Archivoto: Reinhard Foto: Schwarzwälder-Bote

Schwarzwaldverein Hausach nimmt zu geplanten Windkraftanlagen im Einbachtal Stellung

Nachdem sich mehrere Anwohner gegen sechs geplante Windkraftanlagen im Einbachtal ausgesprochen hatten (wir haben berichtet), bezieht nun auch der Schwarzwaldverein Hausach Stellung. Er sorgt sich unter anderem um die touristische Zertifizierung des Westwegs.

Hausach. Er und Vereinskollegen seien in Bezug auf die sechs geplanten Windkraftanlagen von mehrere Seiten angesprochen worden, berichtet SWV-Vorsitzender Klaus Lehmann im Gespräch mit dem SchwaBo. "Uns war klar: ›Wir müssen in der Sache etwas machen‹", erklärt Lehmann und betont: "Wenn wir gebeten werden, unsere Meinung dazu zu äußern, dann machen wir das rechtzeitig im Vorfeld. Es muss von vorn herein klar sein, welche Meinung wir haben."

Meinung klar machen

Dass der Schwarzwaldverein in Bezug auf Windkraft eine Meinung hat, kommt nicht von ungefähr: "Der SWV wandert nicht nur, er betreibt auch Naturschutz", erklärt Lehmann. Und so verfasste die SWV-Ortsgruppe Hausach nach Absprache mit dem Dachverband eine Stellungnahme, in der er "über die Öffentlichkeit über die möglichen Auswirkungen der geplanten Windkraftanlagen auf das Landschaftsbild, den Tourismus und unser Heimatbild aufklären will", wie es in dem Schreiben heißt. Zwar "befürwortet der Schwarzwaldverein grundsätzlich den Ausstieg aus der Atomenergie und ist bereit, zu einem breiten Konsens in der Bevölkerung beizutragen" und betont: "Wir müssen verstärkt regenerative Energien nutzen, um unsere Umwelt zu schonen. Dazu muss jede Region ihren Beitrag zu leisten. Doch sollte dies landschaftsverträglich gestaltet werden."

Landschaft

Der Verein hebt in seiner Stellungnahme die Besonderheit der Kulturlandschaft des Mittleren Schwarzwalds hervor: "Dieses Landschaftsbild hat sich in Jahrhunderten entwickelt und ist die wichtigste Grundlage des Tourismus’, der einen nicht zu vernachlässigenden Beitrag zur Wertschöpfung in der Region leistet." Gerade aus diesem Grund sei "besondere Sorgfalt bei den Planungen der Windkraftanlagen" nötig und die Auswirkungen des Landschaftsbilds müssten dabei berücksichtigt werden.

Vor allem kritisiert der SWV, dass sich der Windkraftausbau derzeit auf den Mittleren Schwarzwald konzentriert, "weil hier in der Vergangenheit kaum Landschaftsschutzgebiete ausgewiesen wurden und daher keine grundsätzlichen rechtlichen Hindernisse bestehen".

Gefahr für Westweg

Schließlich betont der Verein sein "Engagement für die Bewahrung des Landschaftsbilds und dem Einsatz für die Pflege und Markierung der Wanderwege", zu denen auch der international bekannte Westweg zählt. Dessen touristische Zertifizierung sieht der SWV durch eine Häufung der geplanten Anlagen gefährdet.

Er beschreibt die Planungen im Detail: "Diese sehen vor, dass auf der 4,5 Kilometer langen Westwegstrecke zwischen Hohenlochen und Hirzwasen sechs Windkraftanlagen errichtet werden, die auf dem sehr schmalen Bergrücken wie auf einer Perlenschnur aufgereiht sind. Der Abstand der Anlagen zueinander beträgt im weitesten Falle 1,4 Kilometer, der kürzeste Abstand 500 Meter. Die Anlagen werden eine Gesamthöhe von etwa 200 Metern haben. Der Bergrücken, auf dem sie stehen, erhebt sich im Mittel um 260 Meter über dem Einbachtal und dies bei einer Entfernung zum Talgrund von 1300 Meter. Das bedeutet, dass die Anlage drei Viertel der Berghöhe ausmacht. Damit werden sie das Landschaftsbild des Einbachtals dominieren. Die Bewegung der Rotoren wird diesen Eindruck noch verstärken. Es ist von einer bedrohenden Wirkung auszugehen", führt der Verein in seiner Stellungnahme aus.

Kritik an Aufreihung

Er rät: "Die perlenschnurartige Aufreihung sollte vermieden werden." Der Schwarzwaldverein schlägt stattdessen vor, die Anlagen an bestimmten Standorten in Pulks zu konzentrieren, um nachteilige Landschaftsveränderungen zu minimieren. Denn gerade diese gefährden die touristische Zertifizierung des Westwegs: "Windkraftanlagen werden als technische Bauwerke in naturnaher Landschaft als nachteilig gewertet und mindern den Erlebniswert von Wanderwegen, vor allem dann, wenn sie in Reihung vorkommen und einer ›Industrielandschaft‹ gleichen", schreibt der Schwarzwaldverein.

Eisfall im Winter

Aber nicht nur die Häufung, beziehungsweise perlenschnurartige Aufreihung der Anlagen sieht der Verein als potenzielle Gefahr. Er klammert auch das Thema Eisfall nicht aus: "Wegen drohenden Eisfalls im Winter von den Windrotoren müssen Sicherungsmaßnahmen und ampelgesteuerte Umleitungen der Wanderwege eingerichtet werden, die den natürlichen Verlauf des Westweges verändern", schreibt der Verein. Da der schmale Bergrücken für die dafür nötige Flächeneinhebung aber keinen Platz biete, müssten teilweise Bergkuppen abgetragen werden. "Das sind tief greifende Veränderungen der Berglandschaft. Besonders die Abtragung von Gipfellagen ist für den Schwarzwaldverein nicht hinnehmbar", meint der Verein. Als Folge solcher Maßnahmen könnten bei hoch liegenden Quellhorizonten in der Nähe der planten Windkraftstandorte natürliche Brunnen versiegen und feuchte Waldgebiete austrocknen.

Fazit des Vereins

Das Fazit des Schwarzwaldvereins: "Wir sind der Auffassung, dass die geplanten Anlagen einen negativen Einfluss auf den Tourismus haben können und daher eine sorgfältige und verantwortungsvolle Planung erfordert."

Der SWV sei sich bewusst, dass er als staatlich anerkannter Naturschutzverband zu den Planungen Stellung nehmen kann, aber nicht die Möglichkeit besitze, Windkraftprojekte zu verhindern, auch wenn er sie für überzogen halte.

Bürger informieren

Seine Aufgabe sei es, "bei der Genehmigungsbehörde mit guten Argumenten für einen landschaftsverträglichen Ausbau der Windkraft einsetzen und für seine Ziele werben", wie der Verein schreibt.

Er sieht es dabei als seine Aufgabe an, Bürger und Lokalpolitiker zu informieren und "alles zu unternehmen, damit die nach der Auffassung des Schwarzwaldvereins zu weit gehenden Vorstellungen der Energieunternehmen auf ein vertretbares, an die Schwarzwaldlandschaft angepasstes Maß begrenzt werden", wie es abschließend in der Stellungnahme heißt.