Ulrich Rath (von links), Pfarrer Hans-Michael Uhl und Thomas Waldenspuhl bei der Podiumsdiskussion. Foto: Störr Foto: Schwarzwälder-Bote

Viele Fragen und rege Diskussion bei Podiumsgespräch in Hausach

Hausach (stö). Der Nationalpark Schwarzwald scheint zum Kristallisationspunkt grundsätzlicher gesellschaftlicher Diskussionen zu werden. Dabei steht die Frage nach dem ökonomischen "leisten können" im krassen Gegensatz zum ökologischen und sozialen Wert des Nationalparks. Zu diesem Thema diskutierten Pfarrer Hans-Michael Uhl und Nationalparkleiter Thomas Waldenspuhl mit Schülern und Gästen am Donnerstagabend in der vollbesetzten Aula der Kaufmännischen Schulen in Hausach.

Zu Beginn stellte Waldenspuhl als Nationalparkleiter diesen vor. "Eine Spur wilder versuchen wir zu kreieren – nicht nur in der Verwaltung", schickte er seinen Bildern und Tabellen voraus: "Die Biodiversität der Natur ist unserer Lebensgrundlage." Im Nationalpark gelte die Maxime des Artenschutzes, des Flächenschutzes und des Prozessschutzes: "Die Natur darf Natur bleiben, der Leitgedanke gilt dem Werden, Wachsen und Vergehen." So gebe es ausschließlich im Nationalpark Alters- und Zerfallphasen der Bäume, weil sie im Wirtschaftswald vorher gefällt würden: "Wir haben einen Mangel an Flächen mit natürlicher Entwicklung und Selbstorganisation." Der Nationalpark sei aufgrund der Eigentumsverhältnisse zweigeteilt, der nördliche "Hohe Ochsenkopf" umfasse 2447 Hektar, der südliche "Ruhestein" 7615 Hektar.

"Auf diesen beiden Flächen sollen natürliche Prozesse ohne das Gestalten durch Menschen möglich werden", erklärte er: Ohne vorgefertigtes Wissen über den Weg und das Endprodukt des Prozesses. Einen Prozess zu beobachten bedeute, sich zurücknehmen. Der Holzverlust aus diesem Waldgebiet würde bei 30 000 Erntefestmetern im Jahr liegen und hätte damit auch mehr oder weniger große Auswirkungen auf die Sägewerke der Region.

Im Vorfeld habe es viele emotional geführte Diskussionen gegeben, weil irgendwann die Sachlichkeit ein Stück weit verloren gegangen wäre. Man könne dafür oder dagegen sein, es gebe für beides gute Gründe. Die nächsten 30 Jahre sollen im Nationalpark darauf verwendet werden, ein vielfältiges Waldmosaik zu schaffen, in dem ein vielfältiges Artenvorkommen möglich wird.

"Ich bin gespannt, wie das alles wird", schloss Waldenspuhl seine Ausführungen. In der anschließenden Diskussion erkundigten sich die Schüler nach der Bejagung des Nationalparks, für die das Gleiche gelte wie für die Natur. Derzeit gibt es eine, die in der Kernzone aber eingestellt werde. Ob der Nationalpark auf zwei unterschiedlichen Waldstücken überhaupt Sinn mache, und in wie weit sich der Tourismus kontraproduktiv zum Gedanken des Naturschutzes verhalte, waren weitere Fragen. Ob tatsächlich mehr Arbeitsplätze durch den Nationalpark entstehen, als beispielsweise im Forst und der Sägeindustrie wegfallen würden, konnte Waldenspuhl auch nicht beantworten.

"Aber pro investierten Euro wird derzeit mit einer zwei- bis dreifachen Wertschöpfung gerechnet", meinte er. Den Konflikt zwischen den moralischen Ansprüchen und der Wirtschaftlichkeit verdeutlichte Augustin Wölfle vom Hausacher Sägewerk Streit: "Wir sind mit zehn Prozent Fehlmenge bei der Forst BW betroffen. Das macht bei uns zwei Wochen Fehlbetrieb und mehrere 100 000 Euro Rohertragsschmälerung aus." Das Sägewerk habe in der Vergangenheit die Produktion mit personellem Aderlass zurückgefahren, wenn sie noch weiter zurückgehe, komme man an die Grenze der Wirtschaftlichkeit. Davon seien nicht nur die 80 Mitarbeiter in Hausach betroffen, sondern viele Menschen des Ortenaukreises, die in unterschiedlichen Bereichen für das Sägewerk arbeiteten. Waldenspuhl verwies auf das allgemeine Marktgeschehen und sah den Nationalpark nicht als Hauptursache für fehlende Holzmengen. Die Frage nach der Bedeutung und dem Umgang mit dem "Mangelprodukt Holz" müsse für die Zukunft gestellt werden: "Der Nationalpark ist nicht gewinnorientiert ausgerichtet." u Weitere Veranstaltung: Am Donnerstag, 10. April, findet im Gutacher Freilichtmuseum Vogtsbauernhof eine Podiumsdiskussion zum Thema "Der Nationalpark aus kulturhistorischer Sicht" statt. Der Eintritt ist frei.