José F. A. Oliver nimmt den Basler Lyrikpreis entgegen. Foto: Literaturhaus

José F. A. Oliver bekommt Auszeichnung und wird von einem Bus voller Freunde und Fans nach Basel begleitet.

Hausach - Es war ein Weihnachtsgeschenk mit verzögerter Wirkung: Einen Bus voller Menschen und eine Feier im Hausacher "Löwen" schenkten Freunde und Verwandte dem Lyriker José F. A. Oliver. In weiser Voraussicht hatten sie damit den Tag vorbereitet, an dem der Hausacher Dichter in Basel den Basler Lyrikpreis entgegen nehmen sollte.

Den Bus füllten die Schenkenden gleich selbst: Rund 50 Fans, darunter die komplette Familie des Lyrikers und die Engagierten vom Hausacher Leselenz, bildeten die Begleitung ins Literaturhaus Basel, wo er am Samstagabend den Lyrikpreis überreicht bekam.

Oliver erhielt den Preis für ein laut Jury "umfangreiches, beeindruckendes Werk, das traditionsbewusst und innovativ zugleich zwischen Sprachen und Kulturen pendelt". Die Preisverleihung fand im Rahmen des zwölften Internationalen Lyrikfestivals statt.

"José F.A. Olivers Gedichte sind mehrstimmige Klangkörper, in denen Gedanken und Gefühle ineinander über- und aufgehen", lautet der Text der Pressemitteilung. Er selbst bezeichnet dieses Moment als "Gedankenfühle": Es entsteht immer dann, wenn die Sprache das Verständnis transzendiere und das lyrische Ich im Wort, in der Wortwerdung, zu einer Identität findet, die jenseits aller Konventionen liege.

"José Oliver hat seine Poesie ganz tief in die deutsche Sprache eingeschrieben, eingegraben, ja, die deutsche Sprache mit ihr umgegraben", schrieb der Schriftsteller und Literaturwissenschaftler Harald Weinrich über ihn.

Der Dichter selbst bedankte sich mit eigenen Werken, einem a-capella vorgetragenen Lied und Werken des andalusischen Dichters Federico Garcia Lorca.

José F.A. Oliver wurde als Kind andalusischer Gastarbeiter 1961 in Hausach im Kinzigtal geboren. Nach dem Abitur studierte er in Freiburg Romanistik, Germanistik und Philosophie. Seit den 1980er-Jahren lebt er als freier Schriftsteller in seiner Heimatstadt Hausach, unterbrochen von Auslandsaufenthalten in der Schweiz, Spanien, Ägypten, Peru und den USA.

Sein erster Lyrikband, der den programmatischen Titel "Auf-Bruch" trug, erschien 1987 im Verlag Das Arabische Buch. Ihm sind bislang vierzehn weitere Bücher gefolgt, zuletzt der Essayband "Mein andalusisches Schwarzwalddorf" (2007) und die Gedichtsammlung "fahrtenschreiber" (2010), sowie das Lehrbuch "Lyrisches Schreiben im Unterricht: Vom Wort in die Verdichtung". Für seine poetische Arbeit hat Oliver bereits mehrere Preise erhalten, unter anderem den Adelbert-von-Chamissio-Preis (1997), den Kulturpreis von Baden-Württemberg (2007), den Thaddäus-Troll-Preis (2009).

Oliver ist Kurator des 1998 von ihm ins Leben gerufenen und alljährlich stattfindenden Literaturfestivals Hausacher LeseLenz.

Mit dem Basler Lyrikpreis zeichnen Lyrikerinnen und Lyriker von der Basler Lyrikgruppe jährlich das Werk einer Kollegin oder eines Kollegen aus.

Ausdrücklich belohnt werden sollen mit dem Preis die Innovationskraft und der Mut von Dichtern, gegen den Strom zu schwimmen. Der Basler Lyrikpreis ist mit 10 000 Franken dotiert und wird einmal jährlich während des Internationalen Lyrikfestivals Basel verliehen.

Nach der Verleihung im Basler Literaturhaus machten sich Oliver und seine Hausacher Begleiter auf den Rückweg ins Kinzigtal. Im Hausacher "Löwen" wurde dann noch ein Weilchen gespeist und gefeiert.

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