Die Tür geht zu: Pfarrer Gehard Koppelstätter vor dem katholischen Pfarrheim. Foto: Reinhard

Gerhard Koppelstätter wird am Sonntag offiziell in Ruhestand verabschiedet. Umzugsvorbereitungen laufen.

Hausach - Mehr als 35 Jahre lang war Gerhard Koppelstätter Pfarrer in Hausach, Hornberg Gutach und Niederwasser Pfarrer. Am Sonntag nimmt er seinen Abschied und geht in den Ruhestand. Mit dem Schwabo sprach er über seine letzten Tage im Hausacher Pfarrheim, seinen Umzug und wie er seinen Ruhestand verbringen will.

Herr Koppelstätter, jetzt ist es fast soweit: Am Sonntag werden Sie endgültig verabschiedet. Wie geht es Ihnen damit?

Seit Montag bin ich Rentner. Was soll ich sagen? Es ist ein bisschen ein komisches Gefühl, wenn mann ist 41 Jahre lang im aktiven Dienst ist und von diesen 41 Jahren über 35 Jahre Chef war, also Pfarrer war, und das Sagen hatte. Und jetzt plötzlich ist man Pensionär und hat nichts mehr zu sagen. Das ist schon erst einmal ein Gefühl, mit dem man, ja doch, fertig werden muss. Aber andererseits fällt auch eine große Last weg, nämlich die Verantwortung, die Verwaltung, und, und, und.

Gab es denn eine Situation, in der sie ganz konkret gemerkt haben, dass sie nicht mehr das Sagen haben?

Nein, das ist ja noch alles viel zu frisch. Ich ziehe mich jetzt zurück und dann kommt der Übergangspfarrer, Pfarrer Christian Würtz von Gengenbach, der die Pfarrei leiten wird und dann so gegen Ende Dezember wird ein neuer Pfarrer kommen.

Haben Ihre Gemeindeschäfchen denn mittlerweile realisiert, dass Sie ab Sonntag nicht mehr da sind?

Doch, ja. Es schlägt mir große Sympathie und Versätndnis zu diesem Schritt entgegen. Die Leute haben Verständnis und sagen, wenn die Gesundheit ein bisschen angeschlagen ist, dann ist es wichtig, dass man darauf achtet, dass man auch am Lebensabend einigermaßen gesund ist und dafür, dass ich ein paar Monate früher in Rente gehe. Ursprünglich war das ja erst für 2018 geplant.

Gab es eine Reaktion zu Ihrem Abschied von einem Gemeindemitglied, die Sie besonders berührt oder besonders gefreut hat?

Ja, es kam ein sehr schöner Brief von einer Frau, die sich sehr herzlich bedankt hat, dass ich Sie beruflich begleitet habe, sie getraut habe, ihre Kinder getauft habe und ihre Eltern auf ihrem letzten Weg begleitet habe. Da steckt im Grunde alles drin, was Seelsorge ist und was Pfarrersein bedeutet: Taufe, Hochzeit, Beerdigung, also Freud und Leid mit den Menschen zu teilen.

Als ich Sie wegen des Interviews angerufen habe, waren Sie ganz schön im Stress. Was gibt es jetzt alles vorzubereiten?

Regale leer machen, Bücher einsortieren, überlegen, welche Bücher ich weggebe, welche ich behalten, alles ein bisschen durchgucken. Ich will das ein bisschen verringern und viel Literatur weg tun, die ich nicht mehr brauche. Da muss man sich von vielem loslösen und trennen.

Was werden Sie am Montag als erstes tun?

Da geht es dann erst richtig los mit dem Aufräumen. Gestern hatte ich noch eine Beerdigung und am Nachmittag eine Diamantene Hochzeit sowie heute dann noch einmal eine Beerdigung. Es läuft also noch einiges.

Das klingt aber gar nicht nach Ruhestand.

Im Moment nicht. Aber wenn das rum ist, wenn der Umzug geschafft ist, dann kehrt auch Ruhe ein, denke ich.

Als wir das letzte Mal miteinander gesprochen haben, haben Sie gesagt, dass Sie auch im Ruhestand weiterhin Seelsroge betreiben werden.

Auch als Pensionär legt man nicht die Hände in den Schoß und sagt "jetzt ist Schluss, jetzt mache ich gar nichts mehr". Ich stehe weiter zur Verfügung. Pfarrer i.R., das bedeutet "Pfarrer in Rufweite". Also dass, wenn man gerufen wird, wenn man gebraucht wird und die Kräfte das erlauben, dass man dann einfach zur Verfügung steht und mithilft.

Wie beurteilen Sie die Entwicklung der katholischen Kirche während Ihrer Wirkungszeit? Fassen Sie kurz zusammen, wie Sie sie erlebt haben.

Als ich vor 41 Jahre begonnen habe, war vieles noch überschaubarer und einfacher in der Verwaltung. Ich habe als Pfarrer manches einfach gemacht oder machen dürfen, wo heute ein Verwaltungsapparat dahinter steht. Vor allem die Finanzen sind sehr kompliziert geworden. Man ist letztlich als Pfarrer auch als sogenannter Stiftungsratsvorsitzender der Verantwortliche für den Haushalt des Seelsorgeeinheit. Und das wird immer komplizierter. Da bin ich doch recht froh, dass ich das los habe. Das war das, was mich in den letzten Jahren am meisten belastet hat. Man muss sich so sehr in der Verwaltung auskennen, dass man gar nicht mehr die notwendige Zeit für eine solide und gute Seelsorge hat. Das ist die Gefahr. Aber ich muss sagen, ich habe immer versucht, mehr Seelsorger als Manager und Verwalter zu sein.

Freuen sich Ihre Haushälterin Jeanette und ihr Pudel Ivo auch schon auf Ihren Ruhestand?

Ich denke schon. Aber Jeanette geht ja noch nicht in den Ruhestand, sie bleibt noch eine Weile bei mir.

Sie könnten sie ja dann im Ruhestand ein wenig mehr im Haushalt unterstützen.

Das kann ich sicher, aber zum Kochenlernen habe ich ehrlich gesagt keine Lust. Damit habe ich es nicht so. Aber mehr helfen und mit dem Hund ein bisschen mehr und ausgedehnter Gassi gehen, dass mache ich bestimmt.  

Ein Hochamt zur Verabschiedung von Pfarrer Gerhard Koppelstätter beginnt am Sonntag, 22. Oktober, um 9 Uhr in der Stadtkirche. Ab 11 Uhr ist das Abschiedsfest in der Stadthalle. Um 18 Uhr findet ein Kirchenkonzert in der Stadtkirche statt, gestaltet von Münsterkantor Roland Uhl, Domkantor Michael Kaltenbach und Musikstudent Niklas Schmider.