Gertrudis Weiß      Foto: Spinner Foto: Schwarzwälder-Bote

Literarische Reise durch "Heimatsproch" der Regionalgruppe Muettersprochgsellschaft

Hausach (red/am). Das Stüble der Burgschänke war bis auf den letzten Platz besetzt, als Ursula Aberle, Leiterin der Regionalgruppe der Muettersprochgsellschaft, mit einer kurzen Begrüßung den Startschuß zur literarischen Reise durch die "Heimatsproch" gab. "Reiseleiterin" Gertrudis Weiß aus Gengenbach hatte aus den verschiedenen Regionen im Südwesten Mundarttexte zu den drei Themen Muettersproch, Heimat und Herbst ausgesucht, und versprach den Zuhörern, daraus einen Zopf zu flechten, geschmückt mit ein paar bunten Fäden.

Vom Wiesental und dem Hochrhein ging es dann los über Markgräflerland und Kaiserstuhl bis Freiburg. Gedichte im Hebel-Alemannisch zeigten wie ausdruckstark und vielfältig die Mundart sein kann. Gerade jetzt im Herbst durfte natürlich ein Text über "de neie Wii un sini vuschiedene Facette" nicht fehlen.

Als bunter Faden dazwischen eine zeitkritische Geschichte von Stefan Pflaum zum Bau eines "Littewiiler-City-Center" auf der letzten "freiji Flächi" im Freiburger Stadtteil; dort könnte man dann Fernreisen in die freie Natur auf anderen Kontinenten buchen. Auf der Weiterreise gab es in Lahr Kostproben von Philipp Brucker zu "Ziwelkueche" und "Lohrer Amtsditsch". Beim Abstecher nach Hausach im Kinzigtal schilderte das Gedicht "Ackersegen" von Falk-Breitenbach zur Freude des Publikums die mißlichen Folgen, wenn statt der Säcke mit Mostäpfeln irrtümlich Kartoffeln in der Mosttrotte ausgepresst werden.

Über das Renchtal mit einem pfiffigen Eseltreiber erreichte man das Achertal. Hier hatte Gertrudis Weiß eine köstliche Herbstgeschichte des "Bruddlers" gefunden, dessen Versuch, eine allzufest verschlossene Flasche gärenden "Siaßmoscht" zu öffnen, mit erheblicher Verunreinigung von Küche und Oberhemd sowie kritischen Kommentaren von Frau und Tochter endete.

Die Reise führte weiter nach Radolfzell am Bodensee und von dort aus ins Schwäbische, wo unter anderem das oberschwäbische Biberach, Rottenburg, Reutlingen, Stuttgart und das Neckartal als Etappenziele angesteuert wurden. In Gosheim, ihrem Geburtsort, erzählte Gertrudis Weiß wie die "Ahne mit dr Haube Jaddepfel rausdua hot" (die Oma erntet mit der Hacke Kartoffeln).

Einer der Höhepunkte des Abends war schließlich das frei vorgetragene Gedicht "Dr Necker" von Sebastian Blau, der als kleines "Kendle" an seiner Quelle zwischen Schwarzwald und Alb entspringt und auf seinem Weg durch das Schwabenland mehr und mehr erwachsen wird und tüchtig arbeitet, bis er schließlich als stolzer Herr in die Fremde geht: "lauft schnurstracks ens Badisch nei, ond – vor lauter Jomer – versäuft r se em Rhei".

Die Zuhörer zeigten mit ausgiebigem Applaus, dass Weiß mit den vielen Mundart-Beispielen ihres zweistündigen Vortrags nicht nur sehr gute Unterhaltung, sondern auch eine treffliche Schilderung der reichhaltigen Sprachlandschaft gelungen war.