Bürgermeister Manfred Wöhrle ist ein großer Fan des Hausacher Leselenzes, insbesondere des "Wortwerks" mit literarischen Beiträgen von Kindern. Hier blättert er an seinem Besprechungstisch in seinem Büro in der aktuellsten Ausgabe. Foto: Reinhard

Hausacher Bürgermeister feiert heute seine offizielle Verabschiedung und geht in den Ruhestand

Hausach. 16 Jahre lang leitete er die Geschicke der Stadt Hausach. Erst Anfang des Jahres feierte Manfred Wöhrle sein 50-jähriges Jubiläum im öffentlichen Dienst. Jetzt geht er in den Ruhestand, heute Abend findet die offizielle Verabschiedung statt. Mit dem Schwabo sprach er über das Abschied-Nehmen, Rückschläge und die folgende Generation der Kinzigtäler Bürgermeister.

Herr Wöhrle, Sie mussten nun schon bei Zweckverbandssitzungen, in ihrer letzten Gemeinderatssitzung und bei einigen anderen Gelegenheiten Abschied nehmen. Bei welcher ist Ihnen das besonders schwer gefallen?

Das lässt sich so einfach nicht sagen. Ich habe bei allen Zweckverbänden die Arbeit gerne gemacht und der Abschied fällt mir auf der einen Seite schwer. Auf der anderen Seite sind die Dinge in den Zweckverbänden so weit im Lot, dass es gut weitergehen kann und insofern ist der Abschied dann auch ganz normal.

Bei ihrer letzten Gemeinderatssitzung mussten Sie in Ihrer Rede aber immer wieder eine Pause machen.

Das war noch einmal eine andere Situation. Klar, ich bin auch emotional, das kann ich nicht ganz verbergen und das will ich auch nicht verbergen. Für mich war das eine emotionale Berührung, weil wir im Gemeinderat über die 16 Jahre hinweg eine absolut vertrauensvolle, respektvolle Zusammenarbeit hatten, die ich mir so am Anfang zwar gewünscht habe, aber nicht erwarten konnte. Die Zeit davor war für den Gemeinderat und die Verwaltung in der Zusammenarbeit sicher ruppiger und schwieriger. Und dann gab es in den 16 Jahren ja auch die Situation mit dem Austritt von einem Gemeinderat. Wir hatten auch eine zeitlang ständig heftige Anfragen im Gemeinderat und dennoch stand der Rat einstimmig hinter mir und der Verwaltung. Wenn man das über 16 Jahre hinweg so bilanzieren kann, lässt einen das nicht unberührt.

Was waren die größten Rückschläge Ihrer Amtszeit?

Zum einem sicherlich die Kostensteigerungen beim Kinzigtalbad und dass es mit dem Bad so lange ging. Ich hätte mir gewünscht, dass das alles schneller geht. Aber nach wie vor bin ich froh und halte es für richtig, dass es kommt und dass es jetzt mit dem Spatenstich, mit dem Baubeginn losgeht und auf dem richtigen Gleis ist. Ein herber Rückschlag im Zusammenhang mit dem Kinzigtalbad war sicherlich die Hornberger Entscheidung, nicht mitzumachen. Auch dass Hofstetten fast ausgestiegen wäre, was aber Kollege Heinz Winkler verhindert hat, und Hofstetten jetzt huckepack mit Haslach wieder mit dabei ist, das waren harte Zeiten. Hornbergs Entscheidung beschäftigt mich heute noch. Es wäre aber wichtig für die Region, wenn man sich zumindest nachher im Betrieb noch einmal umorientieren würde. Es wäre schön, wenn in diese Richtung noch einmal ein Ruck durch die Hornberger gehen würde.

Sie haben die Hoffnung also noch nicht aufgegeben.

Nein, die gebe ich nie auf. Das habe ich auch beim Spatenstich bei dem Vergleich mit den Flößern deutlich gemacht: dass die Flößer, wenn sie von getaner Arbeit zurückkamen, immer in die Kneipen eingekehrt sind und hoffen, dass sie in die Kinzigtal-Kneipen eingelassen werden, sprich, dass die Flößer auch in Hornberg wieder willkommen sind.

Wollten Sie auch mal hinschmeißen?

Den Gedanken, alles hinzuschmeißen, habe ich nie gehabt. Selbst in der schwierigen Zeit beim Bad nicht. Hinschmeißen ist etwas, was für mich nicht in Frage kommt. Auf der einen Seite hatte ich mit den Wahlergebnissen ja einen großen Vertrauensbeweis der Bevölkerung und auf der anderen Seite gehört es auch dazu, einen langen Atem zu haben. Wenn die Zeit noch nicht reif ist für eine gewisse Maßnahme, braucht man eben Geduld und muss sich die Zeit nehmen.

Es gab nie einen einzigen Moment?

Überhaupt nicht. Wobei, jetzt zum Ende, muss ich sagen, dass ich mich auf den Ruhestand freue. Und das beruhigt mich selbst, wo ich diese Freude spüre. Meine Entscheidung habe ich bereits vor einem Jahr getroffen und die momentan wichtigen Maßnahmen sind auf dem Weg beziehungsweise entsprechend vorbereitet. Aber das hat in meinem Alter überhaupt nichts mit Hinschmeißen zu tun.

Wie würden Sie eine Stellenausschreibung für das Amt des Hausacher Bürgermeisters im Nachhinein formulieren?

Wahrscheinlich nicht viel anders als wir sie formuliert haben. Wir haben in Hausach für das Amt die bestmögliche Bezahlung beschlossen. Das drückt aus, dass der Stadt diese Stelle etwas wert ist. Außerdem haben wir in die Stellenausschreibung hineingeschrieben, was sonst noch dazu gehört, wie beispielsweise den Vorsitz in Zweckverbänden. Dass Hausach Schulstadt und Industriestandort ist, sind alles Fakten, welche die Kandidaten selbst erfahren, wenn sie sich Hausach anschauen. Und dass wir kulturell viel zu bieten haben, spürt man, wenn man in die Stadt kommt. Wenn man das alles schreiben würde, müsste man eine zweiseitige Stellenausschreibung verfassen. Es haben sich ja vier qualifizierte Bewerber gemeldet, also kann die Ausschreibung für das Amt nicht so schlecht gewesen sein.

Ihr Nachfolger Wolfgang Hermann ist kein gebürtiger Hausacher, sie selbst sind als ehemaliger Kirnbacher zumindest Kinzigtäler. Was meinen Sie, erleichtert oder erschwert es den Anfang, wenn man als Bürgermeister von außen kommt?

Ich glaube nicht, dass es das schwieriger macht. Wenn man die Qualifikation für das Amt hat, und die hat Wolfgang Hermann mit Sicherheit, kann man das gut managen. Natürlich muss man, ob man nun von außen kommt oder Einheimischer ist, hinter der Arbeit stehen. Man muss das Amt gerne machen, denn der Zeitaufwand ist hoch. Natürlich hat ein Einheimischer den Vorteil, dass er gewisse Fakten kennt, aber das kann auch eine Belastung sein. Denn wenn man etwas kennt, neigt man vielleicht dazu, von Vorneherein in eine Richtung zu tendieren, die nicht unbedingt die richtige sein muss. Wenn man von außen kommt, betrachtet man manche Fakten möglicherweise neutraler oder anders oder man bringt noch Erfahrungen mit, die ein Einheimischer nicht hat.

Armin Schwarz, Heinz Winkler, Karl Burger, Frank Edelmann, Sie und nächstes Jahr Henry Heller. Man könnte sagen, im Kinzigtal geht eine Ära von Bürgermeistern zu Ende. Es gibt ein paar Menschen, die dabei nicht nur Traurigkeit, sondern auch Unbehagen empfinden. Was sagen Sie diesen?

Das ist ein Wechsel wie im normalen Leben auch. Dass das jetzt alles zusammenkommt, ist den Wahlterminen geschuldet. Ich bin aber überzeugt, dass die jetzt gewählten Kollegen ihren Weg finden werden. Was ich wichtig finde, ist, dass man jetzt die Gemeinsamkeit sucht, um interkommunal im Kinzigtal voranzukommen, denn es gehört meiner Meinung nach mehr denn je dazu, über die eigene Gemeinde hinaus zu denken. Ich wünsche mir, dass die neuen Kollegen so zusammenfinden, wie wir zusammengekommen sind. Aber da ist mir nicht bang. Das wird alles gut und engagiert weitergehen, es sind ja auch noch erfahrene Kollegen mit an Bord. Wichtig ist für das Kinzigtal, bei Bedarf auch in Zukunft mit einer Stimme zu sprechen. Das hat uns bisher immer wieder den notwendigen Respekt verschafft.   Die Fragen stellte Charlotte Reinhard.

INFO

Zur Person und zum Werdegang

 > Geburtsdatum: 19. Dezember 1949

 > Geburtsort: Wolfach

 > 1976 bis 1970: Ausbildung für den gehobenen Verwaltungsdienst im Landratsamt Wolfach

 > 1970: Leitung des Pass- und Ausländeramts Landratsamt Donauseschingen

  > 1971: zweiter Revisionsbeamter bei der Kommunalaufsicht des Landratsamts Wofach

 >  1971 bis 1972: Leitung der Kommunalaufsicht des Landratsamts Wolfach

  > 1973 bis 1975: Tätigkeit im Rechnungsamt Hausach

  > 1975 bis 1985: stellvertretender Leiter des Hausacher Rechnungsamts

  > 1985 bis 2001: Rechnungsamtsleiter in Hausach

  > 2001 bis 2017: Bürgermeister der Stadt Hausach