War es der Luchs? Nachdem ein Schäfer in Gutach ein gerissenes Lamm gefunden hatte, kam ihm der Verdacht, der Täter der Luchs sein könnte, der vor Kurzem in Hausach in eine Fotofalle tappte. (Symbolfoto) Foto: dpa

Schäfer in Gutach verdächtigt Hausacher Kleinkatze. Veterinärmedizinische Untersuchung wird Klarheit schaffen. Mit Kommentar.

Hausach/Gutach - War es der Luchs? Nachdem ein Schäfer in Gutach ein gerissenes Lamm gefunden hatte, kam ihm der Verdacht, der Täter der Luchs sein könnte, der vor Kurzem in Hausach in eine Fotofalle tappte. Es gibt ein paar Anhaltspunkte, die dafür, aber auch viele, die dagegen sprechen.

"Es handelt sich um einen Verdacht", betont Matthias Faecker. Er ist der Wildtierbeauftragte des Ortenau-Kreises. "Erst eine veterinärmedizinische Untersuchung wird Klarheit schaffen, ob ein Luchs das Lamm getötet hat."

Diese Untersuchung übernimmt die Forstliche Versuchanstalt (FVA) in Freiburg. Sie hat den Kadaver abgeholt, und führte gestern die Sektion durch. "Ich habe schon einen Blick auf das tote Schaf geworfen und meiner Meinung nach spricht nicht alles für einen Luchs", meinte Micha Herdtfelder von der FVA gestern. So konnte er keinen für den Luchs typischen Kehlbiss entdecken.

Allerdings seien diese Bisse auch nicht immer auf den ersten Blick sichtbar. "Erst die pathologische Untersuchung wird eindeutig zeigen, ob ein Kehlbiss vorhanden ist oder nicht." Für einen Luchs spreche, dass das Tier zuerst von hinten angefressen wurde, was dem Fressverhalten dieser Katzen entspreche.

Ist nach der Untersuchung immer noch nicht eindeutig geklärt, ob es wirklich ein Luchs war, der das Lamm gerissen hat, werde eine DNA-Analyse vorgenommen. "Dafür wird eine Probe an das Senkenberg-Institut in Frankfurt geschickt", erklärte Herdtfelder. "Dann kann es bis zu sechs Wochen dauern bis das Ergebnis da ist. Bei einer Eilprobe könnten wir in zehn Tagen mehr wissen." Bis dahin hat die FVA eine Kamera aufgestellt. "War es ein Luchs, wird er nämlich zurückkehren, um die Reste seiner Beute zu verzehren", so Herdtfelder.

"Falls ein Luchs der Täter ist, steht dem Besitzer des Schafs auf jeden Fall eine Entschädigung aus dem Luchs-Fond des Landes zu", sagt Faecker. Wie hoch diese ausfällt, hänge vom Wert des gerissenen Tiers ab.

Alois Franz, Schäfer aus Haslach, verliert Lämmer vor allem durch den Fuchs, wie er sagt: "Der holt mir pro Jahr bestimmt zehn Stück. Meistens ganz junge Tiere, die erst ein bis zwei Tage alt waren." Sorgen machen ihm aber weniger der Fuchs oder der Luchs als viel mehr Krähen, "Dass die mir ein junges Schaf holen, passiert öfter mal."

Kommentar: Hysterie ist unangebracht

Von Charlotte Reinhard

Der Luchs ist ein Raubtier, oder um es politisch korrekt zu sagen: ein Beutegreifer. Er tötet andere Tiere, um zu überleben. Meistens Rehe. Aber es kann auch vorkommen, dass ein Schaf ihm zum Opfer fällt, wenn sich die Gelegenheit bietet. Jetzt, wo der eine oder andere Luchs im Schwarzwald umherstreift, leben Schafe jedenfalls nicht mehr so sicher wie früher. Dennoch ist Hysterie unangebracht und Sachlichkeit gefragt.

Es besteht bisher nur der Verdacht, dass ein Luchs das Schaf gerissen hat. Und selbst wenn ein Luchs der »Täter« gewesen sein sollte, so werden solche Fälle wohl eher die Ausnahme bleiben. Denn wie Micha Herdtfelder bereits bei unserem ersten Bericht zum Luchs in Hausach sagte, ist es unwahrscheinlich, dass sie sich im Schwarzwald ohne das Zutun von Menschen dauerhaft ansiedeln. Sie brauchen andere Luchse in der Nachbarschaft, denn auch sie wollen sich fortpflanzen. Die Exemplare, die hier auftauchen, sind meistens jung, männlich und auf Wanderschaft. Sie werden die Region wohl wieder verlassen.

Da Luchse außerdem immer nur ein Tier reißen, werden sich die Schäden in Grenzen halten. Das Schadenspotenzial sollte schlussendlich auch nicht darüber entscheiden, wie mit einer Art umgegangen wird. Der Schwarzwald rühmt sich für seine Artenvielfalt. Da sollte sich jeder über eine so seltene Art wie den Luchs freuen.