Ein Bild, wie für ein Poesiealbum: der syrische Dichter Fouad EL-Auwad (links) und Hausachs Bürgermeister Manfred Wöhrle nach der Rathauslesung Foto: Jehle Foto: Schwarzwälder-Bote

Betörende Dichtkunst von Fouad EL-Auwad für "Im Fokus"-Veranstaltung im Rathaus

Hausach (eve). Sehr gut besucht war am Sonntag die Rathauslesung "Im Fokus 2: Syrien", die zweite Veranstaltung der neuen Leselenz-Reihe.

"Länder, die uns bewegen und die wir aufmerksam wahrnehmen, stehen im Mittelpunkt dieser Veranstaltungsreihe", sagte Kurator José F. A. Oliver eingangs und kündigte eine Fortsetzung nächstes Jahr an. Bei aller Ernsthaftigkeit des Gesprächs zwischen dem syrischen Dichter Fouad EL-Auwad und Moderator Andreas Öhler zur kritischen Lage in Syrien, war es dann ein Genuss, den wortgewandten Männern zuzuhören.

"Drei Monate Vorbereitung für eine Dreiviertelstunde Lesung", merkte EL-Auwad an und schob gleich nach: "Aber arabische Zeit, haben Sie Ihre Vorräte mitgebracht?" Das nachfolgende Gedicht in arabisch vorgetragen, erreichte direkt die Herzen der Zuhörer. "Was heißt das", fragte Öhler und bekam zur Antwort: "Das ist ein Liebesgedicht". "Ja, das spürte man, aber was heißt das auf Deutsch", ließ der Moderator nicht locker und so übersetzte der Dichter aus dem Stegreif "tanzend unter deinen Füßen wachsen Rosen, neigt sich die Morgendämmerung zu dir".

Der Name Fouad EL-Auwad bedeutet übersetzt "Herz des Lautenspielers". "Er heißt, wie er dichtet und ist einer der größten arabischen Dichter", stellte Öhler den Poeten vor. Geboren in Damaskus, der Urzelle des Bildungswesens, lebe EL-Auwad seit über dreißig Jahren in Deutschland. Ein Germanistik-Seminar habe der Syrer nie von innen gesehen, EL-Auwad hat Architektur studiert.

"In der Sprache suchst du die Musik, in der Musik die Architektur und in der Architektur die Metapher", bringt Öhler das Können des Baumeisters der schönen Künste und Wohnstätten in eine Gleichung. Fouad EL-Auwad spürt in sich die alte Kultur Mesopotamiens und fühlt sich seiner Geburtsstadt Damaskus tief verbunden. Seine akademische Ausbildung aber habe er in Deutschland erhalten, er lebe hier und sei so von beiden Lebensweisen beeinflusst. Beide Kulturen erkennen in seinen Arbeiten die Präsenz der jeweilig anderen und ermöglicht EL-Auwad auf der literarischen Ebene zwischen der arabischen und der europäischen Welt Brücken zu bauen.

"Was in Damaskus passiert, berührt mich und findet Ausdruck" nimmt der Dichter Stellung zum dort herrschenden Bürgerkrieg. Er äußere sich politisch, sei aber nicht im herkömmlichen Sinn aktiv. Der Bürgerkrieg sei weit mehr als ein regionales Problem und die Syrer geben die Hoffnung nicht auf, dass durch Verhandlungen der internationalen Gemeinschaft ähnlich wie nach dem Krieg im Libanon wieder Frieden möglich wird.