Gemeinderatmitglieder und Mitarbeiter nahmen in seiner letzten Ratssitzung Abschied von Bürgermeister Manfred Wöhrle (Achter von links). Foto: Reinhard

Manfred Wöhrle leitet seine letzte Gemeinderatssitzung / Emotionale Dankesworte

Sichtlich bewegt hat sich der scheidende Bürgermeister Manfred Wöhrle am Mittwochabend vom Gemeinderat verabschiedet. Es war die letzte Sitzung, die der Hausacher Rathauschef leitete.

Hausach. Seine Abschiedsworte waren der letzte Punkt auf der Tagesordnung, und das hatte seinen Grund: Ihm sei es immer wichtig gewesen, die Gemeinde und ihr Wohlergehen in den Vordergrund zu stellen, nicht seine Person. "Die Sitzungstätigkeit sollte sich um das Fortkommen der Stadt drehen, nicht um Persönliches", sagte er.

Für die Gemeinderatsmitglieder und ihr Engagement fand er nur warme Worte. "Ich weiß, dass Sie alle Ihre Arbeit sehr ernst nehmen und danke Ihnen, dass Sie in schwierigen Situationen stets hinter mir standen."

Rund 700 Sitzungen – in Ausschüssen, Verbänden und im Rat – habe Wöhrle beigewohnt und er nannte einige "Meilensteine", sprich Projekte, die in diesen vorangebracht wurden (siehe Infokasten). All das seien "prägende und wichtige Ereignisse" gewesen, die Zeit als Bürgermeister fasste er als "erfüllend und schön" zusammen. "Es gab kaum einen Tag, an dem ich nicht gerne ins Rathaus gekommen bin. Und diese Freude gab mir die Kraft, diesen interessanten, aber auch anstrengenden Beruf auszuüben", meinte er.

Wünsche für die Gemeinde

Für die Zukunft Hausachs äußerte der Bürgermeister ein paar Wünsche: "Dass für die Platzfragen der Industrie eine Lösung gefunden wird", war einer davon. Dieses Problem müsse aber interkommunal gelöstwerden. Des Weiteren wünsche er sich, dass die Innenstadt sich weiter entwickelt. "Leerstand nützt keinem", betonte Wöhrle.

Auch das Kinzigtalbad und das Hausacher Freibad vergaß Wöhrle nicht: "Sie sollen zügig und im Kostenrahmen verwirklicht werden", erhoffte er sich.

Zum Schluss wandte er sich noch einmal an seine Mitarbeiter, mit denen er teilweise jahrzehntelang Seite an Seite arbeitete. "Ich konnte mich blind auf sie verlassen, es gab eine loyale Zusammenarbeit", dankte er ihnen sichtlich gerührt und musste immer wieder Pausen machen, bevor er weitersprechen konnte. "Nur gemeinsam konnten wir das bisweilen enorme Arbeitspensum bewältigen." Dass Wöhrle sich nicht nur für die Stadt und deren Bürger einsetzte, sondern auch für seine Mitarbeiter, machte er am Ende deutlich: "Mein Wahlspruch war immer ›wir sind für die Bürger da, aber wir müssen uns nicht alles gefallen lassen.‹"

Auch den Gemeinderäten in den einzelnen Fraktionen fiel der Abschied sichtlich schwer. Für die CDU bedankte sich Thomas Waldenspuhl für Wöhrles "Alleparteilichkeit". "Sie sind ein Anwalt für alle und haben versucht, die Anliegen und Erwartungen anderer zu verstehen", sagte Waldenspuhl. Wöhrle habe "als Hebamme geholfen, diese Anliegen in Worte zu fassen und die Tür zu finden, durch möglichst alle hindurchgehen konnten".

Auch die freien Wähler lobten die Zusammenarbeit mit dem scheidenden Bürgermeister. "Wir haben stets das Gefühl gehabt, dass die Meinungen und Sorgen ernst genommen wurde", sagte Stefan Armbruster als Sprecher der Partei. "Es war ein vertrauensvolles Miteinander." Wöhrle bezeichnete er als "ruhigen und besonnenen Menschen, für den das Ehrenamt ein wichtiges Thema gewesen sei. "Man konnte Sie immer mit den Anliegen der Stadt ansprechen, Sie waren immer Bürgermeister."

Rente als Herausforderung

Brigitte Salzmann von der SPD ging auf die Umstellung vom Arbeitsleben auf die Rente ein: "Das neue Leben ist eine Herausforderung, das aber die Chance bietet, ja oder nein zu sagen", meinte sie. Wöhrle habe immer ein offenes Ohr für die Sorgen der Bürger gehabt und früh erkannt, dass die Region Kinzigtal in Zukunft nur in einer interkommunalen Zusammenarbeit bestehen kann.

Nach all diesen Worten wollte sich Karin Rosemann von den Grünen-Fraktion kurz halten: "Es hat viel Spaß mit Ihnen gemacht. Sie waren nicht nur Bürgermeister, sondern auch ein Mensch", sagte sie.

INFO

Meilensteine der Amtszeit

 > 2001: Rathausanbau, Neugestaltung des Sitzungssaals, Kooperationsvertrag

  > 2003: Kooperationsvertrag Mittelzentrum

  > 2004: Spatenstich Wohngebiet Eichenäcker-Brachfelder

  > 2005: neues Wohngebiet Hauserbach

  > 2006: Einweihung der neuen Stadthalle

  > 2009: Stadt erwirbt Badenwerkareal, 750-jähriges Stadtjubiläum

  > 2010: Bau der Mensa des Schulzentrums

  > 2012: Mediathek eröffnet, erstes Stadtfest

  > 2013: Wilhelm-Zangen-Straße wird in "Hinterer Bahnhof" umbenannt

  > 2015: Zweckverbandssatzung Kinzigtalbad wird unterzeichnet, Gesundheitswelt wird eröffnet

  > 2017: Spatenstich Kinzigtalbad