Er gilt als einer der aussichtsreichsten Kandidaten für den Literaturnobelpreis: der syrische Dichter Adonis. Seine Gedichte übersetzte und las Fouad El-Auwad. Foto: Störr

Organisatoren wie Besucher werden bei Eröffnung in Hausach reich beschenkt: Dichter Adonis in der Stadthalle.

Hausach - Der Hausacher Leselenz ist 18 Jahre alt geworden und feiert diesen Geburtstag "meerseitig – mehrsaitig". Mit den Lesungen des Eröffnungsabends sind am Freitag Organisatoren wie Besucher in der Hausacher Stadthalle reich beschenkt worden.

Die Hausacher Stadthalle war sehr gut besucht, als Bürgermeister Manfred Wöhrle in die Anfänge des Hausacher Literaturfestes zurückblickte: "Am 20. März 1998 war der erste Leselenz mit 13 Gästen im ehemaligen Café Vetter und wurde von der Öffentlichkeit kaum wahrgenommen." Durch das unermüdliche Engagement José F. A. Olivers habe sich der Leselenz dann "kometenhaft zu einem Literaturfest ersten Ranges entwickelt".

In wenigen Jahren sei es auf ein Niveau geführt worden, das überall große Beachtung und Anerkennung finde – "und in seiner Außenwirkung für Hausach nicht zu toppen ist". Der Leselenz sei mit vielen Helfern im Hintergrund große gezogen worden und habe mit seinen 18 Jahren die Reifeprüfung längst bestanden.

"Es ist dein Kind – es ist dein Verdienst. Zu allem kann man nur gratulieren und dich als jung gebliebenen Ideengeber zu der beginnenden Erwachsenenzeit beglückwünschen", meinte Wöhrle in Richtung Oliver. Ein großer Applaus des Publikums unterstrich diese Glückwünsche. Zu Beginn sei das Literaturfest mit 5000 Mark zu bewältigen gewesen, mittlerweile würden etwa 120 000 Euro dafür aufgewendet. 40 000 Euro trage der Förderverein Leselenz, weitere 45 000 Euro würden aus Stiftungsgeldern stammen.

Martin Gutsche trat als Kuratoriumsvorsitzender der Neumayer-Stiftung ans Mikrofon und informierte die "Volljährigkeitsveranstaltungsteilnehmer" über den Hintergrund und die Förderkriterien der Stiftung: "Die Faszination des Leselenzes besteht im Perspektivenwechsel, den verschiedenen Künsten um das Wort und den verschiedenen Veranstaltungsorten." Der Leselenz habe die Alten und die Jungen im Blick, womit der Stiftungsleitsatz – "Die Menschen achten, stärken und unterstützen" – bei den Autoren passend umgesetzt werde. "Der Leselenz ist gut verankert und entspricht damit der Nachhaltigkeit im Sinne der Förderrichtlinien."

Das Herzstück des Abends waren die Lesungen des Syrischen Dichters Adonis, des Marokkaners Mohammed Bennis und von Joachim Sartorius, der schon mehrfach beim Leselenz zu Gast war. Musikalisch umrahmt von Frank Golischewski und seiner Interpretation Chopins suchte Moderator Michael Serrer zu Beginn der Lesungen etwas Verbindendes in den Texten. "Alle Autoren verbinden die Poesie mit der Politik und die Lyrik mit der Gesellschaft – und sie haben alle einen Bezug zu anders gearteter Kunst." Zwischen der gegenstandslosen Musik und der gegenständlichen Architektur würden sich die Literatur und die Malerei bewegen. Dabei sei es bei jedem der drei Dichter interessant, wie die künstlerische Sprache eingesetzt werde. "Wenn man die eigene Sprache gefunden hat, wird man frei im Schreiben."

Allein der fremde Klang der arabischen Sprache und die Interpretation der Autoren verlieh dem Abend etwas Besonderes. Übersetzt ins Deutsche hieß es bei Mohammed Bennis beispielsweise: "Hier errichten wir dem Lachen eine Bleibe, gemeinsam mit dem Licht, das vom Horizont fließt." Und so war dann auch das Wasser eine verbindende Metapher der drei Autoren, die immer wieder auftauchte.

Etwa bei Joachim Sartorius, wenn er von "Alexandria, deren einzige Uhr das Meer war" las oder bei Adonis, "Rosen und Tauwasser hast du in meinem Körper hinterlassen – und einen Wald von Farben." Ob der lange anhaltende Applaus des Publikums Adonis am Ende tatsächlich zum Literaturnobelpreis tragen wird, kann wohl erst in drei Monaten beurteilt werden. Mit einem Gesamtkunstwerk aus Saxophon und seiner Stimme gab Hayden Chisholm den Gästen am Ende ein ganz besonderes Geschenk mit auf den Weg.