Ungesichert in luftiger Höhe: Maskierte besteigen Messturm und stellen Video von der waghalsigen Aktion ins Netz.

Hausach - Zwei sogenannte "Rooftopper" sind kürzlich ungesichert auf den rund 100 Meter hohen Windmessmast zwischen Oberwolfach und Hausach geklettert. Ein Video von der waghalsigen Aktion stellten sie nun bei YouTube ins Netz.

Ob der Elevator Testturm in Rottweil, Baukräne in Zürich oder kürzlich der 161 Meter hohe Turm des Ulmer Münsters – "Roofing" scheint sich zunehmend zu verbreiten. Und die Extremsportart, ohne Sicherung auf möglichst hohe Gebäude zu klettern, hat nun auch im Kinzigtal ein Ziel gefunden. Ein Video auf Youtube zeigt zwei junge Männer, die maskiert und ohne Sicherung den Windmessmast der Badenova auf dem Hohenlochen zwischen Oberwolfach und Hausach erklimmen.

"We climbed that sick tower in Hausach, Southgermany a few days ago – wir haben den kranken Turm in Hausach, Süddeutschland vor ein paar Tagen erklommen", schreiben sie unter ihrem Profilnamen "Rooftop Tiger" unter den Film. Dieser zeigt, wie die beiden durch den Wald zum Turm gehen, zügig die Stufen der Einachsleiter in schwindelerregende Höhe klettern und oben dann sich selbst vor dem Panorama filmen – die Actionkameras haben sie dafür an einen Selfie-Stab montiert, der Rücksack hängt an einem Haken 100 Meter überm Wald.

Wieder zurück auf der Erde klatschen sie sich in der Schlussszene des 3:13-minutigen Streifens ab. Ihre "Triumphbilder" haben sie auch bei Instagram gepostet. Auf der Seite des Online-Diensts teilen "Rooftop Tiger" noch andere Gipfelbilder, die die beiden auf Funkmasten, Fabrikschloten, mit Comic-Tigermaske und nackten Händen vor verschneiter Schwarzwaldkulisse zeigen. "Nice – schön", heißt es in vielen Kommentaren aus der Szene. Die beiden scheinen also keine Anfänger zu sein.

"Wenn sich einer in Gefahr begibt, dann ist das grundsätzlich seine eigene Sache, sofern er keinen anderen gefährdet, schädigt oder geltendes Recht bricht", gibt Wolfgang Drescher von der Pressestelle des Polizeipräsidiums Offenburg Auskunft. Wenn die Anlage für den Zugang gesperrt ist, dann sei ein unbefugtes Betreten Sache des Eigentümers und unter Hausfriedensbruch im Strafgesetzbuch zu finden. Das bestätigt auch Ina Roser, Richterin für Strafsachen am Amtsgericht Wolfach. Wer sich nach Paragraf 123 des Vergehens Hausfriedensbruch schuldig gemacht hat, kann mit einer Freiheitsstrafe bis zu einem Jahr oder Geldstrafe belangt werden. Doch Roser betont: "Das ist ein Antragsdelikt, das heißt, es muss Anzeige erstattet werden."

Das wird Badenova als Eigentümer des Windmessmasts auf dem Hohenlochen nun tun. Laut Pressesprecherin Yvonne Schweickhardt war der Projektleiter gestern damit beschäftigt, zu prüfen, ob der Windmessmast trotz der Kletteraktion noch verlässliche Daten liefert.

Die beiden Jungs von "Rooftop Tiger" schreiben unter ihr Video: "We didn’t destroy anything or influenced the measurement in a negative way – wir haben nichts zerstört oder die Messungen auf negative Art beeinflusst."

"Uns ist das Phänomen bekannt, dass bestimmte exponierte Gebäude manche Personen mit sportlicher Begabung und Abenteuerlust locken", meint Schweickhardt. Allerdings wüsste sie in den vergangenen sechs Jahren, in denen sie Pressesprecherin ist, von keinem "Roofing" an einem Gebäude der Badenova. Auch Drescher von der Polizei und Roser vom Amtsgericht hatten einen solchen Fall noch nicht vorliegen. Und Schweickhardt von der Badenova weist noch auf einen wichtigen Punkt hin: die Verletzungsgefahr. Dass dieses Vergehen tödlich enden kann, davor sei ausdrücklich gewarnt.