27 Teilnehmer aus Wolfach, Hornberg, Hausach, Mühlenbach, Lahr, Oberndorf, Winzeln, Sulz, Vöhringen, Schramberg und Loßburg konnte die Hitze nicht abschrecken. Auf einer Strecke von sechs Kilometern informierten sie und Regina Möhrle (Mitte) vom Schwabo-Marketing, die die Wanderung organisiert hatte, sich zum Thema "Landwirtschaft im Kinzigtal". Foto: Reinhard

SchwaBo-Leserwanderung in Hausach-Einbach. Wandergruppe stattet Ramsteiner Hof Besuch ab.

Klaus Grimm hätte den ersten Stopp nicht besser wählen können. Passend zum Thema der SchwaBo-Wanderung in Hausach-Einbach zum Thema "Landwirtschaft im Kinzigtal" hält der Wanderführer an einer Kuhweide an und die 27 Teilnehmer versammeln sich um ihn.

"Was wäre der Mensch ohne Landwirtschaft?“, fragt der Geograph, Natur- und Landschaftsführer einführend und hat dann ein paar Zahlen parat, die die Entwicklung der vergangenen Jahre verdeutlichen. "1970 gab es in Deutschland noch 2,3 Millionen Bauernhöfe. Heute sind es noch 350 000. Der Anteil der Menschen, die heute in der Landwirtschaft tätig sind, ist seitdem um 80 Prozent zurückgegangen." Die Landwirtschaft habe den Menschen schon immer geprägt, und auch heute tue sie das noch, trotz dieser rückläufigen Zahlen, sagt Grimm. Ihm ginge es heute darum, aufzuzeigen, wie die Landwirtschaft früher funktioniert habe und wie sie heute aussieht. Ein Beispiel für die Verbindung zwischen Tradition und Moderne steht direkt hinter Grimm: Ein Vorderwälder Rind, das seinen Ausführungen interessiert zuzuhören scheint. "Die Vorderwälder sind eine traditionelle, robuste, aber kleine Rasse, die die Bauern nie ganz aufgegeben haben, obwohl Verordnungen sie dazu zwingen wollten", erklärt der Wanderführer. "Schön, dass man sie hier zunehmend sieht."

Eine Einführung in die Geschichte der Schwarzwälder Landwirtschaft gibt es beim nächsten Halt, bei dem die Wanderer den Ausblick ins Tal genießen. "Im Schwarzwald gab es lange fast nur traditionelle Höfe", berichtet Grimm und erzählt, mit was für Problemen die Bauern früher, aber auch heute in dieser Region zu kämpfen haben: "In den Hanglagen gibt es Gefälle von bis zu 20 Prozent. Da macht das Arbeiten keinen Spaß. Außerdem sind die Böden karg und die Vegetationsperioden kurz. Das bedeutet, dass man als Landwirt viel Fläche braucht."

Auf der Oberen Schanze erklärt Klaus Grimm das Prinzip der Waldweide beziehungsweise des sogenannten Hutewalds. Dabei wurde Nutzvieh in den Wald getrieben, wo es sich dann seine Nahrung suchte. "Kinder mussten dann auf die Tiere aufpassen", sagt Grimm. Im Sommer sei das Vieh in den Wald getrieben worden, im Winter wieder zurück. "Das war dann ähnlich wie beim Almauf- und -abtrieb", so Grimm. Für die Familien stellte die Waldweide eine Entlastung dar. "So war eine Person weniger zu versorgen." Die Tradition des Hutewalds sei auch für den Schwarzwald als Ökosystem wichtig gewesen. "Im Schwarzwald leben etwa 20 000 Tierarten, 20 bis 30 Prozent sind auf einen offenen Wald mit Licht angewiesen", weiß Grimm. Aus diesem Grund überlege die Landesregierung, wieder Tiere in den Wald treiben zu lassen.

Beim letzten Stopp kommt Klaus Grimm auf das Zeitalter der Industrialisierung zu sprechen: "Da während der Industrialisierung Arbeitskräfte durch Maschinen ersetzt wurden, ging der Trend weg von der Selbstversorgung und hin zur Spezialisierung. Vor 50 Jahren ernährte ein Landwirt zehn Personen, heute zwischen 150 und 175. Das heißt, dass die Landwirtschaft sich verändern musste: Bei der Düngung, dem Pflanzenschutz und so weiter. Das hat Auswirkungen auf den ökologischen Kreislauf und geht mit einer Minderung der Lebensmittel-Qualität einher."

Dass es auch anders geht, zeigt das Beispiel des Ramsteinerhofs in Hausach-Einbach, wo die Wanderung endet. Neben Ferienwohnungen unterhält die Familie einen Milchviehbetrieb. Nachdem Stefanie Kölbler den Hof von ihren Eltern übernommen hat, wird er derzeit auf Bioproduktion umgestellt. Zum Hof gehört eine Käserei, in der ihre Mutter Elfriede bis zu 20 verschiedene Käsesorten herstellt. Die Teilnehmer der Wanderung lauschen gespannt den Ausführungen der Altbäuerin, die erklärt, wie sie zum Käsen kam. "Aufgrund des Milchpreises haben wir nach einer Alternative gesucht und kamen auf die Idee, Käse herzustellen. Auf der Suche nach Informationen stieß ich auf eine mobile Käserei", erzählt die Altbäuerin. Mit deren Hilfe stellt sie aus einem Teil ihrer Milch Käse her, den die Wanderer auch probieren dürfen. Auf einem hübsch angerichteten Teller reicht sie Brie, Tilsiter, Tilsiter mit Pfeffer und mit Kräutern. Nach diesen leckeren Kostproben ist es kein Wunder, dass viele Teilnehmer es sich nicht nehmen lassen, etwas Käse mit nach Hause zu nehmen.

Schließlich kehren die Wanderer im Einbacher Gasthaus "Zum Hirschen" ein, wo sie das Erlebte Revue passieren lassen. Charlotte Reinhard