir machen sensationelle Erfahrungen", sagt Navarro.