Trotz der Erkrankung der Tochter eine glückliche Familie (von links): Fiona, Melanie Kern, Luca und Heiko Kern. Foto: Christiane Agüera Oliver

Hausach - Anfang September hat sich für Melanie und Heiko Kern aus Hausach die Welt verändert. Ihre zweieinhalbjährige Tochter Finja erkrankte an einem bösartigen Tumor, der im Bauch sitzt. Finja ist das Bärenkind 2012 und wird im Advent im Mittelpunkt der Anne-Meier-Aktion stehen."Wir wollen uns nicht verstecken", berichtet Melanie Kern, dem Schritt in die Öffentlichkeit sei jedoch eine lange Überlegung vorausgegangen. Die Kerns meiden Orte, an denen viele Menschen sind, um ihre immungeschwächte Tochter nicht einer Infektions-Ansteckung auszusetzten. Penibel achten sie darauf, was Finja isst, dass Schuhe vor der Wohnungstür ausgezogen und dort auch Hände desinfiziert werden.

Die Fachangestellte für Bürokommunikation arbeitet beim Landratsamt Freudenstadt und der Elektromeister ist als Kundendienstleiter bei der FGS (Fleischerei- und Gastronomieservice Baden eG) beschäftigt. Beide stammen aus Schapbach und wohnen seit Mai 2011 in der Hausacher Breitenbachstraße. In Schapbach waren sie weiterhin engagiert, beide bei der Narrenvereinigung Käfzgenschneller, Heiko Kern als Bereitschaftleiter im Roten Kreuz. Seit der Erkrankung dreht sich jedoch alles um ihre Tochter. Als "Riesen-Chaos" beschreibt Heiko Kern die Situation. Finja wirkte wegen einer Harnwegsentzündung schlaff. "Alles spielte sich zwischen Bett und Sofa ab, wir haben unser eigenes Kind nicht mehr erkannt", so die Mutter. Dass eine Entzündung im Mund mit den Zähnen zu tun hat, war der erste Gedanke. Vom Zahnarzt ging es in die Freiburger Zahnklinik und direkt weiter in die Onkologische Ambulanz. Den ganzen Nachmittag sei die kleine Finja untersucht worden, abends gab es dann die vorläufige Diagnose: "Etwas Bösartiges".

Sieben Tage lang folgte stationär "ein Marathon an Untersuchungen", bis sich die Diagnose bestätigte. Sofort wurde mit der Chemotherapie begonnen. Melanie und Heiko Kern weichen seither nicht von der Seite ihrer Tochter. Auf den vierwöchigen stationären Aufenthalt folgten im Wechsel zwei Wochen daheim und eine Woche Klinik. Alle drei Tage muss Finja zudem in die Klinik zu Blut- und Zwischenuntersuchungen. Dass der kleine Luca, der Ende August geboren ist, dabei ist, hilft Finja. Er darf in ihrem Bett liegen. Immer wieder schmust Finja mit dem kleinen Bruder und lächelt ihn liebevoll an.

"Es ist wie ein Schock, man kann es überhaupt nicht beeinflussen"

Wenn das Mädchen im Krankenhaus liegt, wohnt die Familie im angegliederten Elternhaus. "Dort haben wir nur positive Erfahrungen gemacht", erzählen Melanie und Heiko Kern. "Es ist wie ein Schock, man kann es überhaupt nicht beeinflussen". Eine wichtige Unterstützung erfährt die Familie durch Psychologen und Sozialarbeiter, auch durch andere betroffene Eltern, "die im gleichen Boot sitzen".

Finja selbst nimmt alles tapfer auf sich, die Chemotherapie verträgt sie gut. Durch den Tumor bildeten sich Metastasen im Oberschenkel, deshalb ist ihr rechtes Bein eingeschient. "Der Oberschenkel könnte wegen der instabilen Knochen brechen", erklärt Heiko Kern. So wird Finja getragen oder sitzt im Kinderwagen. Sie versteht, dass sie nicht draufstehen darf und akzeptiert es. Überhaupt sei das Mädchen sehr weit und auch vernünftig. "Das macht vieles einfacher", erklärt die Mutter. Die stationären Aufenthalte machen Finja nichts aus, wenn Schläuche und Infusionsständer zu ihrem Alltag gehören. "Es tut ihr gut, dort mit anderen Kindern zusammen zu sein, es wird gebastelt, gespielt und auch gelacht", erzählen die Eltern.

Im Moment leben und denken die Kerns von Tag zu Tag und kämpfen gemeinsam gegen den Krebs. "Wir müssen auf die Ärzte und Medizin vertrauen", sagt der Vater. "Wichtig ist dabei, dass wir für Finja positiv bleiben und uns somit selbst davor schützen". Und diesen positiven Eindruck vermitteln Melanie und Heiko Kern.

Finja grinst derweil nach jedem genüsslichen Bissen von ihrem Pudding. Sie spielt und lacht trotz ihres Handicaps und erzählt, wo sie hingehen wird, wenn das Ding in ihrem Bauch "kaputt" ist: "in den Kindergarten".