"Wenn mir jemand erzählt, dass er sich jeden Tag über mein Bild freut, das bei ihm über dem Sofa hängt, ist das für mich ein schönes Gefühl", sagt Macher. Foto: Reinhard

Kunst im "Hechtsberg": Hannelore Macher stellt im Landgasthof experimentelle Malerei aus

"Momentan stehe ich unglaublich auf Schwarz", sagt Brigitte Macher und lacht. Das ist den meisten Werken, die derzeit im Landgasthof Hechtsberg ausgestellt werden, nicht anzusehen. Sie sind bunt und sehr unterschiedlich. Kein Wunder: Die Künstlerin experimentiert gerne.

Hausach. "Experimentelle Malerei MacArt" hat sie ihre Ausstellung genannt und das hat seinen Grund: "Ich probiere gerne aus und bilde mich permanent weiter", sagt die 65-jährige Künstlerin aus Schutterwald. Zwar ist sie eine "Spätberufene" und hat erst 1988 angefangen, sich für Kunst zu interessieren. Doch nachdem sie 2008 aus ihrem Berufsleben als Verwaltungsangestellte im Schulbereich ausschied, hat sie sich dem künstlerischen Schaffen verschrieben und seitdem eine beachtliche Reihe an Kursen besucht und fast genau so oft ausgestellt.

Spätberufene

Warum sie erst so spät angefangen hat, sich künstlerisch zu betätigen? "Kunst hat mich eigentlich immer interessiert, aber als ich zwölf, 13 Jahre alt war, hat mein Kunstlehrer zu meinen Werken gemeint, das wäre nichts und ich sollte es lassen und das habe ich dann auch erst einmal." Hannelore Macher lacht wieder.

Als Erwachsene bekam sie dann aber ein Geschenk, das das änderte: Eine Seidenbrosche. "Es war die große Zeit der Seidenmalerei und nachdem ich die Brosche bekommen hatte, hat sie mich so fasziniert, dass ich entsprechende Kurse gesucht habe", erzählt Macher. Ein Wendepunkt. "Ich habe gespürt, dass mir das Spaß macht", sagt die Künstlerin.

Von der Seidenmalerei kam Macher auf Aquarelle – gegenständliche Motive wie Blumen und Landschaften überwogen. Doch nach einer Weile stieg ihre Faszination für die freie und abstrakte Malerei. und sie stieg auf Acryl um – nicht zuletzt, weil die Farben, die sie verwendete, immer kräftiger wurden. Doch dabei blieb es nicht: verschiedene Materialien von Ruß, Erde, Sand, Collagen, Spachtel-, Pinsel- und Schütteltechniken – Macher probierte alles aus. Die Auseinandersetzung mit verschiedenen Mitteln und Techniken sowie das Miteinander von Farben, Formen und Strukturen fand sie spannend.

Weg als Ziel

Beim Malen lässt sie sich treiben. "Meine Arbeitsweise ist eher chaotisch, in der Regel habe ich keinen genauen Plan, was am Ende heraus kommen soll. Ich habe nur ein paar Farben und Formen im Kopf. Der Weg ist das Ziel,", fasst Macher zusammen und fügt hinzu: "Die Idee lässt das Werk entstehen, der Fleiß vollendet es." So bezeichnet sie ihre Arbeitsweise als "gesteuerten Zufall".

Name der Werke

Aus diesem Grund bekommen ihre Bilder erst nach ihrer Vollendung einen Namen, je nachdem, was sie in dem Bild sieht. So erinnerte das Werk "Heckerhut" sie zum Beispiel an den Hut des Revolutionärs Friedrich Hecker. Oft würden das auch andere Personen übernehmen, die das Bild betrachten und ihren ersten Eindruck schildern. Besonders gute Erfahrungen hat sie in dieser Hinsicht mit Kindern gemacht. "Die haben immer gute Ideen und einfach mehr Fantasie", sagt Macher.

Tagarbeiterin

Auch wenn sie ihren Angaben nach momentan gerne mit der Farbe Schwarz und ihrem Kontrast zu anderen Farben arbeitet, ist Macher eine typische "Tagarbeiterin", wie sie sagt. "Ich liebe es, wenn es beim Arbeiten hell und sonnig ist", erklärt sie. Das spiegelt sich nicht unbedingt in ihren Bildern wider. Von farbig bis dunkel, von freundlich bis düster zeigen Machers Werke eine große Bandbreite an Stimmungen und Farben. "Es macht mir Spaß, immer wieder etwas Neues zu entdecken", sagt sie.

Kunstkurse

Viel nimmt sie in den verschiedenen Kunstkursen mit, die sie regelmäßig besucht, nicht zuletzt auch von den anderen Teilnehmern. "Von all diesen Ideen zehre ich das ganze Jahr über", meint Macher. Ihr ginge es vor allem darum, "nicht stehen zu bleiben, weiter zu kommen".

Das ist wohl auch einer der Gründe, warum ihrer Aussage nach keine klare Linie in ihren Werken zu erkennen ist und auch selten ein bestimmtes Thema haben. Wichtig sei ihr aber, dass die Bilder genug Raum für eigene Interpretationen lassen und dazu einladen, "auf Entdeckungsreise zu gehen", erklärt die Künstlerin.

Weiterentwicklung

Gerade bei jüngeren Menschen käme ihr experimenteller Stil gut an. "Die Älteren trauern allerdings ein wenig meiner Aquarell-Malerei nach" berichtet Macher. Sie habe noch ein paar dieser Werke zu Hause, stelle diese aber nicht mehr aus. "Das bin einfach nicht mehr ich, das passt nicht mehr zu mir", sagt die Schutterwälderin.

So lange die Betrachter aber Freude an ihren Werken haben, ist die Künstlerin zufrieden. "Wenn mir jemand erzählt, dass er sich jeden Tag über mein Bild freut, das bei ihm über dem Sofa hängt, ist das für mich ein schönes Gefühl."

Weitere Informationen: Brigitte Macher stellt ihre Werke seit Donnerstag zu den Öffnungszeiten des Landgasthofs Hechtsberg aus: montags bis freitags von 11.30 bis 14 Uhr und von 17.30 bis 22 Uhr, sowie sonntags von 11.30 bis 14 und 17 bis 21 Uhr. Machers Werke stehen zum Verkauf.