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Hausachs Bürgermeister spricht über Entwicklung der Kinzigtalbad-Planungen.

Herr Wöhrle, an welchem Punkt befindet man sich derzeit auf dem Weg zum Kinzigtalbad?

Wo befindet man sich gerade beim Freibad?

Die Variante von der Bürgerinitiative Hausach wurde am 26. September im Gemeinderat vorgestellt. Der Rat selber favorisiert aus den Diskussionen und vielen Möglichkeiten, die vorgestellt wurden, beim Freibad ebenfalls die Variante 4.0, die eine drei-Becken-Variante, einen Spielbereich für Kleinkinder vorsieht und im Bereich der Gebäude Sommerumkleiden ebenso vorsieht – das alles für 3,15 Millionen Euro netto. Da steht ein Beschluss ganz bewusst noch aus, da die Bürgerinitiative angekündigt hatte, dass sie sich um einen eigenen Vorschlag kümmern möchte. Der Gemeinderat wird hierüber am 24. Oktober entscheiden. Beim Kinzigtalbad hat die Stadt Hausach bereits gesagt: "Diese Variante wollen wir."

Sie begleiten das Projekt nun schon ein paar Jahre. Wie hat es sich über die Jahre entwickelt?

Die ersten Ideen gibt es schon seit Anfang 2000. Es gab ja immer mal wieder unterschiedliche Überlegungen in die Richtung, zum Beispiel für ein großes, gemeinsames Erlebnisbad im Bereich des Rossbergerhofs, aber angesichts der für dieses Projekt berechneten aufgezeigten Kosten wurde die Überlegung relativ schnell ad acta gelegt. Das war noch vor meiner Zeit als Bürgermeister.

Wissen Sie noch, wie viel dieses Erlebnisbad gekostet hätte?

Da dürfen Sie mich nicht festlegen, aber ich meine, damals war die Rede von etwa 30 Millionen D-Mark.

Wie beurteilen Sie die Entwicklung der ersten Überlegungen bis zum heutigen Planungsstand?

Natürlich hätte man immer gerne, dass alles schneller geht, keine Frage. Die Schwierigkeiten, die es auf dem Weg bisher immer wieder gegeben hat, auch durch die plötzlich aufgetretene Kostensteigerung in dieser Höhe, klar, die tragen dazu bei, dass sich das Projekt zeitlich verzögert hat – weil die Gemeinderäte eben immer wieder entsprechende Beschlüsse zu fassen haben. Das ist ja auch in Ordnung. Sie sind das Gremium, das für jede Gemeinde diese Beschlüsse mitzutragen hat. Das kritisiere ich nicht, das ist einfach der normale Lauf.

Wie beurteilen Sie die Tatsache, dass eine BI im Prozess mitmischte? Hat das den Prozess nicht noch weiter aufgehalten?

Der BI ist von Anfang mitgeteilt worden, dass aus unsere Sicht, aus Wirtschaftlichkeitsgründen für beide Bäder die Lösung, die Technik im Ganzjahresbad unterzubringen, die sinnvollste und wirtschaftlichste ist. Im Moment ist das mit den beiden Varianten 4.0 gegeben.

In Hausach befürchten viele, dass ihr Freibad durch die neuen Planungen an Qualität verliert (Stichwort Wasserfläche, Kinderbereich, Bahnlänge). Sind diese Befürchtungen berechtigt?

Wenn man die jetzige Wasserfläche betrachtet, ist das sicher auf dem ersten Blick ein tolles Bad. Sicherlich auch ein Bad mit einer der größten, wenn nicht sogar der größten Wasserfläche in der Region. Aber ich muss betonen, es war von Anfang an klar, dass wir diese Wasserfläche nicht aufrecht erhalten können – natürlich auch mit dem Hintergrund, dass sich im Kinzigtalbad etwas tut. Wer jetzt Freibadbesucher ist, der weiß, dass es zwar Spitzentage gibt, aber die geplante Badgröße einem normalen Besuch immer gut entspricht.

Viele werfen dem Planer vor, dass nicht ersichtlich ist, wie die Kostenerhöhung zustande kam. Wie erklären Sie die Kostenexplosion?

Dass eine Kostensteigerung von dem damals geschätzten 8,5 Millionen Euro eintreten würde, das braucht man heute niemanden mehr zu sagen, dass das klar war. Dass wir letzen Endes bei 12,3 Millionen Euro landen würden, das war auch für uns eine Überraschung. Wir haben gesagt, wenn wir 2014 starten, müssen wir mit 9,5 Millionen Euro rechnen. Aber wir haben ja auch die Planung fort entwickelt. Es gab immer wieder Aussagen, wenn wir gemeinsam ein Bad bauen, dann muss dieses Bad eine gewisse Wertigkeit haben: Es muss eine gewisse Wasserfläche haben, es muss gewisse Angebote für die Jugend, für die Kinder, die Familien abdecken und auch für die ältere Generation. Die Kostenentwicklung war für uns alle überraschend, aber dass diese nicht bei dem Betrag 9,5 Millionen Euro bleiben würden, damit musste man rechnen – zumal wir mittlerweile im Jahr 2016 sind. Und die Baupreise bleiben nicht stehen.

Manche Regionalplaner empfehlen den Gemeinden im Kinzigtal, verstärkt auf Zusammenarbeit zu setzen. Das Kinzigtalbad wäre ein Beispiel für eine solche Kooperation. Gibt es noch andere Projekte, die gerade laufen oder geplant sind?

Das Kinzigtalbad wäre ein gutes Beispiel, ja, aber wir haben auch noch andere. Was noch stärker überregional ist, ist die Wasserversorgung Kleine Kinzig. Im Bereich Feuerwehr haben wir, um Kosten zu sparen, zusammen mit Seelbach ein Fahrzeug angeschafft und arbeiten mit anderen Städten und Gemeinden beim Atemschutz und der Schlauchpflege zusammen. Auch im Tierschutz mit dem Tierheim, das gerade gebaut wird, sind wir interkommunal unterwegs. Da, wo es Sinn macht, auch im Kleinen ohne dass man gleich einen Zweckverband oder so gründen muss, versuchen wir schon zusammenzuarbeiten.

Was könnten Sie sich noch an interkommunalen Projekten vorstellen?

Denkbar ist vieles. Aber der Tourismus wäre ein prädestiniertes Beispiel. Oder das Thema Kinzigtalcard, wo das Ganzjahresbad eine nicht unwesentliche Rolle spielt.

Haben die Schwierigkeiten beim Bad Auswirkungen auf andere interkommunale Projekte?

Ich hoffe nicht. Man muss jedes Projekt für sich sehen. Aber wenn das Kinzigtalbad scheitern sollte, ist das natürlich eine ganz schwierige Situation für diejenigen im Zweckverband, die die Absicht hatten, ein Bad gemeinsam zu bauen – und natürlich politisch nach außen für die Region. Wir haben um Zuschüsse vom Land und Kreis gekämpft und haben erstmals einen Strukturzuschuss bekommen. Wenn so etwas scheitert, kann man das nicht von einem Tag auf den anderen aus den Köpfen tilgen.

Kann es passieren, dass das Bad noch baden geht?

Ich will den Ball jetzt nicht nach Wolfach spielen. Aber wenn wir erneut über Finanzierungen diskutieren müssen, dann sehe ich den Baubeginnszeitpunkt als nicht haltbar an und damit entsteht die große Gefahr, dass die Gemeinderäte nicht noch einmal mit der Diskussion anfangen wollen, zumal die bisherigen Diskussionen ja niemandem leicht gefallen sind.

Mit Baubeginnszeitpunkt meinen Sie den 30. Juni 2017. Warum muss der Bau da starten?

Wir haben den Tourismuszuschuss am 19. Dezember 2104 erhalten. Da gab es schon Hinweise, dass wir mit dem Bau beginnen sollen. Am 1. Januar 2015 haben wir den Zweckverband gegründet und haben dann schon einmal um ein Jahr verlängert. Und jetzt noch einmal. Irgendwann ist die Geduld des Zuschussgebers am Ende. Das ist auch verständlich, weil andere deswegen mit ihren Zuschussanträgen noch nicht zum Zuge gekommen sind. Dass man das Geld nicht ewig blockieren kann, weil wir nicht in die Gänge kommen, da kann der Zuschussgeber nichts dafür.